Julian von Speyer
auch: Theutonicus
, der Deutsche
Gedenktag katholisch: 9. Februar
Name bedeutet: aus dem Geschlecht der Julier (latein.)
Julian studierte an der Universität in Paris und wurde dann Kapellmeister am Königshof in Frankreich bei Philipp II. und Ludwig VIII. Um 1225 schloss er sich den Franziskaner-Minderbrüdern in Paris an, hier wirkte er als Chormeister. Schon vor 1235 verfasste er im Gefolge der Franziskus-Biografie des Thomas von Celano die erste deutschsprachige Lebensgeschichte des Heiligen in Reimen, eine sehr nüchterne und doch lebendige Darstellung. Vor 1249 war er wohl auch der Autor einer Biografie des Antonius von Padua. Er dichtete und vertonte außerdem je ein gereimtes Offizium zu Ehren von Franziskus und von Antonius für das Stundengebet.
Worte von Julian von Speyer
Nach Julian berichtet die Heilige Schrift von den Schwächen und Verfehlungen mancher Heiliger vor ihrer
Bekehrung, damit die gerechten und unschuldigen Leser von Stolz und Eigendünkel abgehalten und die Sünder vor Verzweiflung
bewahrt werden. So stellt Julian in der Einleitung zum Leben des heiligen
Franziskus fest:
In der Heiligen Schrift wird von den früheren Schwächen mancher Heiliger berichtet, die Gott mit dem Vorzug
besonderer Verdienste auszuzeichnen beschloss. Und zwar deshalb, damit in der Verwunderung und dem Lobpreis über die
unerforschliche Tiefe des göttlichen Ratschlusses, durch den sie als Gefallene wegen ausgezeichneter Verdienste über die
meisten Gerechten erhoben werden, die Unschuldigen sich nicht auf die Gerechtigkeit verlassen (Ezechiel 33, 13) und die
in den tiefsten Lastern Niedergeworfenen nicht verachten. Und damit auch die Sünder, die über ihre Untaten verzweifelt sind
und nicht wagen, um der Vergebung willen zur Quelle der Gnade zu eilen, Gott nicht zu sehr fürchten.
So fürchten unzweifelhaft in frommer Demut die Gerechten das Urteil des Herrn und Richters, so dass kein verderbliches
Gewächs von Stolz sie zerstöre. So verlassen sich die Sünder in ebenso fester wie kluger Hoffnung auf das Wohlwollen des
gütigen Vaters, dass kein schrecklicher Abgrund der Verzweiflung sie verschlingt. So wird auch in allen Dingen die staunens-
und lobenswerte Großmut und Herrlichkeit des Herrn verkündet (Psalm 145, 12), der in Liebe und aus freiem Geschenk die
Gerechten erhält, dass sie nicht straucheln, und der in wohlwollendem Mitleid die Gefallenen wieder aufrichtet (vgl. Psalm
145, 14), so dass sie nicht umkommen.
Und so lesen wir, dass sein eigener Stellvertreter zuerst Christus verleugnet habe, und auch, dass das Gefäß der
Erwählung Christi selbst die Kirche (Paulus: vgl. Apostelgeschichte 9, 15; Galaterbrief 1, 13) verfolgt habe. Deshalb wird
auch von jenem Zöllner berichtet, der zum Apostel und Evangelisten berufen wurde (Matthäusevangelium 9, 9), aber auch von
jener besonderen Jüngerin Christi, die von sieben Dämonen besessen war (Markusevangelium 16, 9).
Daher heben wir, wenn wir nun kurz einige Taten des ruhmreichen Bekenners und Diakons Christi, Franziskus, aufschreiben,
zuerst einige seiner Fehler hervor, so dass seine letztendliche Lebensweise, die wir nicht vollständig und angemessen
darlegen können, mit seiner früheren verglichen werden kann, und der Urheber seiner Bekehrung von allen aufs herrlichste
gelobt, die fromme Demut in den Unschuldigen vermehrt und um so sicherere Hoffnung auf Vergebung den Gestrauchelten geschenkt
werden möge.
Quelle: Julian von Speyer: Leben des heiligen Franziskus, übersetzt von Jason M. Miskuly, OFM, Franziskanische Quellenschriften, Bd. 10. Werl / Westfalen 1989, S. 47f
Zitate von Julian von Speyer aus seiner Franziskus-Biografie:
Meine geflügelten Brüder, ihr müsst euren Schöpfer sehr loben und lieben, der euch mit Federn gekleidet
hat, euch durch die Flügel von der Erde erhob, der für euch, die ihr unter den Geschöpfen edel seid, in der reinen Luft
Wohnungen bereitet hat. Die ihr weder sät noch erntet, noch in Scheunen sammelt (Matthäusevangelium 6, 26), ohne euer
Dazutun, und mit allem, was gut für euch ist, versorgt er euch reichlich.
Die Vögelchen selbst aber schauten, die
Schnäbel geöff net, Flügel und Hälse gestreckt, in der ihnen eigenen Weise aufs wunderbarste frohlockend auf den Heiligen
Gottes, der solches darlegte. …
Also mahnte von diesem Zeitpunkt an der Gottesmann [Franziskus], in dessen Mund immer ein Loblied, vor allem ein Loblied
auf den Erlöser war, nicht nur die Menschen zum Loben, sondern auch die Vögel und Tiere; und alle anderen Geschöpfe, die
er Brüder
und Schwestern
nannte, lud er ernsthaft zum Lob des Schöpfers aller Dinge ein. …
Er hing aber nicht nur an solchen Tieren und anderem würdigeren Geschöpfen mit liebevollem Mitleid, sondern ebenso
an den verächtlicheren und geringeren. Denn weil vom Erlöser geschrieben steht: Ein Wurm bin ich und kein Mensch
(Psalm 22, 7), las er oft Würmer vom Weg auf, damit sie nicht zertreten würden; aber auch den Bienen gab er starken Wein
und Honig, damit sie keinen Mangel leiden sollten. Sorgfältig bemerkte er die guten Leistungen nicht nur dieser, sondern
auch anderer Geschöpfe, und für alles, was er auch immer an bewundernswertem, vorzüglichem oder sonstwie geartetem Wert
in irgendeinem finden konnte, gab er die Ehre ganz dem, der alles gemacht hat.
Quelle: Julian von Speyer: Leben des heiligen Franziskus, übersetzt von Jason M. Miskuly, OFM, Franziskanische Quellenschriften, Bd. 10. Werl / Westfalen 1989, S. 82 - 87
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 03.10.2019
Quellen:
• Chronik für Windows 5.11 - http://www.chronik.ch
•
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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