Elisabeth Feodorovna
russischer Name: Jelisawjeta
Gedenktag orthodox: Sonntag, der dem 23. Januar am nächsten liegt, 5. Juli, 22. August
Name bedeutet: E: Gott ist Fülle (hebr.)
oder: die Unberührte (romanisch, von hebr.)
Elisabeth, Tochter von Erbprinz Ludwig von Hessen-Darmstadt, dem späteren Großherzog Ludwig IV., erhielt bei ihrer
lutherischen Taufe den Namen Elisabeth zu Ehren der Stammheiligen
des hessischen Fürstenhauses,
Elisabeth von Thüringen. Ihre jüngere Schwester wurde die Frau des letzten
russischen Zaren Nikolaus II. Elisabeth wuchs nach dem
frühen Tod ihrer Mutter unter der Obhut ihrer Großmutter, der englischen Königin Victoria, auf.
Im Alter von 19 Jahren heiratete Elisabeth den russischen Großfürsten und Zarenbruder Sergej Aleksandrovic. Großfürst
Sergej war ein Mensch, der einer patriarchalischen Gesellschaftsordnung anhing, zudem - trotz charakterlicher Schwächen -
ein frommer Mann. 1888 unternahm er mit seiner Gattin 1888 aus Anlass der Einweihung der russischen Kirche auf dem Ölberg in
Jerusalem eine Pilgerfahrt ins Heilige Land.
Die Reise wurde Elisabeth zum Anstoß, in die Orthodoxe Kirche überzutreten.
Sie selbst begründet dies in Briefen an ihren Bruder Ernst Ludwig: Ich tue es mit so brennendem Glauben, da ich fühle,
dass ich eine bessere Christin werden kann und einen Schritt auf Gott hin tue. … Ich tue dies aus der Überzeugung, dass
es die höchste Religion ist.
Elisabeth beschäftigte sich nun immer stärker mit der sozialen Frage und arbeitete intensiv in verschiedenen Hilfswerken mit. Im Russisch-Japanischen Krieg organisierte sie Lazarettzüge und richtete im Kreml-Palast Werkstätten für Verbandszeug ein. 1905 explodierte unweit der Wohnung des großfürstlichen Paares eine Bombe, die der Sozialrevolutionär Ivan Kaljaev geworfen hatte und die ihren Mann, Großfürst Sergej tötete. Sie besuchte daraufhin den Attentäter vor seiner Hinrichtung im Gefängnis, um ihn zur Reue zu bewegen, und gründete aus ihrem Besitz den Martha-Marien-Konvent, ein Kloster ganz neuer Art für Russland. Als Vorbild dienten ihr dabei die in Deutschland entstandenen Diakonissenanstalten.
Elisabeth wurde daraufhin von Bischöfen protestantischer Häresien
beschuldigt, zumal sie die Wiederbelebung der
im ersten Jahrtausend in der orthodoxen Kirche praktizierten Diakonissenweihe
anstrebte, was sich aber nicht durchsetzen ließ. Auch der Einfluss der Zarin und über diese von Rasputin wurde - zu Unrecht
- vermutet. 1910 konnte die Einsegnung der ersten 17 Schwestern, stattfinden, darunter die von Elisabeth selbst. Schon
1912 zählte die Gemeinschaft der Kreuzes-Schwestern der Liebe
, wie sie jetzt hießen, 60 Mitglieder, bei der
gewaltsamen Auflösung 1918 waren es 105. Allein im Jahr 1913 wurden 139.443 Essen an Bedürftige ausgegeben. Zudem gab es
dort eine Sterbeklinik, ein Waisenhaus, ein kleines Krankenhaus mit Operationssaal, eine Ambulanz, eine Bibliothek und
andere soziale Einrichtungen. Als Elisabeth Elendsviertel in
Moskau besuchte, ersuchte die Polizei sie,
dies einzustellen, da man sie - die Schwester der Zarin! - dort nicht schützen könne; Elisabeth antwortete, sie danke für
die Sorge, aber sie wäre in Gottes Hand und nicht der der Polizei.
In politischer Hinsicht hielt sich Elisabeth sehr zurück; es war aber bekannt, dass sie mit den Reformplänen des
Ministerpräsidenten Stolypin sympathisierte und zu den entschiedenen Kritikern des rasputinschen Einflusses auf Hof und
Staat gehörte. Sie unternahm einen - erfolglosen - Versuch, ihre Schwester, die
Zarin, seiner Macht zu entziehen; nach der Ermordung
Rasputins versicherte sie 1916 die Mutter des Attentäters ihrer Gebete wegen der patriotischen Tat Ihres lieben Sohnes
.
Nach der Machtergreifung der Bolschewisten wurde Elisabeth am dritten Tag der Osterwoche 1918, dem Fest der Iberischen Ikone der Gottesmutter verhaftet und nach Alapaevsk nördlich von Ekaterinburg gebracht; ihre Mitschwester Varvara (Barbara) konnte sie begleiten. In der Nacht vom 5./18. Juli 1918 wurden die Gefangenen von örtlichen Bolschewisten ermordet, indem man sie in einen etwa 30 m tiefen Schacht stürzte. Tagelang dauerte dort ihr Leiden, wobei Elisabeth die anderen Opfer stärkte, bis auch sie verschied.
Nach dem Einmarsch der Weißen
, der Revolutionsgegner, wurden die Gebeine
der Großfürstin und anderer Ermordeter aus dem Schacht geborgen. Als im Jahr danach die anti-kommunistischen Truppen den
Rückzug antreten mussten, konnte der Priestermönch Serafim die Gebeine von Elisabeth und Varvara retten und in die
russische Kirche nach Peking/Beijing bringen.
Auf Intervention ihrer älteren Schwester Victoria, einer englischen Marquioness, wurden die Särge der beiden Ordensfrauen
1920/21 auf einem britischen Kreuzer nach Jerusalem
gebracht und in der Kirche auf dem Ölberg beigesetzt, bei deren Weihe 1888 Elisabeth dabei gewesen war. Dort ruhen sie
bis heute.
2003 wurde in Moskau der Frauenkonvent Martha-Marien wieder gegründet. Ein Jahr danach wurde am Ort der Ermordung von Elisabeta ein Männerkloster gegründet, das das Andenken an die deutsche Prinzessin wach halten und ihr im Dienst der Barmherzigkeit nacheifern will.
Kanonisation:
Bei der Bischofssynode der Russisch-Orthodoxen Kirche im Ausland wurde
1992 die feierliche Kanonisation der Großfürstin Elisabeta, der Gründerin
des Martha-Marien-Konventes in Moskau
vorgenommen, denn sie weihte ihr frommes christlichen Leben der Wohltätigkeit, der Hilfe an den Armen und Kranken
.
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
Artikel kommentieren / Fehler melden
Suchen bei amazon: Bücher über Elisabeth Feodorovna
Wikipedia: Artikel über Elisabeth Feodorovna
Fragen? - unsere FAQs antworten!
Impressum - Datenschutzerklärung
Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Saturninus Sernin von Toulouse
Usuard
Barsanuphios der grosse Ältere
Unser Reise-Blog:
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.
Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 04.02.2024
Quellen:
• http://www.russische-kirche-l.de/kalender/2007heilige-seite/jul18elizaveta.htm nicht mehr erreichbar
• Jan Pehrs aus Gilching, E-Mail vom 22. März 2020
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.