Johann Michael Sailer
Gedenktag katholisch: 20. Mai
Name bedeutet: J: Gott ist gnädig (hebr.)
M: Wer ist wie Gott? (hebr.)
Johann Michael Sailer, jüngstes Kind mit fünf Geschwistern des Dorfschusters Andreas Sailer von
Aresing, wurde 1775 zum Priester geweiht. 1780 wurde
er Professor an der Hohen Schule - der Universität -
in Ingolstadt und nach deren Verlegung ab 1800 am
Priesterseminar Georgianum - der damaligen
bayerischen Landesuniversität - in Landshut; er war für Moral- und Pastoraltheologie zuständig. Er setzte der
rationalistischen Aufklärung ein innerliches Christentum entgegen und übte großen Einfluss auf den Katholizismus in
Deutschland aus. Sein Vollständiges Lese- und Betbuch zum Gebrauch der Katholiken
wurde auch von frommen Evangelischen
geschätzt. 1819 wurde seine Berufung als Bischof von
Augsburg von Gegnern verhindert. 1822 wurde er
Weihbischof in Regensburg, 1829 Bischof von
Regensburg.
Bald schon wurde Sailer über die Grenzen seines Bistums hinaus fast wie ein Heiliger verehrt. Er galt als Vorbild eines aufrechten Katholiken in der Zeit von Revolutionswirren und Säkularisation.
1873 wurden Sailers Werke bei der Römischen Inquisition angeklagt, weil er ein
Häretiker gewesen sei, der die katholische Theologie durch aufklärerische und protestantische Ideen zersetzt
habe.
Johann Michael Sailer wurde im Dom in Regensburg bestattet. Am Eingang der Pfarrkirche in Aresing erinnert eine Gedenktafel an ihn.
Worte von Johann Michael Sailer
Sailer hat den guten Seelsorger in einem Gemälde
porträtiert. Er schrieb:
Der gute Seelsorger ist wahrhaft, was er heißt, ein Klerikus, einer, dessen Erbteil Gott ist, und der eben darum
keine andere Angelegenheit kennt, als seine Mitmenschen auf das Erbe, das ihnen hinterlegt ist, aufmerksam, und zur
Besitznehmung desselben tüchtig zu machen.
Um das Maß dieses seines Namens ganz zu erfüllen, ist er himmlisch gesinnt, hat Sinn für das, was ewig ist, was
vergänglich ist. … Weil er nur Sinn für das Himmlische hat, so ist er nicht etwa bloß ein Freund des Gebetes: Gebet,
Erhebung des Geistes und des Gemütes zu Gott und Umgang mit Gott ist sein ganzes inneres Leben. … Der Sinn für das
Himmlische und die Liebe zum Gebete, machen ihn zum Freund der Einsamkeit. Er ist gern allein, um eins mit sich und mit
Gott zu werden; er ist gern allein, um unter Menschen, eins mit sich und mit seinem Gott bleiben zu können. …
Um zum Gebet stets Nahrung, und in der Einsamkeit stets die edelste Unterhaltung vorzufinden, lässt er sich die
Meditation, und wenn ihm die Wahrheit mit enthülltem Angesicht begegnet, die Kontemplation – das stille Schauen der ewigen
Wahrheit – als eines seiner liebsten Geschäfte, recht angelegen sein. …
Mit Gebet und Meditation, die zunächst sein Inneres erhellen und bilden, weiß er die Tätigkeit für andere in
schwesterliche Verbindung zu bringen, und gerade das, was ihn selbst hebt und trägt, Gebet und Betrachtung, dient auch
dazu, dass sein Eifer, anderen wohl zu tun, vollkräftig und lichthell werde. …
Um an dem Heil seiner Brüder … mit mehr Nachdruck und mit offenbarem Übergewicht auch auf Seite des Wissens
arbeiten zu können, verschmäht er kein Licht, das ihm irgendeine menschliche Wissenschaft anzünden kann. … Unter
allem, was die Wissenschaften zu seinem Zweck Brauchbares haben oder haben könnten, setzt er die wahrhaft praktische
Schriftkenntnis oben an. Die Heilige Schrift ist sein Handbuch. … Sobald die Schriftkenntnis ein göttliches Leben in
dem Schriftleser geworden ist, so beweist sich seine göttliche Kraft an allem, was der Seelsorger tut und spricht, an Blick,
Miene, Gebärde, Ton und Sitte. … Der Bibelleser wird eine lebendige Bibel, ein offenes, allgemeinverständliches
Lehrbuch für seine Gemeinde. …
Glaube mit Wissenschaft, Wissenschaft mit Zucht und Ordnung des Lebens vereinend, gründet und baut er an anderen, was
er an sich lebendig darstellt.
