Jakob Desideratus Laval
französischer Name: Jacques-Désiré
Gedenktag katholisch: 9. September
gebotener Gedenktag im Spiritanerorden
Name bedeutet: der Nachgeborene oder: Gott schützt (hebr.)
Jakob Desideratus Laval, Sohn eines Juristen und Landbesitzer, bekam schon im Alter von 13 Jahren seinen eigenen
Gutshof übereignet. Er studierte in Paris, dann
Theologie in Évreux, brach dieses Studium aber
im Streit mit Gott
ab und kehrte nach Paris zurück, um Arzt zu werden. 1830 wurde er an der Sorbonne zum Dr. med.
promoviert. In Èvreux betrieb er eine gut gehende Arztpraxis und war Hauptmann der Nationalgarde. Nach einem Sturz vom
Pferd fand er an Ostern 1835 zum Glaubens zurück. 1835 ging er zum Studium ans
Seminar der Sulpzianer in Paris, wurde 1838 zum Priester geweiht und wirkte dann
in Pinterville bei Rouen als Pfarrer.
1841 trat Laval der neuen Kongregation des Unbefleckten Herzens der
allerseligsten Jungfrau Maria
bei, nachdem er deren Gründer,
Franz Maria Paul Libermann, im
Pariser Seminar kennengelernt hatte. Er schenkte
Libermann sein großes Vermögen und ging als erster Missionar der Gesellschaft zusammen mit Mgr. Coliier, dem neuernannten
Bischof der Insel, nach Mauritius. Dort waren kurz zuvor 70.000 Sklaven freigelassen worden; aus ihnen rekrutierte Laval
seine ersten Mitarbeiter, organisierte sie in einer selbständigen Kirche, bildete sie als Katecheten aus und sandte sie
in verschiedene Bezirke der Insel zum Unterricht, zur Abhaltung von Wortgottesdiensten und zur Seelsorge. Berichtet wird,
Laval habe 67.000 Menschen zum Christentum bekehrt und 15.000 selbst getauft. Bei den Cholrea-Epidemien von 1854, 1857
und 1862 nahm er sich in den von ihm erichteten Krankenhäusern der Leidenden an.
An Jakob Lavals Bestattung nahmen über 40.000 Menschen teil. Als Heiliger und Wundertäter wird er nicht nur von den
Christen, sondern auch von den Hindus verehrt. Die Menschen bezeichneten ihn, der selbst in äußerster Armut lebte, als
Vater, weil er die Armen geliebt hat
, die Kirche nennt ihn Apostel von Mauritius
. Sein Todestag ist seit
1976 Staatsfeiertag auf Mauritius.
Kanonisation: Am 29. April 1979 wurde Jakob Desideratus durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen, noch vor dem Ordensgründer Franz Maria Paul Libermann.
Worte des Seligen
Im Rückblick auf die vergangenen 19 Jahre erkennt sich Laval in der Abrahamsgeschichte wieder:
Wie Abraham, so ist es mir ergangen. Ich hörte. die Stimme, die rief:
Verlasse dein Haus und deine Verwandtschaft, verlasse deine Heimat und dein Vaterland und komme in das Land, das ich dir
zeigen werde. Ich bin dieser Stimme nicht ungehorsam gewesen und in Wahrheit der Vater eines großen Volkes geworden. …
Welch ein trefflicher Gedanke, der mir da gekommen ist, mich dem Heile der Verlassenen zu widmen! Heute preise ich
Gott dafür und danke ihm von Herzen.
Fünf Monate nach seiner Ankunft auf Mauritius beschrieb Laval die scheinbar unlösbare Aufgabe, die ihm
bevorstand. Er notierte:
Es herrschen Korruption und eine unglaubliche Ausschweifung der Sitten. Auf der Insel befinden sich an die
80 000 Schwarze, um die ich mich allein bemühen muss. Die Hälfte von ihnen ist nicht getauft; jene, die getauft sind, leben
wie die Heiden. Nur wenige sind kirchlich verheiratet. Sie trennen sich und gehen wieder zusammen. … Sie frönen dem
Alkohol. … Die Negermädchen werden ausnahmslos von ihren Brotherren und den jungen Weißen missbraucht. … Die
Eingeborenen von Mauritius, die Kreolen, sind durchweg korrupt.
Doch dank Gottes Hilfe waren sein und der Mitbrüder Wirken von Erfolg gekrönt:
Ich bin der erste Missionar, den die Kongregation ausgesandt hat, um am Heil der armen Schwarzen zu arbeiten. Gott
hat die Mission auf Mauritius gesegnet. Er hat mir auch gute Mitbrüder gegeben, die an meiner Seite kämpfen.
Es scheint mir, dass Gott, der die Kongregation gleich in ihren Anfängen berufen hat, für Mauritius die apostolischen
Arbeiter zu stellen, dieses verlorene Eiland retten will. Es gibt hier viele gute Seelen, die unsern Heiland Jesus Christus
und seine heilige Mutter von Herzen lieben, und ich will nicht hoffen, dass man sie aufgibt.Gott und die heilige Jungfrau verleihen uns übernatürliche Kräfte. … Alles drängt jetzt zur Kirche. Wir haben
in Port Louis allein mehr als 800 Erwachsene
getauft und mehr als 900 Ehen eingesegnet, an die 700 gingen zum ersten Mal zu den heiligen Sakramenten. Wir schätzen die
Gesamtzahl der Konvertiten im letzten Monat auf ungefähr 4000.
