Margareta Ebner
auch: M. von Maria Medingen
Gedenktag katholisch: 20. Juni
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Augsburg und im Dominikanerorden
Name bedeutet: die Perle (griech.)
Margareta Ebner stammte aus einem Patriziergeschlecht. Sie trat im Alter von 15 Jahren ins Dominikanerinnenkloster Maria Medingen in Mödingen bei Dillingen ein. Gerühmt werden ihre Gottes- und Nächstenliebe. Von 1312 bis 1326 war sie durch eine schwere Lähmung ans Bett gefesselt; geduldig ertrug sie die Krankheit, immer wieder gestärkt durch die von ihr besonders verehrte EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.. Dabei wurden ihr Visionen zuteil. 1332 lernte sie ihren Seelenführer, den WeltpriesterWeltpriester - oder auch Diözesanpriester - sind in der römisch-katholischen Kirche alle Priester, die keinem Orden angehören. Heinrich von Nördlingen kennen, der sie als Prophetin betrachtete; er leitete er sie an, ab 1344 die ihr zuteil gewordenen Offenbarungen schriftlich festzuhalten. Margarethas Briefwechsel mit ihm - 56 Briefe von ihm an Margarete sind erhalten - und anderen Mystikern wie Johannes Tauler ist die älteste erhaltene Briefsammlung in deutscher Sprache und ein Zeugnis der Kontakte der mystisch-gottesfreundlichen Kreise untereinander.
Margareta Ebner verehrte besonders den Namen Jesu, seine Kindheit und sein Leiden, wobei sie auch gegenständliche Andachtshilfen benutzte; erhalten sind ihr hölzernes Christkind und die Wiege. Mystische Begnadungen erhielt sie v. a. im Gebet durch AuditionenAls Audition (aus latein. „audire, hören” bezeichnet man im religiösen Kontext ein einer Person zuteil werdendes übernatürliches Hörerlebnis., GlossolalieAls Glossolalie (aus griech. „γλῶσσα” und „λαλεῖν, sprechen”, deutsch oft „Zungenrede”, bezeichnet man ein unverständliches Sprechen - insbesondere im Gebet - das sich ereignet mit Worten, die für andere unverständlich sind, das durch besondere Gnadengaben des Heiligen Geistes bewirkt werde und die besondere Unmittelbarkeit des Betens zu Gott betone., eingegossene Süße und die StigmatisierungAls Stigmatisierung (von griech. „στίγμα, Wundmal”) bezeichnet man, dass eine Person aufgrund ihrer tiefen Versenkung in das Leiden => Jesu dessen Wundmale am eigenen Körper erleidet ohne mechanischen Einfluss von außen. Die erste überlieferte Stigmatisierung erfuhr => Franziskus von Assisi., worüber sie in schlichten Formulierungen ohne liturgischen Anspruch berichtete. Gegen den Papst setzte sie sich für den 1346 wegen der Auseinandersetzungen um die Herrschaft in Oberitalien gebannten Kaiser Ludwig IV. ein.
Margaretas Grab in der nach ihr benannten Kapelle in der Klosterkirche Medingen ist bis heute Wallfahrtsziel, viele Krankenheilungen werden bezeugt.
Kanonisation: Der Kult wurde 1979 approbiert.
Worte der Seligen
In mittelalterlich getönter Sprache schreibt Margareta Ebner von ihrer Beziehung zu Jesus Christus:
Mir kommt bisweilen so große Lieb und Minne gegen Gott, dass ich in diesen Zeiten nicht glauben kann, dass einem
andern Menschen je Gott gleich lieb erschien, es sei denn unsere zarte, liebe Frau und sein geminnter [geliebter] Jünger
Sankt Johannes, die beide ich billig ausnehmen will. Auch weiß mein Herre wohl,
dass mir zu dieser Zeit gegeben war, wenn ich das Leiden unsers Herrn eitel nennen hörte, das tat mir so gar weh und ich
bedachte, dass wir nicht würdig wären, mit rechter Andacht Mahnung zu empfangen. Da wider ward mir dann gegeben und ist
mir heute noch, wenn ich den Namen Jesus nennen hörte, wo ich auch ging, so überkam mich allergrößte Freude und wünschte
selig den, von dem ichs hörte, und wäre ich auch nicht befriedigt in dem Kloster, ich sollte doch gern darin sein, damit
ich Jesu Namen recht oft nennen hörte.
