Caritas Pirckheimer
auch: Charitas,
auch: Pirkheimer
Taufname: Barbara
Gedenktag katholisch: 19. August
Name bedeutet: die Liebe (latein.)
Barbara war das älteste von neun Kindern des Hans Pirckheimer und Barbara, geb. Löffelholz. Der einer Nürnberger Patrizierfamilie enstammende Vater hatte in Padua studiert und war dann Berater des Eichstätter Bischofs von Wilhelm von Reichenau, seines ehemaligen Studienkollegen in Padua. Barbaras Bruder Willibald war ein Freund von Albrecht Dürer, Ratsherr in Nürnberg und ein bedeutender Vertreter des deutschen Humanismus. Um 1475, als ihr Vater als Rat des Herzogs Albrecht von Bayern nach München zog, wurde Barbara zu ihren Großeltern nach Nürnberg gebracht, die sie 1479 zur weiteren Ausbildung den Klarissen im Kloster St. Klara in Nürnberg übergaben.
Wohl 1483 trat sie mit dem Ordensnamen Caritas dem Orden bei, war zuerst Novizenmeisterin und wurde 1503 Äbtissin. Mit zahlreichen Humanisten stand die hochgebildete Frau in regem Briefwechsel. Sie lehrte ihre Schwestern die Bibel, Theologie und die Schriften der Kirchenväter in Lateinisch und Deutsch. Die Bildung des Geistes sollte dabei mit mystischer Tiefe der Religiosität verbunden werden.
Nach dem Beginn der reformatorischen Bestrebungen in Nürnberg ab 1525 sollte auch die Aufhebung aller Klöster
beschlossen werden. Als einziges Kloster leistete das
Klarakloster der Caritas Pirkheimer dagegen
Widerstand, den sie in ihrer Schrift Denkwürdigkeiten
dokumentierte. Die Auseinandersetzung ging um die Frage, ob
das Ordensgelübde nicht ein Versuch sei, sich durch gute Werke Gnade und Heil erwerben zu wollen; ihm trat Caritas
theologisch versiert entgegen. Sie war stets zum Dialog bereit, beharrte aber auf der Achtung der Gewissen als letzter
Instanz. 1529 besuchte Philipp Melanchthon die Äbtissin Caritas, um
sie und ihr Kloster für die Reformation zu gewinnen, aber Caritas schloss sich der neuen Lehre nicht an; ihr guter Ruf
und Melanchthons Fürsprache retteten dennoch den Fortbestand ihres Klosters.
Weil die Aufnahme von Novizinnen und der Empfang der Sakramente verboten waren musste nach Caritas' Tod das Kloster St. Klara wegen Nachwuchsmangel aufgegeben werden.
Caritas' Grab an der St.-Klara-Kirche in Nürnberg wurde 1959 wieder gefunden und 1960 in diese Kirche übertragen. Die Akademie der Erzdiözese Bambergund deren Internationales Jugendzentrum an St. Klara in Nürnberg tragen heute ihren Namen.
Kanonisation: Der Seligsprechungsprozess ist eingeleitet.
Worte von Caritas Pirckheimer
In ihrem Brief an den bedeutendsten deutschen Humanisten Konrad Celtis (1459 bis 1508) vom
März 1502 dankt Caritas Pirckheimer ihm, dass er sich mit den Schriften einer Frau beschäftigt und überhaupt
das Geschlecht der Frauen nicht geringschätzt:
Ich kann noch jetzt mein Staunen nicht verbergen, dass ein so ausgezeichneter Lehrer und erfahrener
Philosoph mich, ein ungelehrtes und einfältiges Mädchen, bei der weder Wissenschaft noch Beredsamkeit, noch
irgend etwas des Lobes Würdiges erfunden werden mag, durch sein süßestes Schreiben zu grüßen würdigt. Ich
gestehe denn also, dass Ihr nach der Meinung des Weisen gehandelt, welcher spricht:
Je größer Du bist, desto
mehr demütige Dich in allem!
… Übrigens erhielt ich auch voriger Tage von Eurer Herrlichkeit die
lieblichen Schriften der hochgelehrten Jungfrau
Hroswita, die Ihr mir, der unbedeutenden
Frau, ohne irgendein Verdienst von meiner Seite gewidmet habt. Ich sage und bewahre auch dafür ewigen Dank.
Denn ich freue mich, dass der, der den Verstand verleiht, nicht nur Gesetzeskundigen und Gelehrten tiefe
Weisheit mitzuteilen pflegt, sondern auch dem schwachen Geschlecht und Geringgeachteten einige Brosamen nicht
versagt, die vom Tische reicher Gelehrten fallen. An jener höchst klugen Jungfrau hat sich bewahrheitet, was
der Apostel sagt: Was schwach ist vor der Welt, erwählt Gott, um das Starke zu beschämen.
(1.
