Contardo Ferrini
eingedeutscht: Gunthard
Gedenktag katholisch: 17. Oktober
gebotener Gedenktag im Erzbistum Mailand: 16. Oktober
nicht gebotener Gedenktag im Ambrosianischen Die Ambrosianische Liturgie entstand im 8. Jahrhundert unter orientalischem Einfluss, sie wird auf Ambrosius von Mailand zurückgeführt, von dem wohl die meisten Texte auch stammen. Sie wird v. a. in der Kirchenprovinz Mailand und im Bistum Lugano benutzt. Karl Borromäus förderte diese Sonderform, im Mittelalter wurde aus ihr auch die Gleichwertigkeit des Mailänder Erzbistums gegenüber Rom abgeleitet.
Teil des Bistums Lugano: 16. Oktober
nicht gebotener Gedenktag bei den Franziskaner-Tertiaren: 20. Oktober
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Berlin: 22. Oktober
Name bedeutet: der im Kampf Starke (althochdt.)
Contardo Ferrini studierte Jura an der Universität in Pavia und an der Humboldt-Universität in Berlin. 1880 wurde er in Pavia zum Doktor promoviert. 1882 wurde er Privatdozent in Pavia, dann Professor für Kirchenrecht in Pavia, Messina und Modena, schließlich in Paris. 1882 trat er in den Dritten Orden der Franziskaner ein. Er lebte ehelos, besuchte täglich die Messe und wirkte engagiert in der Jugend- und Männerarbeit mit. Er starb an Typhus, schon im Ruf der Heiligkeit.
Kanonisation: Contardo Ferrini wurde am 13. April 1947 von Papst Pius XII. seliggesprochen.
Worte des Seligen
Nach Contardo Ferrini bestitzt jeder Mensch eine naturreligiöse Anlage. Dazu schreibt er:
Jedes vernunftbegabte Geschöpf versteht es, sich zum Unendlichen zu erheben. Oder vielmehr, es ist bereits
etwas von Unendlichkeit in jedem vernünftigen Sein, ein Widerschein des strahlenden göttlichen Antlitzes. In diesem
Gedanken, der der unsterblichen Seele entquillt und als freier Sohn des Geistes die Grenzen der Zeiten und des Raumes
nicht kennt, werden vergangene Zeiten wieder lebendig und vermählen sich mit den Träumen der Zukunft. Und in der Tat,
wir beschränken unsere Rede hier auf den Menschen; es treten im Leben Augenblicke ein, wo die Berührung mit dem
Unendlichen notwendig, unausweichlich wird, wo ein freiwilliger erhabener Aufschwung stattfindet.
Jede Philosophie ist die Wissenschaft vom Unendlichen, oftmals zwar von der Kehrseite aufgefasst, niemals aber
geleugnet. Jede Religion ist das natürliche Streben zum Unendlichen, tausende Male getäuscht, nimmermehr aufgegeben.
Freilich hat unter allen Philosophien und unter allen Religionen einzig das Christentum, indem es die Wahrheit off enbart,
zugleich das allumfassende Reich des Wahren und nicht minder die allgemeine Fähigkeit bewiesen, sich zum Unendlichen zu
erheben.
Eine einfache, liebenswürdige Frömmigkeit wirkt ansteckend, so Ferrini:
Am stärksten jedoch bricht dieses innere Feuer unseres Herzens im Eifer für das Seelenheil unserer Mitmenschen
hervor. Achten wir vor allem darauf, dass unsere Frömmigkeit einfach, zuvorkommend und rücksichtsvoll sei. Gerade im
Kleinen müssten wir diese heilige Liebenswürdigkeit, die wirklich ein Akt des Glaubens ist, haben: kein Gruß ohne
Freundlichkeit, kein Anliegen zurückweisen, keine Begegnung, ohne der anderen Seele etwas zu geben! Mein Gott, wie viel
Gutes können diese kleinen Augenblicke enthalten, deren Summe jedoch das Leben ist.
Wie wichtig ist es, die Guten mit Hochachtung und Liebe zu umgeben und ihnen jene heilige Freundschaft zu bezeigen,
die in der Welt nicht ihresgleichen hat. Wie wichtig auch, den Schlechtgesinnten begreiflich zu machen, dass wir sie nicht
verachten, dass wir uns nicht für besser halten als sie; wir müssen ihnen mit beharrlicher Liebe unsere Hoffnung
durchblicken lassen, sie eines Tages bei uns zu wissen.
Gerade bei der Jugend kann diese stumme Sprache eines Verstehen-Wollens aus Liebe besonders fruchtbar sein: vielleicht
wird ein Herz, das der Stimme des Glaubens verschlossen bleibt, durch Liebe gewonnen.
Quellen: E. J. Görlich: Contardo Ferrini, Freiburg (Schweiz) usw. 1933, S. 46
Richard Römer: Contardo Ferrini, ein Heiliger unserer Zeit. In: Geist und Leben Nr. 27, S. 92
Zitate von von Contardo Ferrini:
Nicht ohne Seufzen hören wir auch von guten Seelen gar häufig über die Schuld und die Fehler des
Nächsten reden. Sie ergötzen sich daran, weil sie ja nur Wahres vorbringen, und wissen nicht, wie erbärmlich es ist zu
offenbaren, was in ihrem Geist verborgen bleiben müsste, weil auch das bloße Enthüllen einer unbekannten Schuld ein
Abscheu ist in den Augen des Herrn.
Die Gesellschaft wird durch die Familie gebildet und aufrechterhalten.
Demut ist Wahrheit, nichts als Wahrheit. … Die Demut beruht in der Erkenntnis unseres Elends, unserer
Gebrechlichkeit. Die Demut besteht nicht im Verzweifeln; denn wir sind in guten Händen.
Zu Unrecht nennen wir die irdische Habe
Güter
, oft ist es eine Gunst Gottes, ihrer beraubt zu werden.Dichtkunst und Schrifttum müssen sich das Gute zum Endzweck, das Wahre zur Grundlage und das Schöne (oder Anziehende)
zum Mittel nehmen.
Quellen: E. J. Görlich: Contardo Ferrini, Freiburg (Schweiz) usw. 1933, S. 33, 41
Richard Römer: Contardo Ferrini, ein Heiliger unserer Zeit. In: Geist und Leben Nr. 27, S. 90
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 29.09.2023
Quellen:
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
•
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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