Ökumenisches Heiligenlexikon

Mathilde von Ringelheim

auch: Mechtild
auch: die Heilige

1 Gedenktag katholisch: 14. März
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Diözesankalender Fulda, Paderborn

1 Gedenktag evangelisch: 14. März

Name bedeutet: die im Kampf Mächtige (althochdt.)

Königin, Wohltäterin, Klostergründerin
* um 895 in Enger bei Herford in Nordrhein-Westfalen
14. März 968 in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt


Eberhard Hellinge: Brunnen mir Knospenkrone, Mathilde symbolisierend, oben Widukind hoch zu Ross, Bronzestatue, 1995, unterhalb des Kirch- und Burghügels in Enger
Eberhard Hellinge: Brunnen mir Knospenkrone, Mathilde symbolisierend, oben Widukind hoch zu Ross, Bronzestatue, 1995, unterhalb des Kirch- und Burghügels in Enger

Mathilde von Ringelheim war die Tochter des sächsischen Grafen Dietrich, eines Nachfahren von Widukind, und der Reinhild aus dänisch-friesischem Geschlecht. Sie wurde bei ihrer Großmutter, der Äbtissin im Benediktinerinnenkloster - desen Kirche das heutige Münster war - in Herford von ihrer gleichnamigen Großmutter eerzogen. Mathilde wurde als schön, anmutig, gelehrt, geschickt beschrieben. Herzog Heinrich von Sachsen - auch Heinrich der Vogler genannt, der spätere König Heinrich I. - vermählte sich 909 mit ihr in seiner Pfalz - an der Stelle des heutigen Schlosses - in Wallhausen bei Sangerhausen; sie war seine zweite Frau und brachte reiches Erbgut im Raum Herford und ihrem Geburtsort Enger in die Ehe ein. Mit ihm bekam sie fünf Kinder, darunter den späteren Kaiser Otto I. und Bruno, den späteren Erzbischof von Köln, dazu Gerberga, Hadwiga und Heinrich, der 948 Herzog von Bayern wurde.

Hans Looschen: Kaiser Otto I. verabschiedet sich vor dem Dom in Nordhausen von seiner Mutter Mathilde, 1912, im 2. Weltkrieg zerstört, Replikat von 2001
Hans Looschen: Kaiser Otto I. verabschiedet sich vor dem Dom in Nordhausen von seiner Mutter Mathilde, 1912, im 2. Weltkrieg zerstört, Replikat von 2001

Mathilde war eine Frau, die auch schwere Schicksalsschläge wegsteckte: den frühen Tod ihres Mannes 936 und die Probleme der Thronnachfolge, das Misstrauen ihrer Kinder - vor allem ihres Lieblingssohnes Heinrich -, die in der fast grenzenlosen Freigiebigkeit der Mutter und deren Nächstenliebe eine Verschwendung von Throngeldern vermuteten, schließlich den frühen Tod ihres Sohnes Heinrich.

Statue, um 1290, im Dom in Nordhausen
Statue, um 1290, im Dom in Nordhausen

Nach dem Tod ihres Mannes gab Mathilde sich ganz den Werken der Barmherzigkeit hin und benutzte ihren Witwenbesitz, um geistliche Gemeinschaften einzurichten, denen sie die Pflege des Andenkens ihres Mannes und aller verstorbenen Verwandten und Freunde auftrug. So stiftete sie am Grab von Heinrich an der Kirche St. Servatius an der Stelle des heutigen Domes 1 in Quedlinburg das Frauenstift und leitete dieses dreißig Jahre lang selbst. 950 stiftete sie das damalige Kloster an der Pfalz in Pöhlde bei Herzberg am Harz. Auch das Kloster in Enger und das 961 gegründete Frauenkloster in Nordhausen - an der Stelle des späteren Domes - gehen auf Mathilde zurück und begründeten ihren Ruf als gute Mutter der Nation.

„Heiliges Grab” in der Krypta der Kathedrale in Acquapendente
Heiliges Grab in der Krypta der Kathedrale in Acquapendente

Einer Legende zufolge wollte Mathilde nach Rom reisen, um dort eine dem Heiligen Grab Jesu Christi geweihte Kirche zu stiften; aber sie musste in Acquapendente bei Viterbo anhalten, weil die Maultiere, die das für die Gründung benötigte Gold brachten, nicht mehr weitergehen wollten. Im Traum wurde ihr dann Gottes Wille offenbart, dass sie in Acquapendente die Kirche zum heiligen Grab - die heutige Kathedrale errichten solle, was dann geschah.

Mathilde wurde in der Krypta der Stiftskirche St. Servatius / des Domes in Quedlinburg neben ihrem Mann bestattet.

Eine erste Lebensbeschreibung von Mathilde entstand wohl 974 in Nordhausen auf Wunsch von Kaiser Otto I. und eine zweite um 1002 für König Heinrich II.. Das Kloster in Pöhlde wurde nach Zerstörungen im Bauernkrieg 1525 aufgegeben, die Kirche ist heute evangelische Gemeindekirche. Die Reste der ehemaligen Pfalz in Pöhlde wurden archäologisch erschlossen, aus Gründen der Konservierung aber wieder zugeschüttet. Das von Mathilde gegründete Frauenkloster an der Stelle des späteren Domes in Nordhausen wurde 1220 in ein Chorherrenstift umgewandelt, das auch nach der Reformation bestehen blieb, aber 1810 im Zuge der Säkularisation aufgehoben wurde.

Attribute: Königin, Almosen verteilend
Bauernregel: Mathilde noch Schnee / tut den Früchten weh!

1 Die Kirche St. Servatius beim Schloss in Quedlinburg wird Dom genannt, obwohl sie nie Sitz eines Bischofs war; damit sollte aber der Rang der späteren Äbtissin Mathilde von Quedlinburg als Metropolitana auf der Stufe eines (Erz-)Bischofs angezeigt werden.

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Über Königin Mathilde - 1. Königin des ottonischen Reiches informiert die Website Otto der Große.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die archäologische erhobenen Befunde über das ehemalige Frauenkloster am Münster in Herford werden derzeit (2024) sichtbar und erfahrbar gemacht.
Der Dom in Quedlinburg ist täglich außer montags von 10 Uhr bis 16 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 6 €. (2024)





USB-Stick Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD

Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon


Seite zum Ausdruck optimiert

Empfehlung an Freunde senden

Artikel kommentieren / Fehler melden

Suchen bei amazon: Bücher über Mathilde von Ringelheim

Wikipedia: Artikel über Mathilde von Ringelheim

Fragen? - unsere FAQs antworten!

Im Heiligenlexikon suchen

Impressum - Datenschutzerklärung

Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Märtyrerinnen von Arras
Felicitas
Xenia von Kalamata
Unser Reise-Blog:
 
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.


      Zum Schutz Ihrer Daten: mit 2 Klicks empfehlen!

Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 23.10.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• https://it.wikipedia.org/wiki/Concattedrale_di_Acquapendente - abgerufen am 18.06.2022
• https://de.wikipedia.org/wiki/Nordh%C3%A4user_Dom#Geschichte - abgerufen am 11.08.2024

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.