Nie machen seine Handlungen seine Predigt zuschanden. …
Seine Lehrart ist zweifach und einfach, er lehrt das nämliche mit Wort und Tat. … Darum tut er immer mehr, als
was der Buchstabe der Pflicht von ihm fordert. Eigentlich kennt er gar keine Pflicht mehr: denn er hat die Liebe in sich,
und die Liebe tut für andere alles, was sie kann, und tut es willig, ohne eines Zwanges zu bedürfen. …
Weil er himmlisch gesinnt ist, so lebt er ganz für seine Gemeinde, das heißt, sucht den himmlischen Sinn überall und
zunächst in seiner Herde zu verbreiten. Er ist jedem das, was er sein kann, dem Unwissenden ein Lehrer, dem Armen ein
Tröster, dem Unterdrückten ein Retter, dem Waisen ein Vater, der Witwe ein Verteidiger, ist sich ganz – allen schuldig.
Quelle: Johann Michael Sailer, Gesamtausgabe WW 16, S. 14 - 25
Zitate von Johann Michael Sailer:
Die Eitelkeit folgt uns nach bis in den Himmel guter Werke, da die übrigen Laster nur auf der Erde
fortkriechen.
Der Mensch ist immer geneigt, zu glauben, dass seine Freiheit einen Zuwachs gewinne, wenn er jene seines
Nebenmenschen vermindert. Das ist Selbstbetrug.
Wer überall zu Hause sein will, ist es nirgends. Sein Fuß will Flügel sein, das er nicht kann, und tut eben deswegen
nirgends einen festen Tritt, was er kann und soll.
Es gibt einen Tiefsinn, der daneben gräbt. Und eine Einfalt, die den Himmel erobert.
Zähle die Taten, nicht die Reden. Zähle die Taten nicht, sondern wäge sie.
Lesen macht den Aufmerksamen wissend, Tun den Wisser weise, Weisheit den Täter gottgefällig, Gottgefälligkeit den
Weisen gottselig. Darum bringe du alle Vier unter Einheit - aber nicht auf dem Papier, sondern in dir selbst.
Die Himmelsleiter hat sieben Sprossen: Hören, Glauben, Lieben, Tun, Leiden, Streiten, Siegen - bis zum Triumphieren.
Denn, wenn der Sieg Triumph wird, dann bedürfen wir der Leiter nicht mehr.
Die wahre Weisheit ist in Gott, kommt von Gott, führt zu Gott, ruht in Gott. Darum macht sie auch lauter
Gottesfreunde, und wo sie einkehrt, da hat Gott Herberge genommen.
Gott die Ehre, dem Nachbar Hilfe. Und dem Freund das Herz.
Du, in dem keine Finsternis ist, sende dein Licht, dass ich erkenne, was ich sein könnte, und was ich sein sollte,
und was ich gewiss nicht bin – damit ich werde und gewiss werde, was ich sein kann und soll!
Quelle: Johann Michael Sailer: Sprüche mit Glossen, Gesamtausgabe: WW 40, S. 315 - 334
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 15.03.2021
Quellen:
•
• Hubert Wolf (Hrsg.): Johann Michael Sailer. Das postume Inquisitionsverfahren. Seminar für Mittlere und Neuere
Kirchengeschichte, Münster 2002
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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