Enimia
französischer Name: Enimie
Gedenktag katholisch: 6. Oktober
Name bedeutet: die Unblutige (griech.)
Enimia war der Überlieferung nach die Tochter von Merowingerkönig Chlothar II. und Schester von
Dagobert I. dem Guten
. Die Legende erzählt, dass ihre Schönheit viele
Brautwerber anzog, sie sich aber zur Braut Christi erklärte; zu ihrem
Schutz schickte Gott am Vorabend der geplanten Hochzeit ihr die Entstellungen der Lepra-Krankheit. Als Enimia nach Jahren
Gott um Heilung bat, weil die Krankheit ihre Eltern anzustecken drohte, offenbarte ihr ein
Engel, sie solle in die abgelegene Gegend des Gevauvdan gehen, dort werde ihr ein
Schäfer die Burlatis
/Burle
genannte
Quelle zeigen, deren Wasser sie heile. Emilia
trat die Reise an, badete im blauen Wasser 1 und wurde sogleich
geheilt. Als sie die Heimreise antreten wollte, brach die Krankheit erneut aus, sie badete erneut in diesem Wasser und wurde
gesund. Als dies zum dritten Mal geschah, verstand sie Gottes Wegweisung, blieb nun auf Dauer und lebte - nur von ihrem
Patenkind begleitet - in dieser Höhle, während ihr Hofstaat am Rande der Gorges du Tarn blieb.
Enimia vollbrachte viele Wunder und bekämpfte - zusammen mit Hilarius von Mende - den Drachen. Unterhalb ihrer Einsiedelei stiftete Enimia das Kloster für Männer und Frauen, dessen Äbtissin sie wurde und aus dem der heute nach ihr benannte Ort Ste-Enimie wuchs. Als die Äbtissin ihren Tod nahen spürte, begab sie sich unter einen Baum an der Einsiedelei und verschied.
Die örtliche Überlieferung in La Canourge führt auch die Gründung des Martin von Tours geweihten Klosters in La Canourge auf Enimia zurück, das 1065 an das Kloster St-Victor in Marseille angeschlossen wurde.
Die Legende erzählt auch, dass ihr Bruder Dagobert, der 623 König von Austrasien geworden war, ihre Gebeine in die Kirche St-Denis, der Grablege der Könige seit 564, nach St-Denis überführen wollte; die tote Enimia wollte aber an ihrer Einsiedelei bleiben und sorgte dafür, dass ihr Bruder die Gebeine ihres gleichnamigen Patenkindes mitnahm.
Im 12. Jahrhundert wurde Enimias Lebensgeschichte in lateinischer Prosa aufgeschrieben; im 13. Jahrhundert verfasste der
Mönch Bertran de Marseille aus dem Kloster in
Ste-Enimie in okzitanischer Sprache eine Dichtung in 2000 Versen, die ihr Leben pries. Nahe des
Klosters in Ste-Enimie wurde im 13. Jahrhundert
die Kirche Notre-Dame-du-Gourg,
Unsere liebe Frau von der sprudelnden Quelle
, errichtet; in ihr erzählt eine
moderne Keramik-Darstellung Enimias Geschichte. Das Kloster wurde in der Französischen Revolution 1793 aufgelöst.
An der Höhle
- einer kleinen Nische im Fels - von Enimias
Einsiedelei wurde im 10. Jahrhundert eine kleine
Kapelle errichtet, die im 15. Jahrhundert erweitert wurde. Die Heilkraft der Quelle Burle
wurde in der Mitte des
20. Jahrhunderts auch von Müttern entdeckt, deren Kinder unter Dermatitis leiden. Zu Enimias Einsiedelei findet jedes Jahr
am ersten Sonntag des Oktobers ein Pilgermarsch statt.
1 ▲ Es ist tatsächlich tiefblau gefärbtes Wasser, das aus dem Felsen fließt.
Enimias
Einsiedelei kann in einem viertelstündigen
Fußmarsch aus steilem Weg erreicht werden; sein Ausgangspunkt hinter der ersten Rechtskurve an der oberen Straße westlich
von Ste. Enimie ist ausgeschildert. (2014)
Das Kloster ist heute staatliches Kolleg
und kann nicht besichtigt werden, die Kirche
ist tagsüber geöffnet. (2014)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 01.06.2024
Quellen:
• Dominique Pillet, E-Mail vom 27. November 2010
• http://www.gorgesdutarn.net/IMG/pdf/parcours_eglises_romanes.pdf nicht mehr erreichbar
• https://fr.wikipedia.org/wiki/Sainte_%C3%89nimie - abgerufen am 17.07.2023
• Inschrift an der Kirche in La Canourge
• Inschriften an und in der Kirche in
Ste-Enimie
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.