Ökumenisches Heiligenlexikon

Johannes Evangelista Goßner

1 Gedenktag evangelisch: 30. März

Name bedeutet: J: Gott ist gnädig (hebr.)
E: der Verkünder des Evangeliums (griech.)

Priester, Pfarrer
* 14. Dezember 1773 in Hausen bei Günzburg in Bayern
20. März 1858 in Berlin


Johannes Goßner war der Sohn eines frommen katholischen Bauern, absolvierte Gymnasium und Priesterseminar und wurde 1796 zum Priester geweiht. Unter dem Einfluss der Erweckungsbewegung in der katholischen Kirche Bayerns geriet er mit der Amtskirche in Konflikt, wurde 1802 zum Widerruf einiger seiner Erkenntnisse gezwungen und ins geistliche Gefängnis geworfen. Ab 1803 Pfarrer in Dirlewang bei Kaufbeuren, ab 1811 in München tätig, wurde er ob seiner Predigtgabe hoch geschätzt; seine Gottesdienste besuchten viele Menschen.

1820 wurde Goßner an die Malteserordenkirche in St. Petersburg berufen, alsbald wegen seines Erfolges von den neidischen Kollegen der Gemeinden aller Konfessionen - mit Ausnahme der Herrnhuter Brüdergemeine - geschmäht und 1824 vom Zar zum Amtsverzicht gezwungen. Nach zwei Jahren des Vagabundenlebens - wie er es nannte - unter dem Schutz preußischer Adliger, trat er 1826 in die Evangelische Kirche ein, kam nach Berlin und wurde dort 1829 Pfarrer an der damaligen Bethlehemskirche in Berlin-Mitte - diese Kirche wurde 1943 durch Bomben zerstört, die Ruine 1963 gesprengt, auf dem so entstandenen Platz erinnert heute der ins Pflaster eingelassene Grundriss an sie.

Im Pflaster gekennzeichneter Grundriss der ehemaligen Bethlehemskirche in Berlin-Mitte
Im Pflaster gekennzeichneter Grundriss der ehemaligen Bethlehemskirche in Berlin-Mitte Foto: Blunt.
Denkmal an der Stelle des ursprünglichen Elisabeth-Krankenhauses im Gelände des heutigen Krankenhaus-Areals in Berlin
Denkmal an der Stelle des ursprünglichen Elisabeth-Krankenhauses im Gelände des heutigen Krankenhaus-Areals in Berlin

1834 eröffnete Goßner die erste Kleinkinderbewahranstalt von Berlin und er gründete Krankenpflege- und Krankenbesuchsvereine; 1836 erwarb er mit Unterstützung der Kronprinzessin Elisabeth 1836 eine Wohnung - an der Stelle des heutigen Bundesministeriums für Umwelt -, in der Krankenstuben mit 15 Betten eingerichtet wurden, daraus wuchs im Folgejahr das Elisabeth-Krankenhaus mit damals 40 Betten, das erste evangelische Krankenhaus der Stadt.

Als Pfarrer der Bethlehemskirche in Berlin war Goßner Mitglied im Comité der Berliner Missionsgesellschaft, die aber nur wissenschaftlich ausgebildete Theologen zur Mission aussandte; deshalb trat er aus der Gesellschaft aus. 1836 erhielt er von acht Männern - meist Handwerksgesellen -, die sich zur Mission berufen fühlten, aber von der Gesellschaft wegen ihrer fehlenden akademischen Bildung abgewiesen wurden, die Bitte, sie zu Missionaren auszubilden. Goßner erfüllte nach einigem Zögern ihre Bitte, sie sollten im Unterschied zu den traditionellen Missionaren ihren Lebensunterhalt selbst mit Arbeit verdienen; so legte er den Grundstein der nach ihm benannten und bis heute aktiven Goßner Mission. 1837 wurden die ersten Missionare nach Tasmanien in Australien, 1838 nach Kalkutta in Indien ausgesandt. 1842 wurde Goßners Missionsgesellschaft von König Friedrich Wilhelm IV. anerkannt.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 30.09.2023

Quellen:
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †(Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. II, Hamm 1990
• Gossner Mission Information 2/2007
• https://www.gossner-mission.de/ueber-uns/aktuelles/meldung/elisabeth-klinik-zweite-gossner-gruendung-feiert-jubilaeum- - abgerufen am 27.08.2023
• https://berlingeschichte.de/bms/bmstxt97/9710novd.htm - abgerufen am 27.08.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.