Paul Schneider
Gedenktag evangelisch: 18. Juli
Name bedeutet: der Kleine (griech.)
Paul Schneider, Sohn eines Pfarrers, nahm als Soldat am 1. Weltkrieg teil und studierte ab 1919 Theologie an der
Universität in Gießen, dann an der
Universität in Marburg und schließlich in
Tübingen. Nach dem zweiten Theologischen Examen
suchte er zunächst den Kontakt zu einfachen Arbeitern und schuftete mit ihnen am Hochofen. 1923 ging er für zehn Monate
nach Berlin, um dort bei der Stadtmission im
Ostteil der Stadt in der Fürsorge für Alkoholiker zu helfen. Im Missions - und Erweckungstrupp
kam er mit der
Erweckungsbewegung in Kontakt, was ihm half, Glaubenszweifel und Depressionen zu überwinden.
1926 wurde Paul Schneider Pfarrer an der Kirche
in Hochelheim, an der bislang sein soeben verstorbener Vater Pfarrer war. Nach der Machtergreifung dachte Schneider zunächst,
die Deutschen Christen
böten Möglichkeiten der Volksmission;
schon vier Wochen später distanzierte Schneider sich von der Menschen verachtenden Ideologie der Nationalsozialisten. Schon
1932 hatte sich die NSDAP bei der Kirchenleitung über Schneider beschwert, jetzt wurde Schneider in einem Gespräch mit
seinem Bischof veranlasst, öffentliche Zurückhaltung zu geloben.
1934 wurde Schneider nach öffentlicher Kritik an Propagandaminister Goebbels auf Betreiben der Partei beurlaubt, dann nach Dickenschied und Womrath im Hunsrück versetzt. Ein Konflikt entstand, als er bei der Beerdigung eines 17-jährigen an Krankheit verstorbenen Hitlerjungen öffentlich dem Nachruf des NS-Kreisleiters widersprach. Aufgrund seiner Predigten wurde er mehrmals verhaftet, dann mit Predigtverbot belegt.
Im November 1937 wurde Schneider in Schutzhaft
genommen und erst ins damalige
Gefängnis nach Koblenz gebracht, bald darauf
auf persönlichen Befehl von Adolf Hitler ins
Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert.
Auch dort verweigerte er den Hitlergruß, deshalb kam er in den Bunker.
Ein Augenzeuge aus dem Konzentrationslager Buchenwald
berichtete: Mehrfach wurde Schneiders Stimme, wenn Tausende zum Appell angetreten waren, laut und deutlich aus dem
Arrestgebäude gehört:
Schneider wurde zum Kameraden hört mich. Hier spricht Pfarrer Paul Schneider. Hier wird gefoltert und gemordet. So
spricht der Herr: Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Prediger von Buchenwald
.
Am Vortag seines 41. Geburtstages hielt Schneider aus dem Zellenfenster eine Predigt zu den auf dem Gefängnishof
Versammelten, in der er Gott als alleinigen Herrscher der Welt darstellte und zu furchtlosem Bekenntnis aufrief. Schneider
wurde für diese Predigt auf den Prügel gelegt, bis er bewusstlos war. Am ganzen Körper von Zeichen der Misshandlungen
geprägt, sollte er aus dem KZ entlassen werden, wenn er unterschrieb, Stillschweigen über die Erlebnisse dort zu wahren
und die Ausweisung aus dem Rheinland zu akzeptieren. Schneider verweigerte die Unterschrift; eine medizinische
Behandlung
- vermutlich mit einer Überdosis Strophanthin zur Schwächung seines Herzens - führte zum Tod.
Die Beerdigung des Pfarrers in Dickenschied
fand unter großer Anteilnahme statt, die gesamte Bevölkerung von Dickenschied, 200 Pfarrer, dazu Protestanten aus den
Niederlanden und der Schweiz waren zugegen. In der
Londoner Times
erschien ein Nachruf auf
den Dorfpfarrer. Das Evangelische Konsistorium machte der Geheimen Staatspolizei Vorwürfe, weil sie die Erlaubnis zur
öffentlichen Bestattung erteilt habe.
Papst Johannes Paul II. würdigte Paul Schneider im Jahr 2000
stellvertretend für alle Protestanten, die die Treue zum christlichen Glauben mit ihrem Leben bezahlten. 2002 wurde die
Basilika San
Bartolomeo all'isola in Rom als Ort des Gedächtnisses für die Märtyrer des 20. Jahrhunderts geweiht. Die katholische
Kirche in Deutschland hat ihn 2003 in die Reihe der Blutzeugen des 20. Jahrhunderts
aufgenommen. In
Pferdsfeld - der Ort wurde wegen Fluglärm 1978
bis 1982 umgesiedelt - wurde am Dorfbrunnen 2003 eine Gedenkstele für Paul Schneider errichtet. An der und auch in der
Kirche in Womrath erinnern Gedenktafeln
an ihn.
Pauls Witwe Margarete Schneider verfasste ein Buch mit zahlreichen Erläuterungen, Fotos und Dokumenten, das 1953 erstmals erschien und nun von Elsa-Ulrike Ross und Paul Dieterich neu herausgegeben wurde: (Link mit Vergütung) Paul Schneider - Der Prediger von Buchenwald
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die
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9 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2021)
Die Gedenkstätte Konzentrationslager Buchenwald
ist taglich von 10 Uhr bis 18 Uhr - von November bis März nur bis 16 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. (2023)
Die Kirche San Bartolomeo all'isola in Rom
ist werktags von 9.30 Uhr bis 13.30 Uhr und von 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr, sonntags von 9.30 Uhr bis 13 Uhr geöffnet. (2017)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 28.10.2023
Quellen:
•
• Materialdienst des konfessionskundlichen Instituts Bensheim, 4/2006
• Evang. Gemeindeblatt für Württemberg 38/2011
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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