Ökumenisches Heiligenlexikon

Columba Marmion

Taufname: Joseph Aloysius

1 Gedenktag katholisch: 30. Januar
nicht gebotener Gedenktag in einigen Orten in Irland: 3. Oktober

Name bedeutet: die Taube (latein.)

Ordensmann, Priester, Schriftsteller
* 1. April 1858 in Dublin in Irland
30. Januar 1923 im Kloster Maredsous in Anhée in Belgien


Joseph Aloysius Marmion, Sohn eines irischen Vaters und einer französischen Mutter, trat mit dem Ordensnamen Columba in den Benediktinerorden ein. Ab 1874 studierte er im College Clonliffe in Drumcondra - dem heutigen Stadtteil von Dublin - und im Kolleg im Palazzo di Propaganda Fide in Rom; 1881 wurde er zum Priester geweiht. 1882 wurde er Professor, erst im College Clonliffe, ab 1886 im Benediktinerkloster Maredsous in Anhée in Belgien. 1899 wurde er Prior und Professor im neu gegründeten Kloster Mont-César in Löwen / Leuven, 1909 Abt in Maredsous. Seine geistliche Lehre war v. a. für Priester und Ordensleute bestimmt und ist strikt an Christus orientiert. Seine Veröffentlichungen wurden in mehr als zehn Sprachen verbreitet.

Kanonisation: Papst Johannes Paul II. sprach Columba Marmion am 3. September 2000 selig.

Worte des Heiligen

Marmions Spiritualität ist christozentrisch, auch unser Leben sollte auf Christus ausgerichtet sein:
Das Ziel aller Vervollkommnung und Entwicklung des übernatürlichen Lebens ist, zum Vollalter Christi zu gelangen (Epheserbrief 4, 13). … Es ist nur ein Leib, von dem Christus das Haupt ist; wir alle sind durch die Gnade Glieder desselben; aber wir müssen vollkommene Glieder werden, die ihres Hauptes würdig sind. Das ist das Ziel unseres geistlichen Lebens.
Christus, als unser Haupt, ist aber auch die Quelle dieses geistlichen Fortschritts. Wir dürfen es nicht vergessen, dass Jesus Christus mit Annahme unserer menschlichen Natur all unsere inneren und äußeren Werke geheiligt hat; sein menschliches Leben war dem unseren gleich, und sein göttliches Herz ist der Mittelpunkt aller Tugenden, Jesus Christus hat alle Arten menschlichen Tuns selbst geübt. Wir dürfen durchaus nicht glauben, dass der Herr unbeweglich in Entzückung geweilt habe; nein, er schöpfte vielmehr aus der beglückenden Anschauung Gottes und seiner Vollkommenheit die Triebkraft seiner Tätigkeit; er wollte den Vater dadurch verherrlichen, dass er in seiner Person die vielfachen und obliegenden menschlichen Tätigkeiten heiligte. Wir beten: Er hat Nächte betend durchwacht. Wir arbeiten: Er hat sich gemüht in harter Arbeit bis zum 30. Lebensjahr. Wir essen: Er hat mit seinen Jüngern zu Tische gegessen. Wir müssen Widersprüche und Angriffe von Seiten der Menschen erfahren: Auch er hat sie gekannt, oder haben ihn die Pharisäer jemals in Ruhe gelassen? Wir müssen leiden: Er hat geweint, hat für uns und vor uns an Leib und Seele gelitten, wie kein anderer Mensch je zu leiden hatte. Wir erleben freudige Stunden: Seine heilige Seele hat in unaussprechlichem Jubel frohlockt. Mit einem Wort: Er hat getan, was wir tun.
Und wozu dies alles? Nicht bloß, um als unser Haupt uns ein Beispiel zu geben, sondern um durch diese Handlungen uns die Gnade zu verdienen, dass wir all unsere Handlungen heiligen können, um uns die Gnade zu erwerben, die unser Tun Gott wohlgefällig macht. Diese Gnade verbindet uns mit ihm, macht uns zu lebendigen Gliedern seines Leibes. Um zu wachsen in ihm und zur Vollkommenheit der Glieder Christi zu gelangen, müssen wir diese Gnade nicht nur in unsere Seele, sondern in unser ganzes Leben und Tun eindringen lassen.
Jesus Christus wohnt in uns mit all seinen Verdiensten, um all unser Handeln zu beleben. Wenn wir nun durch eine oftmalige, gerade und reine Meinung all unsere täglichen Handlungen mit den Handlungen vereinigen, die Jesus Christus auf Erden verrichtete, dann fließt Gottes Gnadenkraft in ununterbrochenem Strom auf uns herab. Wenn wir all unsere Handlungen in Liebe mit ihm verrichten, werden wir sicher und rasch vorwärts schreiten.

Quelle: Abt D. Columba Marmion OSB: Christus - das Leben der Seele. Übertragen von M. Benedicta von Spiegel OSB, 4./5. Aufl. 1931, S. 237f

Zitat von Columba Marmion:

Jedes Leben will nicht bloß seiner Art und dem Drang seines inneren Lebensgrunds nach sich betätigen; es will auch wachsen, zunehmen, sich entfalten und vollkommener werden. Das Kind bleibt nicht immer Kind; es soll dem Naturgesetz entsprechend zum Mann werden. Auch das übernatürliche Leben unterliegt diesem Gesetz.

Die Hauptquellen unseres geistigen Wachstums sind die Sakramente. Sie wirken in uns durch die ihnen innewohnende Kraft, ex opere operato [durch die vollzogene Handlung], ähnlich wie die Sonne von selbst Licht und Wärme spendet; nur dürfen wir ihrer Wirksamkeit kein Hindernis entgegenstellen. Vor allen anderen Sakramenten ist es die hl. Eucharistie, die in besonderer Weise das göttliche Leben in uns fördert. Wir empfangen ja Christus selbst und trinken an der Quelle lebendigen Wassers.

Wir müssen uns … bemühen, dahin zu gelangen, das wir alles nur zur Ehre Gottes tun, um ihm zu gefallen und ihm Freude zu bereiten, auf dass nach den Worten des Herrn der Name des Vaters im Himmel geheiligt werde, dass sein Reich zu uns komme und sein Wille geschehe. Eine Seele, die solcherart ganz auf Gott gerichtet ist, wird immer mehr entflammt von Liebe; denn mit jedem Schritt dringt sie tiefer in die göttliche Liebe ein, weil sie nur aus Liebe handelt. Die Liebe wird dann zum Schwergewicht, das die Seele mit ständig wachsender Gewalt zur selbstlosen Treue im Dienst Gottes fortreißt.(vgl. Augustinus von Hippo, conf. 1, 13, 9)

Quelle: Abt D. Columba Marmion OSB: Christus - das Leben der Seele. Übertragen von M. Benedicta von Spiegel OSB, 4./5. Aufl. 1931, S. 248, 250, 268

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 17.05.2020

Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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