Giuseppe Pino
Puglisi
deutsch: Josef
Gedenktag katholisch: 15. September
Name bedeutet: Gott hat hinzugefügt (hebr.)
Giuseppe Pino
Puglisi, Sohn eines Schusters und einer Zuschneiderin, wurde in einem einfachen
Haus im Stadtteil Brancaccio, einem Armutsviertel
am Stadtrand von Palermo, geboren. Nach der Schule und dem Studium wurde er 1960 zum Priester geweiht und machte sich schnell
als Seelsorger besonders für Jugendliche einen Namen. 1970 wurde er Pfarrer in
Godrano bei Palermo und gleichzeitig als Rektor
der Kirche San Giovanni dei Lebbrosi Ausbilder
für Studenten in Palermo; zugleich engagierte er sich in Armengebieten der Stadt. Ab 1990 war er Priester an der Kirche
San Gaetano in seinem heimatlichen Stadtteil
Brancaccio, einem von der Mafia beherrschten Quartier.
Pino
Puglisi kämpfte gegen die Mafia in seiner Kirche
San Gaetano mit seinen Predigten und in seinem
Stadtteil Brancaccio, indem er sich besonders für junge Leute einsetzte, Volksfeste und Sportveranstaltungen organisierte, für
eine weiterführende Schule und eine funktionierende Kanalisation eintrat, ein Sozialzentrum aufbaute und eine Schwesternschaft
ansiedelte, die Sozialarbeit leistete. Zwangskollekten, die üblicherweise zu Festtagen erhoben wurden und den Ruf der Mafia
stärkten, lehnte er ebenso ab wie die Zusammenarbeit mit dem von Mafios durchsetzten Patronatsfest-Komitee; für die von der
Mafia ermordeten Richter Falcone und Borsellino organisierte er Gedenkveranstaltungen. Dieser Priester zieht die Jungs
auf seine Seite
, befürchtete ein Mafiaboss.
Nachdem 1992 der italienische Staatsanwalt und Mafia-Jäger
Giovanni Falcone brutal von der Mafia getötet worden
war, geißelte Papst Johannes Paul II. im Mai 1993 bei seinem Besuch in
Agrigento die Mafia als unmenschlich und als
Verstoß gegen das Evangelium. Den Verbreitern dieser Kultur des Todes
drohte er in einer ungewöhnlich emotionalen
Rede mit dem Gericht Gottes. Im September 1993 wurde Italien dann von einer zuvor nie dagewesenen Reihe von Attentaten
der Mafia erschüttert, weil sie die Regierung zwingen wollte, die verschärften Haftbedingungen gegen Verurteilte der Mafia
zu lockern - was im November dann auch geschah. Eines der Attentatsopfer war Pino Puglisi, der an seinem Geburtstag vor der
Tür seines Wohnhauses durch einen Killer im
Auftrag von zwei Mafiabossen überfallen wurde. Darauf habe ich gewartet
, sagte er, lächelte und wurde mit einer
Pistole hingerichtet.
Pino Puglisi wurde auch als Antwort auf die kurz zuvor ausgesprochene Verurteilung der Mafia durch Papst
Johannes Paul II. ermordet. Der wandte sich im Mai 1993 bei seiner
Messe im Tal der Tempel nahe der Mafiahochburg
Agrigent als erster Papst unmissverständlich gegen das Organisierte Verbrechen; abweichend von seinem Redemanuskript rief
er sichtbar erzürnt: Gott hat gesagt: Du sollst nicht töten. Kein Mensch, keine Menschenvereinigung, keine Mafia kann
dieses hochheilige Gesetz Gottes ändern und mit Füßen treten … Im Namen Christi wende ich mich an die Verantwortlichen:
Kehrt um! Eines Tages wird Euch das Jüngste Gericht Gottes einholen!
