Ptolomäus, Lucius und Gefährte
Gedenktag katholisch: 19. Oktober
Name bedeutet: P: der Kämpfende (griech.)
L: der Leuchtende (latein.)
Ptolomäus erlitt unter Präfekt Urbicus - der historisch sonst unbekannt ist - das Martyrium. Er wurde vom Ehemann einer Frau angezeigt, die Ptolomäus zum Christentum bekehrt und in einer christlichen Schule unterrichtet hatte, als ihr Mann in Alexandria weilte. Der Christ Lucius protestierte bei Urbicus gegen dieses Urteil und wurde deshalb ebenfalls getötet, ebenso ein hinzugetretener Unbekannter.
Die Geschichte Ptolomäus, Lucius und dem Gefährten erzählte Justinus
in seiner 2. Apologie
, der 2. Verteidigungsschrift
, mit der er das Christentum gegenüber Kaiser Antoninus
Pius zu rechtfertigen suchte; das Beispiel diente zur Veranschaulichung der Willkür von Beamten.
Worte über die Heiligen
Justinus' Bericht über das Martyrium von Ptolemaeus und
Lucius; er ist authentisch, denn Justin konnte beim Kaiser nur gerichtlich beglaubigte Material einreichen:
Eine Frau, die früher ein liederliches Leben geführt hatte, war verheiratet mit einem Mann, der ebenso liederlich
war wie sie. Aber von dem Zeitpunkt an, da sie die Lehre Christi kennen lernte, führte sie ein züchtiges Leben und
versuchte, auch ihrem Gatten Zucht beizubringen, indem sie ihm von den Christengeboten sprach und ihm von der ewigen
Feuerstrafe erzählte, die allen bevorsteht, welche unzüchtig und vernunftwidrig leben. Aber der Gatte blieb bei seinem
Lasterleben, und so trat zwischen den Eheleuten eine wachsende Entfremdung ein. Die Frau hielt es mehr und mehr für eine
Sünde, das Ehebett zu teilen mit einem Mann, der nichts im Sinn hatte, als gegen alles Naturgesetz und gegen alles Recht
seine Sinnenlüste zu befriedigen. Darum wollte sie die Ehegemeinschaft aufheben. Aber die Verwandtschaft redete ihr zu,
Geduld zu haben, und lag ihr in den Ohren: Es sei vielleicht doch noch Hoffnung auf eine Besserung des Gatten. So bezwang
sie sich und blieb. Bald darnach verreiste der Mann nach
Alexandrien. Es dauerte nicht lange, da kamen
von dort Nachrichten, er treibe es noch wüster als zu Hause. Nun trennte sie sich von ihm, denn sie wollte nicht mit
schuldig werden an seinen frevelhaften Lastern, indem sie auch jetzt noch Tisch und Bett mit ihm gemeinsam hatte. Sie
schickte ihm nach römischem Recht den Scheidebrief.
Dieser Mustergatte hätte sich nun eigentlich nur freuen können darüber, dass seine Frau, die sich früher mit den
Haussklaven und bezahlten Kerlen abgegeben hatte, die einst am Trinken und andern Lastern Vergnügen fand, von all dem
nichts mehr wissen wollte, ja sogar ihn selbst von ähnlichem Treiben abzubringen suchte. Allein, er war mit der Trennung
keineswegs einverstanden, verklagte sie bei Gericht und sagte aus, sie sei eine Christin. Da reichte die Frau bei dir,
o Kaiser, eine Bittschrift ein des Inhalts, es möge ihr zuerst verstattet sein, ihre häuslichen Angelegenheiten in Ordnung
zu bringen, und sie wolle sich bezüglich der Anklage auf Christentum erst verantworten, wenn die Ehefrage gerichtlich
gelöst sei. Du hast diese Bittschrift günstig beschieden. Jetzt konnte ihr einstiger Ehegatte ihr für den Augenblick
nichts mehr anhaben. Dafür suchte er sich ein anderes Opfer aus, einen Mann namens Ptolemaios, der jene Frau in der
christlichen Lehre unterrichtete, und den der Stadtpräfekt Urbicus (in einer andern Sache) vorgeladen hatte. Und zwar
machte er die Sache so: Er war befreundet mit dem Hauptmann, der den Ptolemaios verhaften musste. Diesen beschwätzte er
dazu, dem Ptolemaios nach der Verhaftung nur eine einzige Frage vorzulegen: Bist du ein Christ?
Nun liebte
Ptolemaios die Wahrheit über alles, in seinem Herzen war nicht List noch Lüge. Frank bekannte er: Ja, ich bin ein
Christ!
Da ließ ihn der Hauptmann in Fesseln werfen, und im Kerker folterte man ihn lange. Schließlich wurde der
arme Mensch dem Stadtpräfekten Urbicus vorgeführt. Aber auch hier legte man ihm nur die eine Frage vor: Bist du ein
Christ?
Ptolemaios ließ nun an seinem Geiste all das Edle vorüberziehen, das er der Lehre Christi verdankte, und
dann bekannte er noch einmal, in diesem Glauben göttliche Tugend gelernt zu haben. Denn wer immer (so meinte er) etwas
ableugnet, tut dies, entweder weil er die Sache innerlich bereits verurteilt hat, oder aber er weicht einem offenen
Bekenntnis aus, weil er sich der Sache für unwürdig oder nicht gewachsen erachtet. Beides aber kommt für einen wahren
Christen nicht in Frage.
Nun ließ ihn Urbicus zur Hinrichtung abführen. Da sagte ein Mann namens Lucius, der auch ein Christ war und dieses
ungerechte Urteil mit anhörte, zu Urbicus: Wo bleibt die gesetzliche Grundlage für so etwas? Dieser Mann ist kein
Ehebrecher und kein Hurer, er hat niemand umgebracht, ist kein Straßenräuber und kein Dieb, er hat überhaupt nichts gegen
die Gesetze verbrochen, nichts hat man ihm nachgewiesen. Er hat sich einzig zu der Namensbezeichnung
Aber Urbicus würdigte ihn keiner Antwort, sondern fragte ihn nur:
Christ
bekannt.
Und so einen Mann verurteilst du zum Tod! Urbicus, deine Rechtsprechung ist nicht nach dem Sinn des Kaisers Pius, seines
weisheitsliebenden Sohnes und des heiligen Senates!Mir kommt vor, auch du bist ein Christ?
Lucius gab zur Antwort: Jawohl!
Alsbald ließ Urbicus auch ihn zum
Tod abführen. Und Lucius erklärte ihm: Ich muss dir dafür Dank wissen, denn so befreist du mich aus der Hand
irdischer Despoten, und ich darf heimgehen zum Vater, dem Kaiser im Himmel!
Quelle: Die Märtyrerakten des zweiten Jahrhunderts, übertragen von Hugo Rahner. Herder, Freiburg i. Br. 1941, S. 38 - 41
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
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- zuletzt aktualisiert am 18.10.2021
Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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