Was fehlt, sind weitere Mitarbeiter im Weinberg des Herrn: Wir zählen auf Sie, hochwürdiger Herr P. Superior
und teurer Vater. Was wir zum Unterhalt brauchen, fehlt uns nicht. Die Vorsehung hat uns noch immer gegeben, was wir
nötig hatten, und hat uns noch nie verlassen. Sie wird uns auch in Zukunft unser tägliches Brot nicht versagen. Teurer
Vater, wenn wir zahlreich genug wären, wir könnten jetzt alle Schwarzen für Christus gewinnen.
Alle arbeiten bis zur Erschöpfung: Es ist unmöglich, Ihnen zu sagen, wie sehnsüchtig wir die Ankunft
unserer Patres erwarten. Uns geht es wie armen, belagerten Soldaten, die sich verzweifelt schlagen und jeden Tag Ausschau
halten, ob nicht irgendwoher Hilfe kommt. Wir sind todmüde. Den ganzen Tag sitzen wir im Beichtstuhl, abends müssen
wir die Kranken besuchen. So vergehen die Stunden und Tage, die Wochen und Monate. So geht ein Jahr nach dem andern ins Land.
Obgleich wir uns keine Ruhe gönnen, geschieht doch nur das Notwendigste. Würden wir zahlreicher, nähme die Mission einen
neuen mächtigen Aufschwung. Wie viel Gutes könnte man hier tun! Welcher Mangel an Arbeitern, um die Ernte einzubringen!
Möge Gott sich unser erbarmen!
Ich hätte gewiss Ruhe nötig für meine Seele und meinen Leib, aber was soll ich tun? Ein Feld liegen lassen, das ich
angesät habe im Schweiße meines Angesichtes? Zusehen, wie eine glänzende Ernte im Unkraut erstickt? Niemals! Lieber während
der Arbeit tot umfallen, als dass uns der Teufel eine von den Seelen wieder fortholt, die wir ihm mit soviel Mühe abgerungen
haben.
Im Alter von 59 Jahren sind seine Kräfte am Ende. Mit Trauer und Wehmut sieht er sich zur Untätigkeit verurteilt:
Ja, hochwürdiger Herr P. General, die Zeit wird einem Soldaten lang, dem man die Waffen aus der Hand genommen, nachdem
er Tag und Nacht gekämpft hat. Nichts kann ich mehr tun für die Ehre meines Meisters und das Heil meiner Brüder. O, ich
Armer!
Doch erkennt er, dass die erzwungene Untätigkeit seiner eigenen Seele zugute kommt:
Ich bin unnütz geworden. Ich kann keinen Unterricht mehr geben, keine Beichten mehr hören, keine Kranken mehr besuchen.
Die Zeit verbringe ich damit, die Heilige Schrift zu studieren und geistliche Bücher zu lesen. Meine arme Seele gewinnt
daraus reiche Frucht. Der göttliche Meister hat es in seinem Erbarmen so eingerichtet, damit ich Einkehr halten kann bei
mir selber und mich auf einen guten Tod vorbereite.
Quelle: P. Josef Theodor Rath: Der Sklaven Knecht. Jakob Desiderius Laval, der Apostel von Mauritius. Donauwörth 1949, S. 135 - 139, 144f, 157 - 163, 170f
Zitate von Jakob Desideratus Laval:
Dieses Buch [die Heilige Schrift] birgt wirklich Nahrung für die Seele. Alle andern Bücher, die Nachfolge
Christi ausgenommen, bedeuten wenig neben ihm. Es ist das Buch der Bücher. Alles steht darin, was man braucht.
Manchmal übermannte ihn die Müdigkeit, so dass er an heiliger Stätte einschlief. Ich glaube nicht
, sagte
er, dass der liebe Gott mir das übel nimmt. Welcher gute Herr erlaubt nicht gern, dass sein alter Hund sich zu seinen
Füßen ein wenig ausruht.
Er schreibt an die Mitglieder der Vinzenzkonferenz: Meine lieben Freunde, Sie sorgen für die Armen. Eine schöne
Aufgabe! Fahren Sie fort, sich Sorge zu machen; denn die Armen sind die Lieblinge Jesu. Vergessen Sie nie, dass ein Glas
Wasser nicht ungelohnt bleibt, wenn es gereicht wird in Jesu Namen. Was mich betrifft, meine Freunde, ich sage Ihnen,
wenn ich mit Hoffnung dem Augenblick entgegengehe, wo ich vor Gott erscheinen muss, dann nur, weil ich die Armen geliebt
und immer für sie gearbeitet habe.
Quelle: Andreas Resch: Jakob Desiderius Laval, www.imagomundi.biz/jakob-desiderius-laval
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 27.06.2020
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• Ferdinand Holböck: Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 1. Christiana, Stein am Rhein 1991
• Josef Theodor Rath. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon, Bd. IV, Herzberg 1992
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.