Friedrich Schleiermacher
Gedenktag evangelisch: 12. Februar
Name bedeutet: der Friedensreiche (althochdt.)
Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher wurde in den Anstalten der
Herrnhuter Brüdergemeine erzogen. Hier lernte er das religiöse
Leben kennen und die klassischen Werke der Antike schätzen; die Glaubenspraxis der Herrnhuter empfand er aber als zu eng,
da sie die Beschäftigung mit zeitgenössischen philosophischen Richtungen ablehnte. 1787 begann er mit dem Studium der
Philosophie an der Universität in Halle - ihr Gebäude, die
Ratswaage
, stand vor dem heutigen Ratshof.
1794 wurde Schleiermacher Professor und 1796 Prediger im
Krankenhaus Charité in Berlin. Dort kam er mit
dem Kreis der Romantiker in Berührung und begann mit der Übersetzung von Platons Werken. 1809 wurde er Pfarrer an der damaligen
Dreifaltigkeitskirche - diese ist 1943 nach einem
Luftangriff ausgebrannt, die Ruine wurde kurz vor Kriegsende zerstört und 1947 gesprengt; ihr Grundriss ist z. T. erhalten
vor dem Gelände der riesigen Botschaft der Demokratischen Volksrepublik (Nord-)Korea. 1810 wurde Schleiermacher Gründungsdekan
der Theologischen Fakultät an der Humboldt-Universität
in Berlin, wo er dann bis zu seinem Lebensende als Professor lehrte. Daneben war er ab 1790 fast jeden Sonntag als Prediger
tätig.
Platon prägte Schleiermachers Denken entscheidend, in welchem er der Hermeneutik, der Lehre vom Verstehen, eine wichtige
Stellung einräumte. Fragen der Ethik waren sein Hauptarbeitsfeld, so im Jugendwerk Über das höchste Gut
, in den
Schriften Über die Freiheit
und Über den Wert des Lebens
, in der unter Pseudonym erschienenen Theorie des
gesellschaftlichen Betragens
, in den berühmten Monologen
und in den Grundlinien einer Kritik der bisherigen
Sittenlehre
. In seiner Schrift Über die Religion, Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern
von 1799
bestimmte er das Wesen der Religion als Anschauung und Gefühl des Universums
und als eine Art Unendliches im
Endlichen
. Unabhängig von der jeweiligen Lehre betrachtete er Religion als tief verwurzelte, umfassende Erfahrung der
Menschheit, die für alle Kulturen notwendig ist. Die Erkenntnis der Seele ist für ihn mit der Erkenntnis von Gott
untrennbar verbunden; diese Auffassung war schon von Augustinus vertreten
worden. Schleiermacher setzte sich - im damaligen preußischen Staat - ein für eine synodaleSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten.
In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet.,
an der Eigenständigkeit der Gemeinden orientierte Verfassung statt einer obrigkeitlichen, durch bischöfliche Gewalt und
Verwaltung strukturierten Kirche. Er arbeitete auch erfolgreich für das Miteinander von Reformierten und Lutheranern in
einer Kirche, der preußischen Union
, die er 1817 - mit Unterstützung durch König Friedrich Wilhelm III. -
mitgegründet hat.
Die oft missverstandene Definition des Glaubens alsGefühl der schlechthinigen Abhängigkeitist gerade die Bedingung der Möglichkeit von Freiheit. Freiheit ist für Schleiermacher das Wesensmerkmal von Religion - oder-sie verdient diesen Namen nicht. Glauben ist für Schleiermacher darum das genaue Gegenteil eines mich negativ bestimmenden Gefühls einer Abhängigkeit gegenüber einer mich gänzlich dominierenden, mich in meiner (freien) Entwicklung einschränkenden göttlichen (Über-)Macht. … Gemeint ist vielmehr die Erfahrung eines Gottvertrauens, das mich gerade aus all jenen mich sonst in Beschlag nehmenden Abhängigkeiten befreit.
In diesem Sinn ist dasGefühl der schlechthinigen Abhängigkeitfür Schleiermacher die höchste Form von Selbstbewusstsein überhaupt. Indem der Mensch … sich vor Gott als unbedingt abhängig erfährt, erfährt er sich als wahrhaft frei.
Hans Dieter Wille:
Zeigen möchte ich euch, was das Höchste und Teuerste ist. Deutsches Pfarrerinnen- und Pfarrerblatt 8/2014
In seinem zweibändigen Hauptwerk Der christliche Glaube
entwickelte Schleiermacher seine Theologie. Er bezeichnet
die Religion als Gefühl der schlechthinigen Abhängigkeit
des endlichen Selbst vom Unendlichen, von Gott. Die Sünde
erwachse aus der Unfähigkeit, zwischen dem zu unterscheiden, wovon ein Individuum völlig abhängig ist, nämlich von Gott,
und dem, wovon es bloß relativ abhängig ist, nämlich von der vergänglichen Welt. Weitere theologische Werke sind Die
Weihnachtsfeier
und seine Kurze Darstellung des theologischen Studiums
.
Schleiermacher wurde auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof II in Berlin bestattet, dort ist sein Grab erhalten. Bei der Beerdigung säumten 30.000 Menschen die Straßen.
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- zuletzt aktualisiert am 03.09.2024
Quellen:
• https://berlingeschichte.de/lexikon/mitte/c/charit_kirche.htm - abgerufen am 27.08.2023
• Hans Dieter Wille: Zeigen möchte ich euch, was das Höchste und Teuerste ist
. Deutsches Pfarrerinnen- und
Pfarrerblatt 8/2014
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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