Johannes Nepomuk
auch: von Nepomuk
tschechischer Name: Jan Nepomucký
Gedenktag katholisch: 20. März
Fest in Tschechien: 16. Mai
gebotener Gedenktag in Mähren, im Erzbistum Salzburg und im Bistum Santander: 16. Mai
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet und in der Slowakei: 16. Mai
Diözesankalender Bozen-Brixen: 16. Mai
Messe an einigen Orten: 16. Mai
gebotener Gedenktag im Bistum Bielsko-Żywiec: 21. Mai
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Kraków / Krakau: 21. Mai
Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)
Johannes ne Pomuk
, aus Pomuk
, - der
Ort trägt heute seinen Namen -, wurde nach seinem Studium in
Prag 1369 kaiserlicher Notar in der
erzbischöflichen Gerichts-Kanzlei in Prag. 1380 wurde er zum Priester geweiht und Pfarrer an der Kirche St. Gallus in Prag,
wo er sich besonders um deutschstämmige Kaufleute kümmerte. 1381 legte er sein erstes juristisches Examen ab, studierte
dann kanonisches Recht in Padua und wurde
darin 1387 zum Doktor promoviert.
Schon 1370 war Johannes Kanoniker an St. Ägidius in Prag, 1389 wurde er Generalvikar des Erzbischofs von Prag. 1390 wechselte er in die Pfarrei Saaz / Žatek und ins Kanonikat an Vyšehrad in Prag. Sein energisches Auftreten für die Rechte der Kirche gegenüber dem König und seine Predigten machten ihn beim Volk berühmt und dem König lästig, die Auseinandersetzungen mit Wenzel IV., dem König von Böhmen und Deutschland, nahmen zu.
Die Überlieferung berichtet, dass die Königin Johannes zu ihrem Beichtvater wählte. Wenzel wollte nun Johannes zwingen,
das Beichtgeheimnis zu brechen, aber der weigerte sich, wurde deshalb gefoltert und in die Moldau geworfen. Durch ein Wunder
wurde der Tote geborgen: nach der einen Version trocknete die Moldau aus, so dass man seine Leiche fand. Nach einer anderen
Version hatte die Königin eine Erscheinung von fünf Sternen - sie stehen für die fünf Buchstaben von tacui
, ich
habe geschwiegen
- die den Fundort offenbarten. So konnte Johannes beigesetzt werden. Eine Marmorplatte an der
Karlsbrücke in Prag zeigt heute den angeblichen
Fundort.
Historisch richtiger ist, dass Johannes in den Auseinandersetzungen zwischen König Wenzel und dem Prager Erzbischof Jenzenstein sein Schicksal erlitt. Der Erzbischof widerstand dem Plan des Königs, ein westböhmisches Bistum zu gründen und dafür das Vermögen des Klosters Kladrau / Kladruby zu verwenden, indem er einen neuen Abt für das Kloster ernannte, was Johannes als Generalvikar bestätigte. Darauf wurden der Erzbischof, Johannes und zwei weitere Beamte verhaftet. Der Erzbischof konnte fliehen, Johannes wurde gefoltert, vom König selbst mit Pechfackeln gebrannt, durch die Straßen geschleift und dann in der Moldau ertränkt.
Johannes' Leichnam wurde zunächst in der Heilig-Kreuz-Kirche bestattet und 1396 in den Veitsdom in Prag überführt. Bald wurde er als Märtyrer verehrt; schon die Lebensgeschichte von Erzbischof von Jenzenstein bezeichnete ihn Anfang des 15. Jahrhunderts als Märtyrer.
In der Überlieferung wurde er zunehmend das ideale Gegenbild zum tyrannischen Herrscher Wenzel. Die Geschichte vom schweigsamen Beichtvater der Königin berichtet erstmals Thomas Ebendorfer in seiner Kaiserchronik um 1450, danach der Prager Pavel Žídek in seinem Fürstenspiegel von 1471. Danach wurde diese Legende immer weiter verbreitet, so von Johannes' Nachfolger als Generalvikar, Georg Barthold von Breitenberg, der um 1600 Johannes als Heiligen bezeichnete. 1670 wurde von Bohuslav Balbín seine Lebensgeschichte verfasst, sie bildete den Grundstein für die patrioische Verehrung als böhmischer Heiliger und die Verehrung im Habsburger Kaiserreich und in Deutschland.
Johannes' Denkmal auf der Prager Karlsbrücke,
das 1693 errichtet wurde, machte ihn zu einem der wichtigsten Brückenheiligen. 1719 fand man bei der Öffnung des Grabes
von äußeren Verletzungen gezeichnete Gebeine und seine unversehrte Zunge. 1
Nach seiner Kanonisierung 1729 erlangte Johannes weitere Popularität, er wurde geradezu zum Staatsheiligen
des
Habsburger Reichs. Der Kult wurde mit aller Kraft forciert, auch um dadurch die Erinnerung an den unliebsamen böhmischen
Nationalheiligen
Jan Hus zu verdrängen. Die nationaltschechische Bewegung des
19. und 20. Jahrhunderts lehnte Johannes gerade deshalb ab.
Für seine ab 1732 neu gestiftete Kapelle an der Pfarrkirche in Meßkirch bekam Fürst Froben Ferdinand von Fürstenberg vom Prager Erzbischof Reliquien von Johannes geschenkt; die Nepomuk-Kapelle wurde zum Ausgangspunkt der Verehrung in ganz Schwaben.
Kanonisation:
Johannes wurde am 31. Mai 1721 von Papst Innozenz XIII. selig- und am
19. März 1729 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen.
Attribute:
auf Brücken, Finger auf Mund, Kruzifix, Sternenkranz
Patron
von Tschechien, Böhmen und Bayern, der
Stadt Salzburg; der Beichtväter, Priester,
Schiffer, Flößer, Müller; der Brücken; des Beichtgeheimnisses; gegen Wassergefahren; bei Zungenleiden; für Verschwiegenheit
Bauernregeln:
Heiliger Sankt Nepomuk / treib' uns die Wassergüss' zurück.
Der Nepomuk uns das Wasser macht, / dass uns ein gutes Frühjahr lacht.
Nepomuk gibt au no en Duck
- nach den Eisheiligen wird es auch an seinem
Gedenktag nocheinmal kalt; Duck
ist im Schwäbischen eine Bewegung nach unten.
1 ▲ Die Gewebereste, die man dabei im Schädel gefunden hat, wurden aufgrund ihrer Form und rötlichen Farbe als die nichtverweste Zunge von Johannes betrachtet. Als Symbol für dessen Verschwiegenheit wurde sie ein wichtiges element der Verehrung. Erst bei einer 1979 erfolgten Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich nicht um die Zunge, sondern um einen Rest der Gehirnmasse handelt.
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Heiligen lebten und verehrt werden.
Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 28.01.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München 1997
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.charlesbridge.euweb.cz/statues.html nicht mehr erreichbar
• https://www.suedkurier.de/archiv/region/linzgau-zollern-alb/messkirch/art1360121,4048443 - abgerufen am 07.02.2024
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
d. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• https://www.derstandard.de/story/2000121557122/der-heilige-johannes-von-nepomuk-als-allzweckwaffe - abgerufen am 07.02.2024
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.