Fulgentius von Ruspe
eigentlich: Claudius Gordianus Fulgentius
Gedenktag katholisch: 1. Januar
gebotener Gedenktag in Nordafrika: 3. Januar
nicht gebotener Gedenktag im Orden der Augustiner-Eremiten: 3. Januar
Gedenktag orthodox: 1. Januar
Name bedeutet: der Leuchtende (latein.)
Fulgentius wurde als Sohn der Senatorenfamilie Gordiani geboren. Nach einer hervorragenden Ausbildung trat er in ein Kloster ein, beeinflusst durch die Schriften von Augustinus. Verfolgungen durch Anhänger des Arianismus zwangen ihn zur Flucht; er ging nach Sizilien, wo er von Bischof Eulalius in Syrakusai - dem heutigen Siracusa - aufgenommen wurde.
Nach Abklingen der Verfolgungen kehrte Fulgentius nach Afrika zurück und gründete ein Kloster, das er als Abt leitete. Um 508 wurde er zum Bischof von Ruspe, einer Stadt am Mittelmeer - wohl beim heutigen Chebba - ernannt. Wegen Auseinandersetzungen mit den Anhängern des Arianismus musste er bald schon nach Sardinien fliehen, konnte aber zurückkehren. Um 513 wurde er nach Karthago - dem heutigen Vorort von Tunis in Tunesien - gerufen, um die katholische Lehre gegen die arianischen Theologen vor Vandalenkönig Trasamund zu verteidigen. Wegen seines erfolgreichen Wirkens gegen die Arianer wurde er erneut in die Verbannung nach Sardinien gesandt, 523 konnte er wieder in sein Bistum zurückkommen. In seiner Heimat wie auf Sardinien gründete er mehrere Klöster nach der Regel der Augustiner.
Mit seinem Werk De fide ad Petrum
, Über den Glauben, an Petrus
legte er eine systematische Übersicht über die theologischen Fragen vor, gleichsam eine Vorstufe zu den monumentalen
mittelalterlichen Summa
-Werken. Für die lateinische Kirche erschloss er die Lehren der
Kirchenväter, besonders über die Dreieinigkeit und über
Jesus Christus.
Worte des Heiligen
In seiner Regel des wahren Glaubens
betont Fulgentius, dass es keine ideale, makellose Kirche
geben kann.
Halte mit felsenfestem, unerschütterlichem Glauben daran fest dass die katholische Kirche eine Tenne Gottes ist,
angefüllt mit Weizen, der bis zum Ende der Welt mit Spreu vermischt sein wird, das heißt, dass durch die sakramentale
Gemeinschaft Gute mit Schlechten gemischt sind.
In jedem Stande, dem der Kleriker, Mönche oder Laien, gibt es Gute und Schlechte. Man darf nicht die Guten wegen der
Schlechten verlassen, sondern muss die Schlechten wegen der Guten, soweit die Rücksicht des Glaubens und der Liebe es
verlangt, ertragen, sofern sie in der Kirche nicht die Samenkörner des Irrglaubens ausstreuen oder die Brüder durch
todbringende Nachahmung zu einer Sünde verführen. Denn es kann ja kein Kind der katholischen Kirche, das den rechten
Glauben hat und ein gutes Leben fuhrt, je durch eine fremde Sünde befleckt werden, wenn es nicht dem Sünder zustimmt
und ihn begünstigt.
Ja, es ist von Nutzen, wenn die Schlechten in der Kirche von den Guten ertragen werden, wenn man durch gutes Beispiel
und fromme Ermahnung die Absicht mit ihnen verfolgt, dass sie, wenn sie das Gute hören und sehen, ihre üblen Taten
verabscheuen und vor dem Gericht Gottes über ihre Freveltaten erzittern und so durch das Geschenk der zuvorkommenden Gnade
über ihre Sünden erschüttert und durch Gottes Barmherzigkeit zu einem guten Leben bekehrt werden. Die Guten sollen von den
Schlechten in der katholischen Kirche nur durch die Verschiedenheit ihrer Taten getrennt sein, so dass sie mit denen, mit
welchen sie die göttlichen Geheimnisse gemeinsam empfangen, nicht die bösen Taten gemeinsam haben, mit denen jene befleckt
sind.
Am Ende der Welt aber werden die Guten von den Bösen auch dem Leibe nach getrennt werden, wenn Christus mit der
Wurfschaufel in der Hand erscheinen und seine Tenne reinigen und den Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu hingegen
mit unauslöschlichem Feuer vertilgen wird, wenn er in gerechtem Gericht die Gerechten von den Ungerechten, die Guten
von den Bösen, die Frommen von den Sündern sondern wird.
Fulgentius von Ruspe: Regel des wahren Glaubens. Ders.: Predigt über die zweifache Geburt Christi, übersetzt aus dem Lateinischen von Leo Kozelka, in: Bibliothek der Kirchenväter, München 1934 , S. 186f
Zitat von Fulgentius über Weinachten und Ostern - die zweifache Geburt Christi:
Es ziemt sich. Brüder, am Tag der Geburt des Herrn auch feierlich die Botschaft vom Tag seiner Auferstehung zu
vernehmen. Denn wie der eingeborene Gott sichh herabließ, für uns geboren zu werden, so ließ er sich auch herab, für uns
im Fleisch zu sterben und wieder auferweckt zu werden Dies ist ja der Tag des Besuchs [der Herabkunft], jener der Tag
der Erlösung. Das Werk der Gnade nämlich, durch welches uns der eingeborene Sohn gerettet hat, hat er bei seiner Empfängnis
im Mutterschoß begonnen; dieses Werk der Gnade hat er nach seiner Auferweckung aus dem Grab vollendet. Durch die Empfängnis
im Mutterschoß wurde er teilhaftig unseres Todes; durch die Auferstehung aus dem Grab hat er uns teilhaftig gemacht seines
Lebens. Nun also wollen wir alle den Herrn bitten, dass er, wie er an diesem Tag seinem Volk Freude verleiht, auch alle
in Freude und Frieden zu jenem Tag geleite sind sein Volk im Glauben und in der Liebe behüte. Amen
Fulgentius von Ruspe: Regel des wahren Glaubens. Ders.: Predigt über die zweifache Geburt Christi, übersetzt aus dem Lateinischen von Leo Kozelka, in: Bibliothek der Kirchenväter, München 1934 , S. 206 (überarbeitet)
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
mehrere Werke von Fulgentius gibt es in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg auf Deutsch.
weitere Schriften von Fulgentius gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 03.02.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• https://www.newadvent.org/cathen/13230c.htm - abgerufen am 19.07.2023
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• http://www.arcidiocesi.siracusa.it/home/storia/00000051_Storia.html nicht mehr erreichbar
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.