Jakob Kern
Taufname: Franz Alexander
Gedenktag katholisch: 20. Oktober
gebotener Gedenktag im Bistum Sankt Pölten
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Wien
Name bedeutet: der Nachgeborene oder: Gott schützt (hebr.)
Franz Alexander Kern, Sohn einer einfachen katholischen Arbeiterfamilie, trat 1908 ins
Knabenseminar in Hollabrunn bei Wien ein und
1912 dem Dritten Orden der Franziskaner bei. 1915 musste er zum Militär
einrücken, wurde in Vöcklabruck zum Offizier
ausgebildet und kämpfte dann in Schlachten des 1. Weltkrieges in Norditalien. Im September 1916 wurde er bei der - dann
gescheiterten - Südtiroloffensive
der österreichisch-ungarischen Armee in den Bergen bei
Folgaria / Vielgereuth schwer verwundet. Deshalb
wurde er vom Miltärdienst befreit und konnte in Wien ins
Priesterseminar eintreten.
Als Protest gegen einen aus dem Prämonstratenserkloster in
Strahov bei Prag ausgetretenen Chorherren, der
dann die tschechische Tschechoslowakische Hussitische
Nationalkirche gegründet hatte und auch in Wien
zum Abfall von Rom aufrief, trat Franz
Alexander 1920 als Chorherr ins Stift der
Prämonstratenser in Geras ein und nahm den Namen Jakob an; auch die qualvollen Schmerzen aus seiner Kriegsverletzung sah
Jakob als Sühne für die Verirrungen des ehemaligen Mitbruders. 1922 wurde Jakob Kern im
Stephansdom in Wien zum Priester geweiht; bei
seiner Primiz in der Kapelle der Armen
Schulschwestern in Vöcklabruck sagte er, dass diesem Palmsonntag die Passion
folgen werde
.
Jakob Kern war dann als Seelsorger in Pfarreien um Geras tätig, geprägt von starker Verehrung der EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23. und des Herzens Jesu. 1923 wurde seine Kriegsverletzung im Kaiser Franz-Josefs-Spital in Hollabrunn operiert, dennoch verschlechterte sich sein Zustand zusehends und war gepaart mit vielen Leiden. Am 20. Oktober 1924, dem Tag, für den seine Ewige Profess geplant war, operierte man ihn ein letztes Mal im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, bei diesem Eingriff starb er.
Bei vielen Menschen blieb das Andenken an den Priester Jakon Kern lebendig. Am 26. September 1956 wurden seine Gebeine in die Stiftskirche in Geras übertragen, 1958 wurde der Prozess zur Seligsprechung eingeleitet.
Kanonisation: Papst Johannes Paul II. sprach Jakob Kern am 21. Juni 1998 auf dem Heldenplatz in Wien selig.
Worte des Seligen
Als Soldat, besonders auch durch seine schwere Verwundung, wurde Kern immer wieder mit dem Tod
konfrontiert. Da er dem Dritten Orden der Franziskaner angehörte und den
Sonnengesang des heiligen Franziskus kannte, redet auch Jakob
Kern den Tod vertrauensvoll als seinen Bruder an:
Du großer Freund der Menschheit, mein lieber Freund und Bruder Tod. Du bist eigentlich unter uns Soldaten sehr
wenig beliebt. Bist nicht gerne gesehen. Man versteht nämlich nicht, warum du geschaffen wurdest, und weiß kaum, dass du
uns in die selige Ewigkeit führst.
Aber nur denjenigen graut vor dir, die in der Liebe zu Gottes Geboten und Gesetzen erkalten und die vielleicht durch
ihr Leben zur Genüge beweisen, dass nicht die Gnade in ihrem Herzen wohnt, sondern Satan mit seinen verschiedenen treuen
Begleitern, den Untugenden, Lastern und Verbrechen. Jene aber, die in der Gnade und in der Liebe Gottes stark wurden und
während ihres Lebens hier auf Erden dem lieben Heiland immer treu nachfolgten, jene lieben dich und nennen dich Bruder und
Freund, weil du sie dort hinführst, worauf immer ihre Herzensgedanken und ihr ganzes Sehnen gerichtet war: zum lieben
Heiland samt seinem himmlischen Hof. Schau, mein lieber Freund, dafür, dass wir auf die Welt samt ihren Gütern und auch
auf unseren Leib verzichten müssen, erlangen wir durch dich Güter ewiger, seliger Eigenschaft, Güter, die uns nicht mehr
an das Irdische binden und fesseln, sondern die uns das Irdische ganz und gar in der Anschauung und Verherrlichung Gottes
vergessen machen. Dank dir dafür, dass du uns um einen so geringen Preis so viel gewährst.
