Ökumenisches Heiligenlexikon

Genoveva von Brabant

1 Gedenktag katholisch: 2. April

Name bedeutet: die sich weiträumig Bewegende (germanisch) oder: Frau des Adels (gallisch) oder: Tochter des Mannes, der im Recht ist (keltisch)

Dulderin
* um 730 in Brabant in Belgien (?)
760 (?) in Mayen bei Koblenz (?) in Rheinland-Pfalz


„Genovevaburg” in Mayen
Genovevaburg in Mayen

Genoveva stammte der rein legendarischen Erzälung zufolge ab vom Herzog von Brabant und wurde die Frau des Pfalzgrafen Siegfried von Mayen. Ihr Mann sei mit Karl Martell in den Krieg gegen die Sarazenen gezogen und habe seine Frau während der Abwesenheit dem Schutz seines Haushofmeisters Golo anvertraut. Dieser warb um sie, wurde von ihr abgewiesen und bezichtigte sie deshalb nach der Rückkehr seines Herrn des Ehebruches. Der Man gab den Befehl zur Hinrichtung, aber der beauftragte Henker ließ sie aus Mitleid in den Wald der Ardennen entkommen, wo sie sich versteckte.

Genoveva und ihr dort geborener Sohn Schmerzenreich wurde von einer Hirschkuh ernährt, bis nach sechs Jahren ihr Mann sie während einer Jagd wiederfand. Weil er inzwischen ihre Unschuld erkannt hatte, führte er sie in Ehren zurück. Der entlarvte Haushofmeister Golo nahm sich das Leben - nach anderer Version wurde er durch Siegfried gevierteilt; Siegfried gründete an der Stelle, wo er seine Gemahlin wieder fand, aus Dankbarkeit die Kapelle Fraukirch.

Genoveva ist in keinem kirchlichen Verzeichnis aufgeführt. Über ihre Lebenszeit gibt es unterschiedliche Angaben. Die Geschichte hat wohl keinen historischen Hintergrund, die erste Niederschrift erfolgte wohl im frühen 14. Jahrhundert im Kloster Maria Laach im Zusammenhang mit einem Ablassbrief der zum Kloster gehörigen Kapelle Fraukirch.

„Golokreuz” (Nachbildung) am ursprünglichen Standort
Golokreuz (Nachbildung) am ursprünglichen Standort

Diese von Genovevas Mann Siegfried gegründete Kapelle Fraukirch am Ort des Wiedertreffens steht nahe Thür bei Mayen, in ihr wird heute auch das Golokreuz aufbewahrt, das ursprünglich an der Straße zwischen Thür und Kruft stand und dort durch eine Kopie ersetzt wurde - an der Stelle, wo Golo starb; nach anderer Version starb er am Goloring nahe Bassenheim bei Koblenz.

in den Fels geschlagene Kapelle hoch oben in den Externsteinen nahe Horn-Bad Meinberg
in den Fels geschlagene Kapelle hoch oben in den Externsteinen nahe Horn-Bad Meinberg

Christian Wiltsch hat 2014 in seiner Doktorarbeit aufgewiesen, dass Genoveva in der Kapelle der Externsteine nahe Horn-Bad Meinberg bei Detmold verehrt wurde.

Eine kirchliche Verehrung von Genoveva ist wohl nicht zu begründen, obwohl sie wie die Geschichte in Westdeutschland selbst verbreitet war. Dieselbe Geschichte wird in Süddeutschland und der Schweiz von Ida von Toggenburg erzählt. Der Priester und Schriftsteller Christoph von Schmid - der erfolgreichste Jugendbuchautor seiner Zeit - legte 1810 seine sehr weit verbreitete Erzählung Genovefa vor, der Dramatiker und Lyriker Friedrich Hebbel 1843 seine Tragödie Genoveva, die Robert Schumann als Grundlage für seine 1847/48 veröffentlichte gleichnamige Oper diente. Der schwäbische Pfarrer und Schriftsteller Gustav Schwab nahm den Stoff 1845 in seine Deutschen Volksbücher auf, der französischer Schriftsteller Marcel Proust nahm in seinem 1913 bis 1927 erschienenen Roman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit mehrfach Bezug auf die Legende.

Die Externsteine nahe Horn-Bad Meinberg sind von Ostern bis 1. November täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffet, der Zutritt kostet 4 €, die Parkgebühr auf dem nahen Parkplatz ebenfalls 4 €. (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 24.10.2024

Quellen:
• Vollständiges Heiligen-Lexikon …, 2. Band: E-H. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, B. Schmid'sche Verlagsbuchhandlung (A. Manz), Augsburg, 1861
• https://de.wikipedia.org/wiki/Genoveva_von_Brabant - abgerufen am 20.07.2023
• Christian Wiltsch: Das Prinzip der Heliometrie im Lageplan mittelalterlicher Kirchen, Diss RWTH Aachen, Shaker Verlag Aachen 2014
• Lothar Spurzem aus Mülheim-Kärlich, E-Mail vom 1. März 20178
• http://www.suehnekreuz.de/rhein/mendig.htm - abgerufen am 20.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.