Ephraem der Syrer
auch: Ephraim, Afrem
auch: von Edessa
syrischer Name: ܐܦܪܝܡ
Gedenktag katholisch: 9. Juni
nicht gebotener Gedenktag
Gedenktag III. Klasse Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.
18. Juni
Niederlegung der Gebeine: 9. Juli
Gedenktag evangelisch: 9. Juni
Gedenktag anglikanisch: 9. Juni
Gedenktag orthodox: 28. Januar
Gedenktag armenisch: 28. Januar
liturgische Feier am Samstag am oder nach dem 30. Dezember und am sechsten Samstag nach dem
Kreuzerhöhungssonntag
Gedenktag koptisch: 2. Januar, 9. Juli
Übertragung der Gebeine: 28. Januar
Gedenktag äthiopisch-orthodox: 2. Januar, 9. Juli
Übertragung der Gebeine: 28. Januar
Gedenktag syrisch-orthodox: 28. Januar, 1. Februar, 19. Februar, 20. Februar, 1. Samstag der Fastenzeit, 9.Juni, 15. Juni,
18. Juni, 9. Juli
bedacht in der Jakobus-Anaphora Als Anaphora (griechisch: Erhebung) wird das Hochgebet bezeichnet, das liturgisch auf das Abendmahl hinführt.
Name bedeutet: der doppelt Fruchtbare (hebr.)
Ephraem war das Kind christlicher Eltern, nach anderen Quellen der Sohn eines heidnischen Priesters. Bischof Jakob von Nisibis übte großen Einfluss auf ihn aus, später beeindruckte ihn auch Bischof Vologeses durch die Verbindung von Askese und Gelehrsamkeit. Mit 18 Jahren wurde er getauft, lebte dann asketisch, wurde im Alter von 30 Jahren zum Diakon geweiht und war als theologischer Lehrer an der berühmten Klosterschule in seiner Heimatstadt tätig, bis er 363 nach Edessa floh, als Nisibis an die Perser fiel.
In Edessa lebte Ephraem zunächst als Einsiedler, erregte Aufmerksamkeit durch sein soziales Wirken, gründete dann eine Schule und gewann wegen seiner Weisheit und seiner Frömmigkeit großen Einfluss. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse galt der Heiligen Schrift, er schrieb dogmatische und moraltheologische Werke, wobei er unbeeinflusst von den Fragen der zeitgenössischen Theologie die Begrifflichkeiten der aramäisch-semitischen Tradition verwendete. Die griechische Spekulation und deren Begrifflichkeit sind ihm weitgehend fremd, das Geheimnis Gottes wird stattdessen in Sprachfiguren und Symbolen erfasst, die Gott in seiner Offenbarung und Schöpfung kundgetan hat. Seine an Symbolen reiche Sprache speiste sich aus der Bibel und der Natur, die für ihn die zweite Quelle der Offenbarung ist. Dieser Weg zu Gott über die Symbole führe zu wahrer Demut, praktischer Nächstenliebe und zu inniger Verbindung mit der Trinität.
Auf das Nebeneinander heidnischer, jüdischer und christlicher Kultur im persischen Grenzgebiet antwortete Ephraem mit
der Entfaltung der Leben wirkenden
Zuwendung zu allen Menschen. Bei der Glaubensverkündigung übernahm er auch
Methoden seiner Gegner, die religiöse Inhalte unter das Volk brachten, indem sie diese mit populärer Musik verbreiteten.
Er überbot dabei seine Konkurrenten an Können, Musikalität und Erfolg, was ihm den Ehrentitel Harfe des heiligen
Geistes
eintrug. Ein Historiker des 20. Jahrhunderts meinte, er sei der größte Dichter der Väterzeit, der
vielleicht der einzige Dichtertheologe neben Dante ist
. Wichtig war Ephraem dabei die Umsetzung der
philosophisch-theologischen Erkenntnis in die Lebenspraxis.
