Ökumenisches Heiligenlexikon

Hilarion von Gaza

Beiname: der Große


Hilarion studierte der Überlieferung zufolge in Alexandria und schloss sich dann Antonius in Tabennisi - beim heutigen Dandara - an. Schließlich lebte er selbst als Einsiedler und als erster in der Wüste von Maiuma in Palästina - an der Stelle des späteren Constantia und der 1997 bei Bauarbeiten entdeckten Reste des im 4. bis 9. Jahrhundert erbauten Hilarionklosters im Süden von Gaza. Den Wundertätigen suchten viele Menschen auf, es entstand eine Mönchssiedlung. Um 360 floh er vor ihnen und der Christenverfolgung unter Kaiser Julian Apostata 1 in Begleitung seines Schülers Hesychius von Gaza nach Ägypten; sie kamen nach Bruchium bei Alexandria, dort blieben sie ein Jahr, trennten sich dann und Hilarion reiste nach Sizilien, wo ihn Hesychius nach drei Jahren wiederfand; gemeinsam begaben sie sich nach Epidauros - das heutige Cavtat - in Dalmatien und dann nach Zypern. Hilarion wollte danach wieder nach Ägypten aufbrechen, Hesychius aber überredete ihn, weiter ins Landesinnere an eine abgeschiedenere Stelle vorzudringen. Hilarion blieb nun dort, nach dem Zeugnis des Hieronymus immer wieder mit Dämonen kämpfend, während Hesychius mehrfach die Mönche in Maiuma aufsuchte. Nach einer Rückkehr fand Hesychius Hilarion als Leichnam, blieb fast zehn Monate in der Einsiedelei, um eventuelle Wegelagerer zu täuschen, und brachte dann den toten Hilarion nach Maiuma, wo er ihn unter größer Anteilnahme der Mönche und des Volkes 373 bestattete.

Hilarion gilt als der Begründer des Mönchtums in seiner Heimat. Die Nachrichten über ihn stammen nur von Hieronymus, der vor 392 seine Lebensgeschichte verfasste. Seine Verehrung in der Ostkirche begann gleich nach seinem Tod, sie gelangte bis nach Italien und Frankreich. In Duravel in Frankreich werden seine angeblichen Gebeine bewahrt, nachdem sie im Zuge der Kreuzzüge dorthin gebracht wurden. Auf Zypern tragen viele Kirchen seinen Namen.

Die Reste des Hilarionklosters bei Gaza qurden 2024 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, um sie vor der Zerstörung durch die isaraelische Armee bei deren Angriffen im Gaza-Streifen zu schützen.

Francisco Villamena (zugeschrieben): Hilarion, um 1600
Francisco Villamena (zugeschrieben): Hilarion, um 1600

1 Entgegen der später im Christentum verbreiteten Ansicht gab es unter Kaiser Julian keine direkte Verfolgung von Christen um ihres Glaubens willen; seine Maßnahmen beschränkten sich auf das Schüren von Konflikten zwischen verschiedenen christlichen Gruppen. Zur philosophischen Auseinandersetzung verfasste er die Schrift Contra Galilaeos, Gegen die Galiläer, in der er Fehler und Gefahren des christlichen Glaubens aufzeigt und die Christen als Abtrünnige des allgemein akzeptierten Judentums bezeichnete.

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Das von Hieronymus verfasste Leben des hl. Einsiedlers Hilarion gibt es auf Deutsch in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 02.08.2024

Quellen:

• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2024-07/hilarionkloster-gazastreifen-weltkulturerbe.html - abgerufen am 02.08.2024

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.