Die nächste Fastenzeit ward mir gegeben, wenn
ich das heilige Leiden meines Herren hörte in Predigt oder frommer Lesung und wo immer ich es nennen hörte, da schoss
es mir so kräftig in mein Herz und teilte sich all meinen Gliedern mit und so ward ich gefangen und gebunden inwendig und
auswendig, dass ich mich nicht mehr regen konnte. … Wiederum in der Zeit ward mir gegeben eines Nachts, dass ich
an mir erschaute die heiligen fünf Minnezeichen an Händen, Füßen und im Herzen, und davon kam mir allergrößte Gnade, wenn
ich daran gedachte.
Margareta verspürte in sich die starke Berufung, vor allem für die armen Seelen zu beten:
Große Begierde hieß mich beten für die armen Seelen. Die gaben mir viel Trost in allen Dingen und offenbarten mir,
was ich zu wissen [be]gehrte von mir und ihnen. …
Ich freute mich allzeit auf Allerseelentag, da kam mir ein besonderer Trost von ihnen. Sie sandten eine Seele da zu mir,
die eine Schwester unseres Konventes war; sie dankte mir für alles, was ich ihnen zu gute tat. Da wollte ich von ihnen
wissen, ob mein Gebet denn keiner Seele noch zum Guten verholfen habe. Da ward mir Antwort, dass ich vielen Seelen schon
geholfen hätte. Sie stärkten mein Vertrauen auf Gottes Güte, dass ihm mein Leben wohl gefiele und sonderlich, dass ihm das
allerliebste an mir wäre die große Demut. Viel sagten sie mir davon, was Gottes Gütigkeit gewirkt an ihnen, und sonderlich
in ihren jüngsten Nöten. Auch suchten viel Seelen mich, die ich nicht kannte, und gaben mir ihr Leben zu erkennen und baten
mich um ein Gedenken.
Aus dem Paternoster [Vaterunser
] Margarete Ebners:
Ich bitte dich, mein Herr, dass du uns in deiner lautern Minne verleihest eine sichere Vereinung in das innerste Gut,
das du Gott selber bist. Und ich bitte dich, mein Herr, durch die kräftige Hilfe, die du uns in deinem heiligen
menschlichen Leben gegeben hast in allen deinen Minnewerken, dass wir inne werden in deiner Gegenwart, sichtbar und
ungesehen mit süßer Berührung - dass wir inne werden, was rechte herzliche Liebe gegen dich sei, dass unsre Lust nirgends
sei als in dem heiligen Leiden und in deinen heiligen Sakramenten, und dass du darin uns verleihest wahre Abgeschiedenheil
von aller dieser Welt und ein Hinwegziehen unseres Selbst, eine lautere Erkenntnis unserer Sünden, um in rechter Minne sie
zu bereuen und davon abzulassen, und ein bittres Leid um alle Zeit, die wir verloren in Gedanken, in Worten, in Werken und
in aller Saumsal trotz deiner süßen Gnade.
Gib uns, mein Herr, eine beständige Warnung unser selbst in deiner herzlichen Liebe und ein kräftiges Siegzeichen
wider alles Böse. Und gib uns, mein Herr, die lautere Wahrheit, in der wir dich kennen und minnen werden; und auch deine
grundlose Erbarmnis, in der wir geläutert und gereinigt werden von allen unsern Schulden, damit wir also lauter erscheinen
vor dem Spiegelglanz deines göttlichen Antlitzes wie damals, da unsre Seele in unsern Leib eingegossen wurde und unser Leib
aus der Taufe gehoben ward. Ich bitte dich, mein Herr Jesu Christe, durch deine vollkommene Gnade, dass du uns helfest,
dass wir in allem deinem Willen folgen, es geschehe uns dabei Lieb oder Leid, und dass uns deine starke Gewalt dazu binde
und deine süße Minne dazu zwinge, dass wir kein natürlich Leben an uns haben, außer du, Jesus Christus, lebest in uns mit
all deiner Gnade, und dass wir dir allein leben in rechter Wahrheit und dass du kräftiglich in uns wirkest die allersüßesten
Werke, die du aus innerer Lust in deinen auserwählten Freunden gewirkt hast, bis dass wir inne werde, was rechte Liebe zu
dir sei, bis dass wir zum letzten Augenblick unseres Endes kommen, dass wir dann innewerden in den himmlischen Freuden,
was eine reine Vereinigung sei zwischen dir und einer bedürftigen Seele.
Quelle: Wolf Brixner: Die Mystiker - Leben und Werk. Weltbild Verlag, Augsburg 1987, S.336 - 338, 340f
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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- zuletzt aktualisiert am 17.07.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. I, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 6., Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.