Pino Puglisi war der erste von der Mafia ermordete Priester. Obwohl der Mord am hellichten Tag an einer belebten Piazza stattfand, fanden sich keine Zeugen. Dennoch wurden die Auftraggeber des Mordes, die örtlichen Mafiabosse Giuseppe und Filipo Graviano, später zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach dem Vorbild Puglisis entstanden mehrere Einrichtungen der Jugendhilfe und der Sozialarbeit, die nach ihm benannt sind. 2005 wurde sein Leben und Sterben verfilmt.
Pino Puglisis Sarg steht heute in einer ihm geweihten Kapelle in der
Kathedrale von Palermo. In Godrano ist die Straße
an der Kirche nach ihm benannt, in der Kirche
erinnert ein über lebensgroßes Portrait an ihn. Am 25. Jahrestag der Ermordung von Pino Puglisi besuchte Papst Franziskus
Palermo; dabei wandte er sich auch direkt an die Mafiosi: Ändert euch! Hört auf, an euch selber zu denken und an euer
Geld! Bekehrt euch zum wahren Gott Jesu Christi! Ansonsten geht euer
eigenes Leben verloren, und das ist die schlimmste aller Niederlagen!
Kanonisation: Pino Puglisi wurde am 23. Mai 2013 im Auftrag von Papst Franziskus in in der Kathedrale in Palermo seliggesprochen.
Pino
Puglisis Wohnung im 1. Stock
seines Wohnhauses ist mit der Originaleinrichtung
erhalten und heute Museum, Öffnungszeiten sind nicht angegeben. (2020)
Worte des Seligen
Der Jünger Christi ist ein Zeuge. Das christliche Zeugnis kann auf Schwierigkeiten treffen, kann zum
Martyrium werden.
Zeugen sein vor allem für den, der Wut in sich verspürt gegenüber einer Gesellschaft, die er als feindlich ansieht.
Ihm soll der Zeuge Hoffnung einflößen und ihn dadurch verstehen lassen, dass das Leben wertvoll ist, wenn es geschenkt ist.
Wir sind Zeugen der Hoffnung. Der Zeuge par excellence ist Jesus, der treue und wahrhaftige Zeuge (vgl. Offenbarung
1, 5). Durch seinen Tod und seine Auferstehung bezeugt Jesus die Wirklichkeit der unendlichen Liebe Gottes,
der die Welt
so geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn hingab
(Johannesevangelium 3, 16), und die Wirklichkeit der unendlichen
Liebe des Sohnes, der eine so große Liege hat, dass er sein Leben für seine Freunde hingab (Johannesevangelium 15, 13).
Diese unendliche und ewige Liebe Gottes, die schon immer auf den Menschen hin ausgerichtet ist, ist Gegenwart, ist in der
Geschichte der gesamten Menschheit und jedes einzelnen Menschen.Der Jünger ist Zeuge, vor allem ein Zeugnis für die Auferstehung Christi: Christus, auferstanden und gegenwärtig,
der nun nicht mehr sterben wird und der im Inneren der christlichen Gemeinde ist, und der durch die christliche Gemeinde
in der Geschichte der Menschheit gegenwärtig bleibt. Christliches Zeugnis ist ein Zeugnis, das sich Schwierigkeiten
entgegenstellt, ein Zeugnis, das Martyrium wird. Vom Zeugnis zum Martyriums ist ein kleiner Schritt, ja das Martyrium ist
es, das das Zeugnis wertvoll macht. Das Zeugnis lässt uns eindringen in die innere Natur Jesu Christi, in das Geheimnis
seines Wesens, in die geheimnisvolle Wirklichkeit seiner Person.
Der Zeuge weiß, dass seine Botschaft den tiefsten und echten Sehnsüchten der Menschheit als ganzer und des einzelnen
Menschen entspricht. Der Mensch erfährt, dass das Leben Hoffnung ist; denn die Gegenwart ist die Vermittlung zwischen dem
Schon und dem Noch-nicht, zwischen der Vergangenheit und der Zukunft und klar baut jeder von uns seine Zukunft auf der
Grundlage seiner Vergangenheit auf.
