Gregor Sinaites
auch: der Byzantiner
, von Klazomenai
Gedenktag katholisch: 27. November
Gedenktag orthodox: 27. November, 6. April, 8. August
Name bedeutet: der Wachsame (griech.-latein.)
Gregor kam als Gefangener der Agarener 1 nach Denizli, das an
der Stelle des heutigen Bazars Kaleiçi als
Nachfolgesiedlung des durch Erdbeben zerstörten
Laodicea von den Seldschuken neu gegründet
worden war. Hier wurde er von Christen losgekauft und kam nach Zypern; dort trat er in ein Kloster ein, ging zum
Sinai, nach
Jerusalem und fuhr dann nach Kreta, wo er
am Strand vor der Agiofarago
, der Heiligenschlucht
, landete und bei dem dort an der
Antonius-Kirche lebenden Mönch Arsenios das
innerliche Gebet
, eine gemäßigte Form des Hesychasmus, erlernte.
Gregor ging von dort auf den Athos, wo er zahlreiche Schüler gewann; er gilt als Gründer des dort nach ihm benannten Kloster Grigoríou. 2 Vor dem Einfall der Agarener floh er vom Athos und gründete auf dem Berg Katakryomenos das berühmte Kloster Paroria - heute Ruinen bei Karlovo - in Bulgarien, das ein wissenschaftliches und geistiges Zentrum der Balkanländer wurde und eine große Anziehungskraft auf Mönche verschiedener Nationalitäten ausübte. Sein Werk wurde schon früh - vielleicht bereits zu seinen Lebzeiten - in mehrere slawische Sprachen übersetzt.
Die von seinem Schüler, dem Patriarchen Kallistos I. von Konstantinopel, verfasste Lebensgeschichte ist der erste bewusst hesychastisch geschriebene Text seiner Art und galt als Vorbild der hesychastischen Viten.
1 ▲ Die Agarener waren ein arabischer Volksstamm, der sich als die Nachfahren der Hagar verstand; die Agarener werden manchmal als Vorläufer der Sarazenen betrachtet.
2 ▲ Das erstmals erst 1347 erwähnte Kloster wurde wohl von Gregors Schüler, dem Mönch Gregor dem Jüngeren, gegründet.
Schriften von Gregor und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Worte des Heiligen
Es kommt darauf an, ein lebendiges Glied am Leib Christi zu sein:
Leib Christi sind wir
, spricht der göttliche Apostel, und wir
sind jeweils seine Glieder
. Und wiederum: Ein Leib und ein Geist seid ihr, wie ihr auch berufen wurdet.
Wie
nämlich der Leib ohne Geist tot und empfindungslos ist, so wird, wer nach der Taufe infolge der Vernachlässigung der
Gebote durch die Leidenschaften ertötet wurde, unwirksam und unerleuchtet vom Heiligen Geist und der Gnade Christi. Denn
er besitzt zwar den Geist durch den Glauben und die Wiedergeburt, doch ist er unwirksam und unbeweglich infolge des
Erstorbenseins der Seele. Obwohl nämlich die Seele eine einzige, die Glieder des Leibes aber viele sind, beherrscht, belebt
und bewegt sie all jene, die empfänglich für das Leben sind. Jene Glieder jedoch, welche aufgrund einer etwa aufgetretenen
Krankheit erkaltet sind, trägt sie zwar als tot und unbeweglich in sich, doch sind sie leblos und ohne Empfindung. Genauso
wirkt der Geist Christi ganz in allen Gliedern Christi unvermischt und belebt jene, die am Leben teilhaben können; doch
auch jene, die krank sind und darum nicht daran teilnehmen, umfängt er in seiner Menschenliebe als die seinen. Darum hat
zwar auch jeder Gläubige durch den Glauben an der Annahme an Sohnes Statt, welche durch den (Heiligen) Geist geschieht,
Anteil, doch wird er unwirksam und unerleuchtet durch die Nachlässigkeit und den Unglauben, weil ihm das Licht und das
Leben Jesu abgeht. Darum ist zwar jeder Gläubige Glied Christi und Besitzer der Geistes; doch unwirksam und unbeweglich
sowie nicht empfänglich für die Teilnahme an der Gnade.
