Johann Michael Hahn
Gedenktag evangelisch: 19. Januar
Name bedeutet: J: Gott ist gnädig (hebr.)
M: Wer ist wie Gott? (hebr.)
Der Bauernsohn Johann Michael Hahn verlor im Alter von vier Jahren seine Mutter, seine Stiefmutter behandelte ihn
schlecht. Am Karfreitag 1774 erlebte er beim Singen des
Liedes Der am Kreuz ist meine Liebe
eine besondere Erweckung. Er las eifrig in der Bibel, hatte aber viele
unbeantwortete Fragen. Im Sommer 1777 erlebte er seine erste Zentralschau
, wie er es nannte; in einer drei Stunden
dauernden Erleuchtung wurden all seine Fragen beantwortet. Hahn besuchte nun die
pietistische Erbauungsstunde
in seinem Heimatort und geriet deshalb mit
seinem Vater in Konflikt. Nachdem er sich deshalb auswärts als Bauernknecht verdingt hatte, gelang nach zwei Jahren die
Versöhnung und Hahn kehrte nach Hause zurück, erhielt ein eigenes Zimmer und vertiefte mit Bibelstudium und Gebet die
Eindrücke aus seiner Zentralschau. Eine zweite Erleuchtung im Jahr 1883 hielt sieben Wochen an.
Hahn begann, in Versammlungen darüber zu sprechen; auch Ortsfremde kamen nun in seine Erbauungsstunden in
Altdorf, er selbst wurde in umliegende Orte
eingeladen und begann, seine Visionen schriftlich festzuhalten. 1785 wurde er bei der Kirchenleitung angezeigt und verhört.
Konsistorialrat Riegger erkannte aber das Original in Hahn und ermahnte ihn lediglich, sich in seinen Reden und Schriften
mehr dem Sinn und der Sprache der Heiligen Schrift anzuschließen. Der Schmähartikel eines Pfarrers machte ihn 1787 jedoch
im ganzen Land bekannt. Hahn zog sich von 1789 bis 1794 aus der Öffentlichkeit zurück, um den Anfeindungen zu entgehen;
nun entstanden die Stunden im engeren Kreis, aus denen später die Hahn'sche Gemeinschaft
hervorging. Dennoch
überschritt Hahn auch damit die geltenden engen Bestimmungen für pietistische
Versammlungen und wurde immer wieder zur Rechenschaft gezogen.
Nach dem Tod seines Vaters zog der unverheiratete Hahn deshalb 1794 nach
Sindlingen bei Herrenberg, das damals nicht zu
Württemberg gehörte, wo aber
Herzogin Franziska von Hohenheim, die frühere Mätresse und dann zweiten Ehefrau des Herzogs von Württemberg, als Witwe im
Schloss lebte; sie gewährte ihm dort eine Anstellung in der Gutsverwaltung. 1803 konnte er in Sindlingen ein Haus bauen,
das seine Heimat und zum Versammlungsort vieler Pietisten wurde. Nun konnte er sich ganz seiner geistlichen Arbeit widmen,
15 Bände seiner Schriften legen davon Zeugnis ab. Zahlreiche Menschen strömten von weit her zu seinen Erbauungsstunden
,
in denen er ein theosophisches Christentum lehrte. Die Bibel müsse immer geistlich
verstanden werden – was den
Widerspruch von Vertretern der Aufklärung hervorrief. Jeder werde am Ende seines Leben mit Gott versöhnt, denn es sei nicht
mit Gottes Liebe, dass Menschen nach ihrem Tod dauerhaft von Gottes Nähe getrennt sein könnten; zwar gebe es Höllenstrafen,
diese würden aber nicht ewig lange anhalten.
Zentral für Hahns Bibelauslegung war das Zeugnis Jesu Christi. Neben der von den Reformatoren gelehrten Rechtfertigung aus Glauben sei auch die Heiligung des Lebens und die daraus folgende Wiedergeburt wichtig. Hahn selbst verzichtete auf eine Ehe, um so ganz seinem Gott dienen zu können. Am Beginn des 19. Jahrhunderts wollten viele fromme Schwaben ins Heilige Land auswandern, um dort den als nahe geglaubten Anbruch des Gottesreiches zu erwarten; Hahn verhinderte in heiliger Nüchternheit eine Massenauswanderung ebenso wie die drohende Trennung seiner Gemeinschaft von der Landeskirche. Hahn war dann als Leiter der pietistischen Siedlung der Brüdergemeinde in Korntal vorgesehen, aber er starb kurz vor der formellen Gründung dieser Gemeinde.
Die nach ihm benannten Hahn'schen Gemeinschaften
, Versammlungen frommer Christen zur Auslegung der Bibel, haben
heute noch über 10.000 Mitglieder. Das Evangelische Gesangbuch enthält das von Hahn getextete Lied Jesu, Seelenfreund
der Deinen
(EG 560).
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 06.09.2018
Quellen:
•
• Dietrich Hub - http://www.elk-wue.de/glauben/gedenktage/hahn-johann-michael/
• Theodor Fritz: 250. Geburtstag von Michael Hahn. In: Lebendige Gemeinde 1/2008
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.