Ephraem veröffentlichte zahlreiche Schriften: Kommentare zum 1. und zum 2. Buch Mose und zur Zusammenschau der vier
Evangelien des Neuen Testaments, Widerlegungen
des Gnostikers
Bardesanes, des Markionismus und des
Manichäismus sowie eine Rede über unseren
Herrn
. Umfangreicher ist das überlieferte poetische Schrifttum:
Reden über den Glauben
gegen den Arianismus, Hymnen über das Paradies
,
Hymnen gegen die Häresien
seiner Zeit, auch gegen die Astrologie, Hymnen über den Glauben
als Widerlegung
des Arianismus, viele Hymnen über die kirchlichen Feste, über das Fasten und die Jungfräulichkeit, schließlich die
Hymnen über Nisibis
, die neben einem
Ausblick auf die Endzeit die politischen und kirchlichen Ereignisse in Ephraems Geburtstadt, seinem Wohnort und in
Carrhae - dem früheren und heutigen Harran -
zum Inhalt haben 1. Politisch wichtig waren auch die Hymnen
gegen Kaiser Julian
. Die bekanntesten seiner überlieferten Hymnen sind Lobgesänge auf
Maria.
Ephraems Lehren wurden schon von Hieronymus gerühmt. Viele Nachdichtungen
unter Ephraems Namen bezeugen sein hohes Ansehen. Im Westen hatte er bis ins Mittelalter anhaltenden Einfluss, so im
Kloster in Corbie schon im 7. Jahrhundert und dann
kontinuierlich vom 8. bis zum 16. Jahrhundert, auch bis in die Volkssprache hinein. In der Mystik nahm
Hildegard von Bingen seine Augensymbolik auf. Wichtig wurden auch
seine eschatologischen Vorstellungen, Texte zum Mönchsleben und zur Christologie, dazu seine Lebensgeschichte und die
Vita des Einsiedlers Abraham
in Verbindung mit der seiner
Nichte Maria, die auch Grundlage wird für das Drama Abrahem
von
Roswitha von Gandersheim.
Ephraem zählt in der Orthodoxen Kirche zu den Kirchenlehrern, in der katholischen erhielt er 1920 durch Papst Benedikt XV. ebenfalls diesen Titel.
1 ▲ Carrhae
blieb auch in der Spätantike lange der heidnischen Religion treu, dort verehrten die römischen Kaiser noch bis ins 4.
Jahrhundert die Mondgöttin Selene, so noch um 360 Kaiser Julian. Als die christliche Pilgerin Egeria / Aetheria im Jahr 385
Carrhae besuchte, traf sie - bis auf einige
wenige Geistliche und Mönche - nur Heiden
. Noch Mitte des 6. Jahrhunderts berichtete der Geschichtsschreiber Prokopios
von Caesarea, dass in der Stadt, die die Christen vielfach Hellenopolis -
also Stadt der Hellenen = Heiden
- nannten, fast nur Altgläubige lebten, noch im 9. Jahrhundert waren die Verehrer
des Mondes in der Stadt zuhause.
Worte des Heiligen
In dichterischer Sprache beschreibt Ephräm die Vergänglichkeit des Lebens:
Der Lauf der Welt ist vergänglich; ihre Sorge, ihr Reichtum und ihr Besitz gehen vorüber wie ein Hauch. …
Zeiten verdrängen Zeiten und gehen dahin; ein Geschlecht löst das andere ab und entschwindet. Die Jahre, die Monate und
die Tage rufen: Die Welt vergeht!
Wer in die Welt eintritt, ist schon auf dem Wege, aus ihr fortzugehen; ja, wer noch im Mutterleibe liegt, geht schon
dem Grabe zu, um darin zu wohnen. Wer immer geboren wird, dessen Ziel ist das Land des Todes. Einer betritt die Welt als
seinen Aufenthaltsort und ein anderer zieht aus ihr fort. …
Wer heute noch fröhlich ist, weint und wehklagt schon morgen. Wer freudenvoll sein Hochzeitsfest feiert und sich an
der Frau seiner Jugend ergötzt, über den kommt unerwartet der Tod und trennt das Paar, und die folgende Trauer ist größer
als die vorausgegangene Freude.
