Ökumenisches Heiligenlexikon

Karl I. Franz Joseph von Österreich

1 Gedenktag katholisch: 21. Oktober
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Wien und im Bistum Sankt Pölten
Todestag: 1. April

Name bedeutet: K: der Tüchtige (althochdt.)
F: der Franke (latein.)
J: Gott hat hinzugefügt (hebr.)

Kaiser von Österreich, König von Ungarn
* 17. August 1887 in Persenbeug in Österreich
1. April 1922 in Quinta do Monte bei Funchal auf Madeira in Portugal


Carl Franz Joseph Ludwig Hubert Georg Otto Maria war ein Großneffe des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. und wurde Thronfolger, da Kronprinz Rudolf 1889 Selbstmord begangen hatte und Erzherzog Franz Ferdinand 1914 in Sarajevo ermordet wurde.

Carl Franz Josef 1915
Carl Franz Josef 1915

Nach einer militärischen Ausbildung studierte er zwei Jahre lang Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität in Prag. Am 21. Oktober - daher der Gedenktag - 1911 heiratete er Zita von Bourbon-Parma. Nach dem Beginn des 1. Weltkrieges unternahm Karl zahlreiche Frontbesuche und Sondermissionen, 1915 wurde er Generalmajor, 1916 Feldmarschallleutnant. Neben zahlreichen anderen Mitgliedschaften war er auch Mitglied im Malteserorden. Als Kaiser Franz Joseph im November 1916 nach 68 Regierungsjahren mitten im Krieg starb, wurde er als Kaiser Karl I. sein Nachfolger. Am 30. Dezember 1916 folgte in Budapest die Krönung als König Karl IV. von Ungarn.

Im März 1917 wandte sich Kaiser Karl I. über den Bruder seiner Frau, Sixtus, der in der belgischen Armee diente, unter strengster Geheimhaltung an die Entente, um einen Friedensprozess einzuleiten; dabei anerkannte er den Anspruch Frankreichs auf das Elsass und auf Lothringen, was Deutschland schwer verärgerte, weil man ja wegen der Bündnistreue zu Österreich in den Krieg gezogen war. Folge dieser Bemühungen um Frieden - nach ihrem Bekanntwerden als Sixtus-Affäre in die Geschichte eingegangen - war das Gegenteil des Erstrebten: eine noch engere Bindung an Deutschland und dessen Kriegsziele - bis hin zur Billigung des verheerenden Gifgas-Einsatzes.

Auch in der Innenpolitik versuchte Karl I. sich als Reformer, er richtete ein Ministerium für Soziale Fürsorge und ein weiteres für Volksgesundheit ein, berief den Reichsrat - das Parlament - erstmals seit 1914 wieder ein, und verkündete eine Amnestie für politische Verbrechen. Im März 1918 versuchte die österreichische Regierung in geheimen Gesprächen mit den USA einen Sonderfrieden zu erwirken, aber die Amerikaner stellten Bedingungen, die einer Auflösung Österreich-Ungarns gleichkamen. Im September 1918 schlug die österreichisch-ungarische Regierung in einer Friedensnote an Alle die Aufnahme von Verhandlungen über einen Verständigungsfrieden vor, aber die Alliierten wiesen den Vorschlag scharf zurück. Der amerikanische Präsident Wilson erklärte, dass man keine Verhandlungen mit Vertretern des kaiserlichen Deutschlands und Österreich-Ungarns führe und forderte zum Sturz der Monarchien in beiden Ländern auf.

Kaiser Karl mit Kaiserin Zita und den Kindern Felix, Robert, Otto und Adelheid, 1917
Kaiser Karl mit Kaiserin Zita und den Kindern Felix, Robert, Otto und Adelheid, 1917

Zwischen Oktober und November 1918 vollzog sich dann der Zusammenbruch der Donaumonarchie, zahlreiche Länder erklärten ihre Unabhängigkeit und bildeten eigene nationale Regierungen. Karl weigerte sich, als Kaiser abzudanken. Erst im November unterschrieb er eine Erklärung, in der er auf seine persönliche Teilnahme an den Regierungsgeschäften verzichtete. Er lebte dann zunächst unter britischem Schutz auf Schloss Eckartsau in Niederösterreich, ab März 1919 im Exil in der Schweiz.

Karl, der als König von Ungarn nie formell abgedankt hatte, versuchte nun - auch auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Benedikt XV., der eine Herrschaft der Bloschewiken wie in der Sowjetunon fürchtete -, die Monarchie in Ungarn zu restaurieren, wobei er auch vor militärischen Mitteln nicht zurückschreckte. Deshalb wurde er 1921 von den Siegermächten auf die portugiesische Insel Madeira in die Verbannung geschickt, wo er schon bald an einer Lungenentzündung starb.