Die Himmelsleiter:
Die kleine und (dennoch) große sowie kurze Leiter derer, die sich unterwerfen, besitzt fünf Stufen, welche zur
Vollkommenheit führen. Die erste ist die Entsagung, die zweite die Unterwerfung, die dritte der Gehorsam, die vierte die
Demut, die fünfte die Liebe, welche Gott ist!
Die Entsagung führt den Darniederliegenden aus der Unterwelt empor und entbindet den Geknechteten von der Materie.
Die Unterwerfung hat Christus gefunden und dient ihm, wie er selbst sagt: Wer mir dient, der folgt mir; und wo ich bin,
dort wird auch mein Diener sein
(Johannesevangelium 12, 26). Wo aber ist Christus? Er sitzt zur Rechten des Vaters!
Also muss dort auch der Diener sein, wo sich auch der Bediente befindet. (Er gelangt dorthin,) indem er seinen Fuß zum
Aufstieg aufsetzt, oder indem er, bevor er emporgelangt, in seinem Verhalten zusammen mit Christus emporsteigt und
emporgeht. Der in den Geboten wirksame Gehorsam jedoch zimmert die Leiter gänzlich aus verschiedenen Tugenden und ordnet
diese in der Seele wie Stufen an. Von ihm aus nimmt einen solchen die erhebende Demut auf, führt ihn daraufhin zum Himmel
empor und übergibt ihn der Königin der Tugenden, der Liebe. Sie führt ihn zu Christus und stellt ihn vor ihn. Und auf
diese Weise gelangt, wer sich in Wahrheit unterwirft, durch die kurze Leiter mühelos zum Himmel empor.Anfang und Geburt der Tugenden ist der gute Vorsatz, also das Streben nach dem Edlen - wie Gott Grund und
Quelle alles Guten ist. Der Anfang des Edlen aber ist der Glaube oder vielmehr Christus, der Fels des Glaubens, den wir
als den Anfang und das Fundament aller Tugenden besitzen. In diesem Glauben schreiten wir dahin und auf dieses Fundament
bauen wir alles Gute auf. Er ist der Eckstein, der uns mit sich verbindet, und die kostbare Perle. Der Mönch, der in die
Tiefe der einsamen Ruhe eindringt, verkauft auf der Suche nach ihr durch den Gehorsam den Geboten gegenüber alle
Willensentscheide, die er besitzt, um von jetzt an diese Perle zu erwerben.
Quelle: Gregorios der Sinaite: Sehr nützliche Kapitel, welche ein Akrostichon bilden. In: Philokalie, Bd. 4, 2. Aufl. Verlag Der Christliche Osten, Würzburg 2007, S. 177ff, Nr. 129, 120, 83
Zitate von Gregor Sinaites:
Ein wahres Heiligtum, welches auch schon vor dem künftigen Leben besteht, ist das Herz, welches
ohne Gedanken vom Geist getrieben wird; alles nämlich wird dort vollbracht und geistigerweise ausgesprochen. Wer dies
nicht schon jetzt erworben hat. ist ein Stein, der durch zusätzliche Tugenden zum Aufbau des göttlichen Tempels geeignet
ist, doch nicht ein Tempel und Priester des Geistes.
Wenn wir nicht erkennen, als welche uns Gott geschaffen hat, werden wir nicht erkennen, zu welchen uns die Sünde
gemacht hat.
Gleichen Alters sind im Geist all jene, die die Fülle der Vollkommenheit Christi erhalten haben.
Aus allen Tugenden soll man wie eine Biene das Tauglichste sammeln, und indem man auf diese Weise aus allem ein
wenig übernimmt, eine große Vereinigung in der Ausübung der Tugenden vollziehen. Daraus wird der Honig der Weisheit
bereitet zum Frohsinn der Seelen.
Quelle: Gregorios der Sinaite: Sehr nützliche Kapitel, welche ein Akrostichon bilden. In: Philokalie, Bd. 4, 2. Aufl. Verlag Der Christliche Osten, Würzburg 2007, S. 177ff, Nr. 7, 50f, 100
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 20.11.2020
Quellen:
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. II, Hamm 1990
• http://www.dieuniversitaet-online.at/kalender/index.php?module=PostCalendar&func=view&Date=20070507
&tplview=&viewtype=details&eid=2720
• http://www.bgglobe.net/index.php?l=1&s=-2428
• http://www.lotos-werbung.com/_mallorcasonne_com/athos/grigoriou/grigoriou-de.html
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.