Korintherbrief 1, 27) Zu preisen ist in Wahrheit der gütige Geist, dessen Gnade jenes jungfräuliche Genie mit
solchem Glanz der Wissenschaft und des Fleißes schmückte und verherrlichte. Alles Lobes und Preises wert ist
auch Euer demütiger Eifer, mit dem Ihr die Schriften und Gedichte einer schwachen Frau studiertet, ans Licht
brachtet und drucken ließet. Ihr verachtet also nicht das schwache Geschlecht, noch den niederen Stand einer
armen Nonne. Ich kann es nicht verschweigen: Ihr habt hier gegen die Gewohnheit vieler Gelehrten, vielmehr
Hochmütigen, gehandelt, die sich fälschlich erheben und alle Worte, Handlungen und Darstellungen der Frauen
so sehr geringschätzen, als hätten nicht beide Geschlechter einen Schöpfer, Erlöser und Seligmacher und die
nicht wahrnehmen, dass die Hand des höchsten Künstlers bisher noch nicht verkürzt ist. Er hat den Schlüssel
der Wissenschaft, teilt den Einzelnen mit, wie Er will, denn Er sieht nicht auf die Person. O wie weise habt
Ihr hierin den weisesten hl. Hieronymus nachgeahmt, der auch unser
Geschlecht keineswegs verachtete und sich nicht scheute, gottgeweihten Jungfrauen auf ihre Bitten heilige
Schriften auszulegen, was unfähige und träge Männer ganz vernachlässigt hatten.
Quelle: Briefe von, an und über Caritas Prickheimer (aus den Jahren 1498 - 1530. = Caritas Pirckheimer - Quellensamlung, 3. Heft, hrsg. v. Josef Pfanner. Landshut 1966, S. 9 - 11
Zitat von Caritas Pirckheimer:
Im Brief vom 25. April 1502 mahnt sie Konrad Celtis, dem Glauben vor der Vernunft, der
mystischen Theologie den Vorzug vor der Philosophie zu geben:
Euer Würden kennt mich, Eure unwürdige Schülerin, als Eure begeisterte Anhängerin und ich darf
hinzusetzen, als die Liebhaberin Eures Seelenheiles. Deshalb bitte ich Euch auf das dringlichste, die
weltliche Philosophie zwar nicht aufzugeben, sie aber höher zu entwickeln, das heißt von den Schriften der
Heiden zu den heiligen Büchern, von dem Irdischen zum Himmlischen, vom Geschöpfe zum Schöpfer Euch zu erheben.
Denn wohin würden alle Kreaturen geraten, wenn der Schöpfer sie preisgäbe? Dies könnte leicht geschehen, wenn
wir - was ferne von uns sei - die Geschöpfe dem Schöpfer vorzögen. Obgleich daher keine Wissenschaft, noch
irgendeine Kenntnis von einer Sache, welche gut und Gott selbst angeordnet, zu verwerfen ist, so muss doch
stets die mystisehe Theologie und ein tugendhaftes Leben den Vorrang behaupten. Denn die menschliche Vernunft
ist schwach und kann sich täuschen. Der Glaube aber ist wahr und kann bei gesundem Gewissen nicht getäuscht
werden.
Quelle: Briefe von, an und über Caritas Prickheimer (aus den Jahren 1498 - 1530. = Caritas Pirckheimer - Quellensamlung, 3. Heft, hrsg. v. Josef Pfanner. Landshut 1966, S. 12
Konrad Celtis über Caritas Pirckheimer:
Celtis schrieb in lateinischen sapphischen Strophen eine Ode an Caritas:
Jungfrau, hervorragend geschult in der römischen Sprache,
Glanzlicht und Krone der Jungfrauen,
bitte, nimm dies kleine Geschenk von mir freundlich an!
In ihm wirst Du das Lob Deiner Vaterstadt finden
und lesen, in welchem Glanze sie strahlt
und wie das glückselige Leben des hl. Sebaldus verlief.
O Schwester, der Dichtkunst, die ich mir verdient habe,
würdig und mir in ewiger Liebe verbunden sei
als Caritas-Liebe gibst Du mir die erhabenen Worte in lateinischer Sprache.
Du bist eine seltene Zierde unter den Deutschen,
eine Jungfrau ähnlich den Römerinnen,
die einst Spanien oder Frankreich in seinen Klöstern hatte!
Als Gelehrte folgst Du dem gelehrten Vater nach, der im weltlichen wie geistlichen
Recht erfahren den Bischöfen lieb und unseren Fürsten oft ein Schutzherr gewesen ist.
Als Gelehrte folgst Du, die Keusche, Deinem gelehrten
Bruder Willibald in der Stadt Nürnberg
nach,
der durch seine großartige Begabung die griechische Literatur
mit der lateinischen vereinigt.
Deshalb statt' ich Dir den verdienten Dank ab,
Jungfrau, höchste Zier Deutschlands,
Caritas, die ich in meinem Herzen immer verehren werde als Jungfrau.
Quelle: Briefe von, an und über Caritas Prickheimer (aus den Jahren 1498 - 1530. = Caritas Pirckheimer - Quellensamlung, 3. Heft, hrsg. v. Josef Pfanner. Landshut 1966, S. 85
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 31.03.2021
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.stanthonyshrine.org/PoorClares/800years_timeline.html#Caritas
• http://www.cph-nuernberg.de/
• http://www.cph-nuernberg.de/hauser/akademie/u_index/geschichte.html
• Gabriele Lautenschläger. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon, Bd. VII, Herzberg 1994
• https://www.donaukurier.de/lokales/eichstaett/Eichstaett-Die-ersten-acht-Lebensjahre-in-Eichstaett-verbracht;art575,3196257
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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