Wer in prächtigen Kleidern prangt und in herrlichen Kleidern einherstolziert, dessen Putz vergeht gleich einem Traum,
und das Grab bekleidet ihn mit Spinngeweben.
Wer hohe Paläste erbaut und in ihren Hallen stolz umherwandelt, wird plötzlich vom Ende seines Lebens überfallen; es
wirft ihn aufs Totenbett, fesselt ihm Hände und Füße und verschließt ihm den Mund, so dass er nicht mehr zu reden vermag. …
Die Welt gleicht der Nacht, und alle ihre Ereignisse sind Träume. Die Seele versenkt sich in dieselben und lässt sich
durch das Blendwerk verführen. Wie der Traum in der Nacht täuscht, so täuscht die Welt durch ihre Verheißungen. Gleichwie
der Traum die Seele durch Bilder und Gesichte betrügt, ebenso betrügt die Welt durch ihre Lüste und Güter. …
Die Tage reißen dein Leben wie eine Mauer ein, und die Stunden zerstören des Lebens Gebäude, sodass du dem Ende zueilst,
der du nur ein Hauch bist. Die Tage bestatten dein Leben, die Stunden sind seine Totengräber, in Tagen und Stunden
entschwindet dein Leben von der Erde. …
Von Gott ist dein Leben gemessen und auf die Erde gestellt; jeder Tag nimmt sein Maß, um den Strom deines Lebens
(allmählich) auszuschöpfen. …
Geleite dein Leben in Frieden und versieh es mit guter Wegzehrung, damit es zu Gott versammelt werde! Dort wirst du es
nach seinem Ende wiederfinden, wenn du rechtschaffen lebst. Lebst du aber schlecht, so wird dein Leben weggerafft und geht
verloren, und du wirst es suchen, aber nicht finden.
Quelle: Ephräm: Alles ist Eitelkeit Nr. 1 - 6. In: Bibliothek der Kirchenväter. 2. Aufl., S. 82 - 87
Zitate von Ephraem dem Syrer:
Erhaben über jede Vernunft ist der Schöpfer aller Vernunftwesen. Unerforschlich ist er den Menschen und
selbst den Engeln unbegreiflich. Das Geschöpf ist mit seiner Einsicht nicht imstande, über seinen Schöpfer zu sprechen,
vermag es ja nicht einmal zu sagen, wie es selbst gebildet wurde.
Dass der Vater ist, weiß jedermann; wie er aber ist, das weiß niemand. Dass der Sohn ist, bekennen wir alle;
allein sein Wesen und seine Güte begreifen wir nicht. Den Hl. Geist bekennt jeder; ihn zu ergründen, vermag niemand.
Bekenne also, dass der Vater ist, bekenne aber nicht, dass er begreiflich ist! Glaube ferner, dass der Sohn ist; dass er
aber erforschbar sei, glaube ja nicht! Dass der Hl. Geist ist, halte für wahr; dass er ergründet werden könne, halte aber
nicht für wahr! Dass sie eins sind, glaube und halte für wahr; bezweifle aber auch nicht, dass es drei sind!
Niemand weiß, wie er nennen soll
Deine Mutter, o Herr!
Nennt er sie Jungfrau
,
ihr Kind steht dagegen;
Vermählte
, keiner hat sie erkannt.
Wenn aber schon deine Mutter
unbegreiflich ist - wer kann Dich fassen?
Quelle: Über den Glauben, 1. und 6. Rede. In: Bibliothek der Kirchenväter. 2. Aufl., S. 37, 45
https://de.wikipedia.org/wiki/Ephräm_der_Syrer - abgerufen am 20.07.2023
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Martyrologium Romanum Flori-Legium
mehrere Werke von Ephraem und seine Lebensgeschichte gibt es in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg auf Deutsch.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 02.10.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• http://www.glaubenszeugen.de/kalender/e/kale021.htm
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.