Auch ich möchte dich Freund und Bruder heißen, wenn ich auch ein armseliger Sünder bin, der vor das Antlitz seines
Gottes zu treten sich eigentlich nicht unterfangen sollte. Aber ich habe ihn nicht nur beleidigt, deinen und meinen Gott,
sondern auch innig geliebt, soweit es eben mein schwaches Herz tun konnte. Ich habe ihm meine Kräfte und mein Leben
geweiht und mich ihm ganz empfohlen. Vielleicht freut er sich darüber und schenkt mir seine huldvolle Erbarmung und
Verzeihung. Mein lieber Bruder! Wenn du nun zu mir geschickt wirst, um mich zur höchsten Audienz zu führen, dann brauchst
du mir nicht lange deine Vorboten senden, um mich auf meinen letzten Gang aufmerksam zu machen, sondern reiche mir nur
unverzüglich deine Hand. Ich werde sie immer ergreifen und dir freudig zum lieben Bräutigam meiner Seele folgen, wann
immer du kommst. Und wenn es noch heute und in diesem Augenblick sein müsste. Dies ist meine Bitte, und ich danke dir
schon heute für diesen deinen freundschaftlichen Dienst. Salve Frater! Sei gegrüßt, Bruder!
Quelle: Hermann Josef Weidinger: Sühnepriester Jakob Kern. Graz / Wien / Köln 1960, S. 24f. 58;
Zitate von Jakob Kern:
Am 20. Juli 1924 hielt Pater Jakob seine letzte Predigt, in der er leidenschaftlich zur Treue zur Kirche
und ihrem Hirten aufforderte:
Wenn du gewillt bist, das Hirten- und Priesteramt Jesu Christi anzuerkennen, und du Sehnsucht hast nach der
Aussöhnung und der Vereinigung mit deinem Herrgott; wenn du das Bedürfnis hast, dem ewigen Herrn ein Opfer zu bereiten,
und den priesterlichen Segen suchst – hier ist dein Platz. Hier hat der ewige Hohepriester das Festmahl bereitet und lädt
dich zu seinem Tische ein. Wenn du obendrein als Kämpfer des Heiligen Geistes ein sittliches Heldentum üben willst, dann,
mein lieber Freund – hier ist die Rüstkammer, wo du dir zum geistlichen Kampfe immer neuen Mut und Ausdauer holen kannst.
Hier findest du den Nachfolger der Apostel und seine Jünger und nach dem schmalen und beschwerlichen Pfade des irdischen
Lebens den ewigen Seelenbischof im Himmel, der dir dann die Krone der Auserwählung nicht vorenthalten wird.
Heute braucht man mehr denn je ganze und heilige Priester. Jedes Gebet, jedes Opfer, jede Mühe und Plage werden,
wenn mit der richtigen Intention verbunden, heiliges Saatgut Gottes, das früher oder später seine Frucht bringt.
Wenn ich in der Vorsehung des Herrn ein kleines Rädchen sein darf, so bin ich darüber überaus glücklich.
Gott braucht zu allen Zeiten Menschen, die einen zum Arbeiten, die anderen zum Leiden.
Quellen: Hermann Josef Weidinger: Sühnepriester Jakob Kern. Graz / Wien / Köln 1960, S. 87
Predigt von Papst Johannes Paul II. am 21.Juni 1998 in Wien
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Der Stephansdom in Wien ist werktags von 9 Uhr bis 11.30 Uhr und von 13 Uhr bis 16.30 Uhr, sonntags nur nachmittags zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 3,50 €. (2021); die Katakomben können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden, diese findet in den Öffnungszeiten zu jeder vollen Stunde statt und kostet 6 €.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 04.07.2021
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• Pater Dr. Gabriel Wolf OPraem, Generalpostulator des Prämonstratenserordens in Rom, E-Mail vom 6. September 2013
• Hermann-Josef Weidinger: Jakob Kern - Leben eines Seligen. 2. Aufl., Jakob-Kern-Komitee, Geras 1998
• https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Jakob_Kern - abgerufen am 07.02.2024
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.