Eduard Focherini
italienischer Name: Odoardo
Gedenktag katholisch: 27. Dezember
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Bamberg: 5. Oktober
Name bedeutet: der Hüter des Besitzes (althochdt.)
Odoardo Focherini wurde streng katholisch erzogen, als Junge war er katholischer Pfadfinder. Nach dem Studium heiratete
er 1930 Maria Marchesi; aus der Ehe gingen zwischen 1931 und 1943 sieben Kinder hervor. Er arbeitete in einer katholischen
Versicherung als Agent, später in leitender Position und ehrenamtlich als Vorsitzender der Katholischen Aktion
.
Außerdem wirkte er als Journalist und berichtete über das soziale und kirchliche Leben. 1939 wurde er Geschäftsführer der
katholischen, den regierenden Faschisten nahestehenden Zeitung Avvenire d’Italia
, die damals in der
Via Mentana 4 in Bologna ihren Sitz hatte.
Ab 1942 begann Focherini, sich für die verfolgten Juden einzusetzen: er besorgte gefälschte Ausweise und führte Juden bis an die rettende Grenze zur Schweiz oder 1943 in den von den Alliierten befreiten Süden Italiens; mindestens 105 Männer, Frauen und Kinder konnte er retten, bis sein Tun aufgedeckt wurde.
Wenn du gesehen hättest, was sie diesen Menschen in den Lagern angetan haben, würdest du nichts bereuen, außer die Tatsache, sich nicht noch mehr für sie eingesetzt zu haben und so eine noch größere Anzahl gerettet zu haben.
Kurz vor seinem Tod hinterließ Focherini sein geistiges Vermächtnis; seine letzten Worte lauten darin:
Ich sterbe im reinsten Glauben an die katholische und apostolische Kirche und unterwerfe mich ganz dem Willen Gottes. Ich sterbe für meine Diözese, für die Katholische Aktion, für die TageszeitungAvvenireund für die Rückkehr des Friedens auf der Welt. Bitte lasst meine Frau wissen, dass ich ihr stets treu geblieben bin und dass ich sie immer unendlich geliebt habe.
Im März 1944 wurde Eduard Focherini deshalb im Krankenhaus in Carpi festgenommen und ins damalige Gefängnis - heute ein Institut der Universität - nach Bologna gebracht, dann ins Durchgangslager nach Fossoli bei Carpi, schließlich ins Lager Gries - heute der Stadtteil Gries / San Quirino in Bozen - und schließlich im September ins Konzentrationslager nach Flossenbürg deportiert. Dort starb er nach einer unbehandelten Blutvergiftung unter großen Schmerzen, nachdem er sich angeblich ein Bein an einem Stacheldraht verletzt hatte.
Eduard Focherini wurde nach seinem Tod mehrfach ausgezeichnet, darunter 1955 mit der goldene Medaille der israelischen
Gemeinschaften in Italien sowie 1969 durch die Gedenkstätte Yad Vashem in
Jerusalem mit dem Ehrentitel Gerechter unter
den Völkern
.
Kanonisation: Eduard Focherini wurde am 15. Juni 2013 durch Kardinal Angelo Amato im Auftrag von Papst Franziskus in der Kathedrale in Carpi seliggesprochen.
Worte des Seligen
Aus Briefen Focherinis an seine Frau:
Am 12. Juli 1944: Ich bin ruhig, gelassen, zuversichtlich … mit der Gewissheit der göttlichen Vorsehung
in meiner Seele, mit der größten Dankbarkeit für Dich in meinem Herzen, in der immer intensiveren Gemeinschaft von Glauben,
Gebet, Liebe …. Der Herr nimmt gegebenenfalls auch dieses Opfer an, das ich für Dich und unsere Kinder anbiete.
Am 13. Juli 1944: Die einzige Gewissheit ist, dass nichts von dem, was Schmerz und Leiden ist, verloren
geht, sondern dass alles zum Segen wird, wenn es im Glauben angenommen und Gott angeboten wird; das gibt die Kraft, mit
weniger Angst an Dich und die Kleinen zu denken. … Wenn der Herr eine Verlängerung oder eine Verschlechterung der
Situation will oder zulässt, [sollen wir sprechen:] Fiat voluntas Dei, [Gottes wille geschehe] Mariolina. So lasst uns,
in der festen Gewissheit, dass wir alles mit Großmut geben müssen, das Kreuz - mag es auch noch so schwer sein - mit Mut
und so gelassen wie möglich annehmen.
Am 26. Juli 1944: Glaube, manchmal spüre ich das ganze Gewicht meines demütigenden Zustands nur vor Dir
und den Kleinen, die ihr das größere Gewicht zu tragen habt, viel schwerer als meines, und gegen das ich nichts anderes
tun kann als das wiederholte Angebot an Gott ständig zu beten; Glaube, dass der Gedanke an das Zuhause angesichts der
Unsicherheit, was morgen sein wird, dass vielleicht alles dem Untergang geweiht ist, mich so sehr besetzt, dass ich den
Verstand verlieren könnte? Aber ich verstehe und ich versuche mich in vernünftiger Überlegung davon zu überzeugen, dass
es nichts zu tun gibt, wenn die Vorsehung es so beschlossen hat, außer alles mit christlicher Ergebung anzunehmen, dass
es anmaßend ist, die eigene Anwesenheit für notwendig oder schlimmer für unverzichtbar zu halten, wenn alles so
vorhergesehen ist. … Aber es ist nicht immer möglich, und manchmal habe ich den Eindruck, dass ich mir etwas
vorwerfen muss, wenn ich den Eindruck habe, deine tief bekümmerte Frage und die der Kleinen zu hören, die als schrecklicher
Vorwurf auf mir lasten [Musstest Du den Juden helfen und dabei Dein Leben und das Deiner Familie aufs Spiel setzen?].
Hoffen wir, dass die Frucht so vieler Arbeit und Bemühung von Freunden und Bekannten es erreichen wird, dass ich meiner
Familie zurückzugeben werde. Wenn dies nicht der Fall sein wird, bedeutet dies, dass die Vorsehung es so will; dann gilt
es auf das Ende zu warten, das nicht so lange auf sich warten lassen wird und das es vielleicht noch durch andere Prüfungen
hindurch zu erreichen gilt.
Quelle: Odoardo Focherini: Lettere della prigionia e dai campi di concentramento (1944). A cura di U. Parente, M. Peri, O. Semellini. Edizioni Dehoniane Bologna, 2013, S. 382f; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Das ehemalige Durchgangslager in Fossoli wird als Gedenkstätte erhalten und weiter renoviert; diese kann - außer im August und Dezember - sonntags von 10 Uhr bis 12.30 Uhr und von 15 Uhr bis 19 Uhr besucht werden. (2023)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 21.04.2023
Quellen:
• http://de.radiovaticana.va/news/2013/12/22/aktenzeichen:_odoardo_focherini_%E2%80%93_gerechter_unter_den_v%C3%B6lkern/ted-757652 - abgerufen am 08.02.2023
• https://www.storiaememoriadibologna.it/avvenire-ditalia-l-258-organizzazione#:~:text=Il%20quotidiano%20%E2%80%9CL'Avvenire%20d,che%20firmava%20Rocca%20d'Adria. - abgerufen am 08.02.2023
• https://www.bibliotecasalaborsa.it/bolognaonline/cronologia-di-bologna/1945/lavvenire_ditalia_di_nuovo_in_edicola - abgerufen am 08.02.2023
• https://de.wikipedia.org/wiki/Odoardo_Focherini - abgerufen am 08.02.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.