Johann Amos Comenius
tschechischer Name: Jan Ámos Komenský
Gedenktag evangelisch: 16. November
Name bedeutet: J: Gott ist gnädig (hebr.)
A: Gott ist stark (hebr.)
Jan Amos Komensky, Sohn von Eltern, die der böhmischen Brüderkirche angehörten, wurde früh Waise und verdiente dann seinen Lebensunterhalt als Hirte. Schließlich konnte er doch die Lateinschule besuchen, ab 1611 die Hohe Schule in Herborn und in Universität in Heidelberg. Er arbeitete zunächst als Lehrer in Přerov, verfasste ein Wörterbuch der tschechischen Sprache und Bücher über Pädagogik und Didaktik. Nach der Ordination zum Pfarrer wurde er 1618 ins Pfarramt in Fulnek eingesetzt, wo er auch Deutsche unterrichtete und seelsorgerlich betreute.
1620 siegten die kaiserlichen Spanier über den protestantischen Böhmenkönig Friedrich V. bei der Schlacht am
Weißen Berg nahe Prag; danach wurde
auch Comenius' Gemeinde dem Erdboden gleichgemacht, sein Haus geplündert, seine Bücher verbrannt; Frau und Kinder
verlor er durch die Pest; wie 100.000 andere Menschen der böhmischen Brüdergemeinde musste er versteckt im
Untergrund leben. Als einer der letzten Evangelischen verließ er 1628 seine Heimat. In jener Zeit verfasste er
Trostschriften wie Das Labyrinth der Welt und das Lusthaus des Herzens
: Jesus
Christus im Herzen ist der Wegweiser, der aus den Wirren der Zeit herausführt. In Lissa - dem heutigen
Leszno - in Polen fand er zusammen mit
vielen Glaubensgenossen schließlich ein Asyl.
Comenius wurde Leiter des Gymnasiums in Lissa/Leszno
und als Pfarrer seiner Gemeinde eingesetzt. Er verfasste zusammen mit anderen
exilierten Pfarrern eine Konkordanz der Bibel. Und hier entwarf er pädagogische
Schriften, die bald höchste Beachtung fanden, noch von vielen Generationen nach
ihm benützt und in sechzehn Sprachen übersetzt wurden. Eine Anfrage führte ihn
nach England, hier entstand seine Reformschrift Via lucis
, Weg ins Licht
.
Die Gedanken von Johann Valentin Andreä
waren ihm dabei wichtig, seine Bücher bezeichnete er als kostbare Schätze
,
beruft sich auf die Ideen der Rosenkreuzer
und schreibt: Möge es Gott geben,
dass der Welt dieses große Licht angezündet werde: eine neue, wirklich
universelle und philadelphische Kirche.
Die Aufgabe, das Schulwesen in England zu reformieren, konnte Comenius nicht
erfüllen, da Oliver Cromwells
Wüten ihn vertrieb. Ein Ruf nach Schweden führte dort zu sechs Jahre langem,
fruchtbarstem Wirken. Auf dem Weg dorthin traf er in Holland René Descartes, mit
dessen skeptischer Weltauffassung, die ohne Gott zu denken auskommt, er sich
kritisch auseinandersetzte: Wir bewundern mit Recht den Scharfsinn, aber wir
wundern uns, dass man hat überzeugt sein können, dass durch seine Hypothesen
schon allen Erscheinungen der ganzen Natur Genüge geschieht.
In Schweden erreichte Comenius die Einführung schulischer Ausbildung für alle
Kinder. Grundsatz jeder Lehrtätigkeit sei, den Schülern nicht etwas gewaltsam
eintrichtern zu wollen, sondern die von Gott im Schöpfungswerk angelegten Gaben
zu fördern und fruchtbar zu machen. Friedenserziehung war ihm sehr wichtig;
Grundlage hierfür sei, dass der Mensch in Gott Frieden finde. Der Ertrag dieser
Jahre ist zusammengefasst in der Didactica Magna
, der Großen Kunde vom
Lehren
, die er zwischen 1627 und 1657 verfasste.
Comenius zog weiter ins damalige schwedische Elbing - das heutige Elbląg in Polen. Dort führte er interkonfessionelle Gespräche, um im Dreißigjährigen Krieg zum friedlichen Zusammenleben beizutragen. Er vertrat schon in seiner Zeit den ökumenischen Gedanken, beklagte die Aufsplitterung der Christen in Konfessionen, Meinungen und Riten und hielt auch die Reformation für noch unabgeschlossen, weil sie die Menschen noch nicht genügend auf ein Leben in den Fußspuren Jesu geführt habe.
Comenius ließ sich zum Bischof der Brüderkirche wählen und kehrte
nach Lissa / Leszno zurück; dort starb bald seine
zweite Frau. Die Evangelischen konnten auch und gerade nach Ende des Krieges nicht wie erhofft in Frieden leben,
Böhmen und
Mähren waren fest in katholischer Hand. Comenius empfahl seinen
Glaubensbrüdern in der Schrift Vermächtnis der sterbenden Mutter, der Brüderunität
von 1650 ein ökumenisches
Christentum. Er selbst ging nach Siebenbürgen ans Gymnasium in
Sárospatak; hier entstand sein berühmtes Werk
Orbis Pictus
, Die sichtbare Welt in Bildern
, das die Bilder den Worten beigab und noch heute verbreitet ist;
aber auch hier musste er kriegerische Auseinandersetzungen mit den einfallenden Türken erdulden, dabei verlor er seine gesamte
Bibliothek.
1653 kehrte Comenius wieder nach Lissa / Leszno
zurück - und musste alsbald erneut fliehen, weil nun auch in Polen die Protestanten verfolgt wurden. Er gelangte schließlich
nach Amsterdam, wo er versuchte, seine zerstreute
Gemeinde zu sammeln, und wo er seine wissenschaftlich-pädagogische Arbeit weiterführte. Als er auch hier den
englisch-holländischen Krieg erleben musste, verfasste er die Schrift Angelus pacis
, Friedensengel
als
verzweifelten Versuch, die Völker zum Weg gewaltloser Konfliktlösung zu rufen: Wir sind alle Bürger einer Welt, ja ein
Blut. Einen Menschen hassen, weil er anderswo geboren ist, weil er eine andere Sprache spricht, weil er anders über die Dinge
denkt - welche Gedankenlosigkeit!
Ein Jahr vor seinem Tod gab er das Bischofsamt an seinen Schwiegersohn ab.
Comenius wurde in der Waalse Kerk - der
wallonischen Kirche
- in Naarden - dem heutigen Stadtteil von Gooise Meren bestattet, weil für ein Begräbnis in
Amsterdam sein Geld nicht reichte. Das
Comenius-Mausoleum in Naarden ist öffentlich zugänglich, daneben wurde 1927 das Comenius-Museum
eröffnet.
Das religionspädagogische Institut der Evangelischen Kirche nennt sich nach Comenius und bietet auf seiner Homepage auch biografische Informationen über seinen Namensgeber.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 03.07.2022
Quellen:
•
• Wolfgang Wagner: Europäischer Friedensengel: Comenius. In: Evang.
Gemeindeblatt für Württemberg 3/2001. Stuttgart 2001
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.