Karls Leichnam wurde in der Kirche do Monte auf Madeira beigesetzt. Auf seinem Sarg stehen Worte aus dem Vaterunser: Fiat voluntas tua - Dein Wille geschehe. Seine Witwe lebte noch weitere 67 Jahre, erst in Spanien, dann in Belgien und in Kanada, ab 1962 in der Schweiz; 1971 ließ sie für das Herz ihres Gatten in der Kirche des Klosters in Muri, das die Habsburger 1027 gestiftet und zeitweise als Grablege genutzt hatten, eine Kapelle einrichten; 1982 konnte sie zum ersten Mal besuchsweise nach Österreich einreisen. Sie trug nie eine andere Farbe als schwarz und verzichtete nie auf den Thronanspruch, wurde dann aber dennoch in Wien bestattet, ihr Herz kam an die Seite dessen ihres Mannes nach Muri. Eine Reliquie kam 2020 in den Dom nach České Budějovice.

Kanonisation: Der Bischof von Madeira und der spätere österreichische Bundespräsident Miklas regten bald nach Karls Tod den Seligsprechungsprozess für den frommen Mann und Märtyrerkaiser für den Frieden seiner Völker an; der Prozess wurde 1954 eröffnet, am 3. Oktober 2004 erfolgte die Seligsprechung, nachdem das dazu notwendige Wunder geprüft worden war: eine aus Polen stammende, in Brasilien tätige Nonne habe in den siebziger Jahren für die Seligsprechung Karls gebetet, woraufhin sie auf medizinisch nicht nachvollziehbare Weise von ihren Krampfadern geheilt worden sei.
Patron von Madeira

Worte des Seligen

Nach seiner Thronbesteigung nennt Kaiser Karl am 21. November 1916 sein vorrangiges Ziel:
Ich will alles tun, um die Schrecknisse und Opfer des Krieges in ehester Frist zu bannen, die schwer vermissten Segnungen des Friedens Meinen Völkern zurückzugewinnen, sobald es die Ehre unserer Waffen, die Lebensbedingungen Meiner Staaten und ihrer treuen Verbündeten und der Trotz unserer Feinde gestatten werden. Meinen Völkern will ich ein gerechter und liebevoller Fürst sein. Ich will ihre verfassungsmäßigen Freiheiten und sonstigen Gerechtsame hochhalten und die Rechtsgleichheit für alle sorgsam hüten. Mein unablässiges Bemühen wird es sein, das sittliche und geistige Wohl Meiner Völker zu fördern, Freiheit und Ordnung in Meinen Staaten zu beschirmen, allen erwerbstätigen Gliedern der Gesellschaft die Früchte redlicher Arbeit zu sichern.

Quelle: Erich Feigl: Gott erhalte … Kaiser Karl. Persönliche Aufzeichnungen und Dokumente, 3. Aufl. Amalthea Signum Verlag, Wien 2006, S. 89

In seiner ersten Thronrede vom 31. Mai 1917 umreißt Karl seine Absichten so:
Nicht minder liegt mir die soziale Fürsorge am Herzen … Es bedarf tatkräftiger Maßnahmen auf dem weiten Felde der Volkshygiene. Der Kampf gegen Volkskrankheiten, die Hintanhaltung der großen Säuglingssterblichkeit und Hand in Hand damit eine weitgehende Ausgestaltung unserer Jugendfürsorge, der Kampf gegen die Verwahrlosung der Jugend und die zeitgemäße Reform des veralteten Jugendstrafrechts wird Ihre und die Sorge meiner Regierung sein. Auch wird Vorsorge zu treffen sein, dass das Wohnungsbedürfnis der breiten Massen, insbesondere der kinderreichen Familien, befriedigt werde. Ebenso beanspruchen die Ihnen seit langer Zeit wohlvertrauten Fragen der Sozialversicherung dringend eine Lösung.
Einen Tag später ordnete er die Gründung des Ministeriums für Volksgesundheit und Soziale Fürsorge an, es sollte das erste Ministerium dieser Art in der Welt sein.

Quelle: Armin Strohmeyr: Glaubenszeugen der Moderne. Die Heiligen und Seligen des 20. und 21. Jahrhunderts. Patmos Verlag, Mannheim 2010, S. 238

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Prof. Helmut Bouzek stellt Leben und Handeln des letzten Kaisers von Österreich dar im Artikel Karl I. Franz Joseph - unfähiger Kriegsherr oder Lichtgestalt?

Die Klosterkirche in Muri ist täglich von 8 Uhr bis 19.30 Uhr - von November bis März nur bis 18 Uhr - geöffnet. Die Loretokapelle mit den Gräbern der Herzen ist nur über das Museum zugänglich, es ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr - im Winter nur bis 16 Uhr - geöffnet, der Eintritt beträgt 10 CHF. (2015)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 29.05.2021

Quellen:

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.