Die Hoffnung ist das Ergebnis der Freundschaft im strengsten Sinne des Wortes; nur Freunde hoffen, nur wo es
Freundschaft gibt, gibt es Hoffnung. Der Zeuge der Hoffnung ist derjenige, der die Freundschaft Gottes bezeugt; derjenige,
der selbst eine treue Freundschaft mit Gott selbst bei jeder Prüfung bezeugt. Ein sicherer Zeuge der Hoffnung ist einer,
der schlussendlich die Wachsamkeit übt; die Hoffnung ist wachsam. Jesus spricht wirklich von der Achtung auf seine
Gegenwart, auf sein Kommen; aber Jesus ist gekommen, er ist gegenwärtig; Zeugnis der Hoffnung ist wirklich ein wachsames
Zeugnis, achtsam auf die Gegenwart Jesu. Der Zeuge ist ein Zeuge dieser Aufmerksamkeit auf die Gegenwart des Herrn, Achtung
auf Christus, der auch gegenwärtig ist in einem selbst. Der Zeuge ist ein Zeuge einer Gegenwart Christi im Inneren, ja er
sollte durchscheinend werden für diese Gegenwart, und er bezeugt die Gegenwart Christi durch dieses sein Leben, das gerade
mit dieser beständigen Sehnsucht, in einer immer vollkommeneren, einer immer tieferen Gemeinschaft mit ihm, in Hunger und
Durst nach ihm gelebt wird.
Quelle: Dagli scritti del beato Giuseppe Puglisi. Riflessione pubblicata sulla rivista Presenza del Vangelo 1991, n. 5; Digitalisat; eigene Übersetzung
Zitate von Pino Puglisi:
Es ist wichtig, über die Mafia zu sprechen, vor allem in Schulen, um gegen die Mafia-Mentalität zu
kämpfen, eine Ideologie, die bereit ist, die Menschenwürde für Geld zu verschleudern. Wir wollen aber nicht bei
Demonstrationen, Anklagen und Protesten stehenbleiben. All diese Initiativen haben einen Wert, aber wenn wir auf diesem
Niveau stehenbleiben, handelt sich nur um Worte. Die Worte müssen immer von den Taten bestätigt werden.
Jeder von uns verspürt in sich eine Neigung, ein Charisma, einen [inneren] Entwurf, der jeden Menschen einzigartig
und unwiederholbar macht. Dieser Ruf, diese Berufung ist das Zeichen des Heiligen Geistes in uns. Nur das Hören auf diese
Stimme kann unserem Leben Sinn geben.
Denken wir an das Porträt von Jesus, das in der
Kathedrale von Monreale dargestellt ist.
Jeder von uns ist wie ein Steinchen in diesem großen Mosaik. Daher liegt es an uns zu begreifen, was unser Platz [in
diesem Mosaik] ist und den anderen zu helfen zu begreifen, was ihr eigener Platz ist, damit das einzigartige Antlitz
Christi geformt wurde.
Zwanzig, sechzig, hundert Jahren … Leben. Was nützt es, wenn wir die falsche Richtung einschlagen? Was zählt,
ist, Christus zu begegnen, wie er zu leben, seine Liebe zu verkünden, die rettet, Hoffnung zu bringen und nicht zu
vergessen, dass wir alle, jeder an seinem Platz, in persönlicher Verantwortung, die Erbauer einer neuen Welt sind.
Quelle: Dagli scritti del beato Giuseppe Puglisi. Riflessione pubblicata sulla rivista Presenza del Vangelo 1991, n. 5; Digitalisat; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Im Wohnhaus von Pino Puglisi, vor dem er ermordet wurde, ist heute ein an ihn erinnerndes Museum eingerichtet. Es ist montags, donnerstags, freitags und samstags jeweils von 9.30 bis 12.30 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. (2018)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 06.03.2020
Quellen:
• Marco Politi: Franziskus unter Wölfen. 2. Aufl. Verlag Herder, Freiburg i.Br. 2015
• https://de.wikipedia.org/wiki/Giuseppe_Puglisi - abgerufen am 20.07.2023
• Infotafeln in der Kathedrale in Palermo
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.