Ökumenisches Heiligenlexikon

Gemellos der Paphlagonier

1 Gedenktag katholisch: 10. Dezember

1 Gedenktag orthodox: 10. Dezember

Name bedeutet: der Beladene (griech.)

Märtyrer
* in Paphlagonien in der Türkei
362 (?) in Ankyra, heute Ankara in der Türkei


Buchmalerei, aus dem Menologium von Kaiser Basileios II., um 1000, in der Vatikanischen Bibliothek in Rom
Buchmalerei, aus dem MenologiumDas Menologium ist ein in Byzanz im 11. Jahrhundert zu Ehren des Kaisers entstandenes Heiligenverzeichnis. von Kaiser Basileios II., um 1000, in der Vatikanischen Bibliothek in Rom

Gemellos lebte in Ankyra zur Zeit der Verfolgungen unter Kaiser Julianus Apostata 1. Der Überlieferung zufolge hielt er diesem seinen Abfall vom Christentum vor, deshalb wurde er gefangen genommen und mit einem glühenden Eisengürtel umgürtet; dabei wurde er so schwer verbrannt, dass die Flüssigkeit, die aus seinem brennenden Fleisch sickerte, den gesamten Boden bedeckte. Dann wurde er nach Edessa - das heutige Şanlıurfa - gebracht, wo er gestreckt wurde; seine Glieder wurden mit scharfen Holzpfählen aufgespießt, der Körper mit heißen Eisen durchbohrt, die Eingeweide herausgerissen. Nun wurde er in einen Trog mit heißem Öl, Harz und Schmalz gestecht, aber ein heftiger Regen löschte das Feuer. Schließlich wurde ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen, dennoch konnte er nach allen unerträglichen Qualen immer noch zu den Zuschauern gehen und mit ihnen sprechen. Durch Gottes Gnade begegnete er einem Priester und wurde von diesem getauft, denn er war noch ungetauft. Dann tauchte er völlig gesund und ohne Verletzungen aus dem Taufbad auf und hörte eine Stimme vom Himmel, die ihn segnete. Als Kaiser Julian dies erfuhr, ließ er ihn kreuzigen.

Gemellos wurde v. a. in Galatien hoch verehrt; auch in Sykeon - dem heute abgegangenen Ort bei Tahir - war ihm eine Kirche geweiht.

1 Entgegen der später im Christentum verbreiteten Ansicht gab es unter Kaiser Julian keine direkte Verfolgung von Christen um ihres Glaubens willen; seine Maßnahmen beschränkten sich auf das Schüren von Konflikten zwischen verschiedenen christlichen Gruppen. Zur philosophischen Auseinandersetzung verfasste er die Schrift Contra Galilaeos, Gegen die Galiläer, in der er Fehler und Gefahren des christlichen Glaubens aufzeigt und die Christen als Abtrünnige des allgemein akzeptierten Judentums bezeichnete.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 04.12.2020

Quellen:
• Vollständiges Heiligen-Lexikon …, 2. Band: E-H. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, B. Schmid'sche Verlagsbuchhandlung (A. Manz), Augsburg, 1861
• https://www.johnsanidopoulos.com/2016/12/synaxarion-of-holy-martyr-gemellos-of.html - abgerufen am 20.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.