Raphael vom heiligen Josef Kalinowski
polnischer Name: Rafał Józef
Gedenktag katholisch: 15. November
gebotener Gedenktag im Orden der Unbeschuhten Karmeliter: 19. November
nicht gebotener Gedenktag im Orden der Karmeliter: 19. November
gebotener Gedenktag in Polen: 20. November
Diözesankalender von Sosnowiec
Name bedeutet: R: Heiler mit Gottes Hilfe (hebr.)
J: Gott hat hinzugefügt (hebr.)
Josef Kalinowski war Sohn eines Professors. Er wurde in St. Petersburg zum Offizier der zaristischen Armee ausgebildet, blieb aber polnischer Patriot. Nebenbei unterrichtete er an einer von ihm gegründeten Sonntagsschule für Jugendliche. 1863 schloss er sich dem polnischen Volksaufstand gegen den Zaren an, er wurde verhaftet und musste zehn Jahre lang in Bergwerken in Sibirien arbeiten. 1874 ging er als Erzieher des Fürsten August Czartoryski nach Paris. 1877 trat er im Kloster in Graz in den Orden der Unbeschuhten Karmeliten ein, erhielt den Ordensnamen Raphael vom heiligen Josef, studierte Theologie, wurde zum Priester geweiht und wirkte dann in Polen als Provinzvikar seines Ordens und als Missionar in Russland.
Für seinen Orden wurde er in Polen zum Wiederhersteller des Ordenslebens. Als unermüdlicher Beichtvater und Seelenführer förderte er v. a. den weiblichen Ordenszweig.
Kanonisation:
Papst Johannes Paul II. sprach Raphael vom heiligen Josef am
22. Juni 1983 bei seinem zweiten Pastoralbesuch Polens in
Kraków selig und am
17. November 1991 heilig.
Patron
der Diözese Sosnowiec
Worte des Heiligen
Vor seinem Klostereintritt richtete Josef Kalinowski einen Brief an seiner Bruder Viktor. Darin schrieb
er über seinen inneren Zustand:
Meine sehr lebhafte Einbildungskraft schwankt dauernd auf und nieder und wirft mich nach allen Seiten. Früher
konnte ich diese Schwankungen durch Sammlung auf das Studium überwinden. Heute genügt mir das nicht mehr. Ich suche
Abhilfe in weltlichen Vergnügungen, doch sie geben mir nicht den Frieden, den ich möchte. Der einzige Gewinn ist mir
nach viel Zerstreuung und Ermüdung ein friedlicher Schlummer des Nachts. Ich muss gestehen, dass ich noch niemand so
Unbeständigen wie mich in dieser Verfassung gefunden habe. Ich falle unversehens von einem Extrem ins andere. Ich habe
nur das Gute an mir, dass ich diese Fehler kenne, mir misstraue und schnell wieder in einen normalen Zustand komme. Ich
staune über meine Mittelmäßigkeit. Ich habe bei jedem Schritt so viele Versuchungen zu überwinden, dass ich tatsächlich
nicht weiß, wohin vor ihnen zu flüchten.
Eine letzte Botschaft an seinen Orden lautete:
Unsere Hauptaufgabe im Karmel ist der Umgang mit Gott bei allem, was wir tun. … Wünschen Sie, Gott grenzenlos zu
lieben. Die Intensität dieses Verlangens wachse in Ihrer Seele mehr und mehr und ströme in alles Tun Ihres sterblichen
Lebens. … Wir müssen uns vor allem bemühen, frei zu werden von allem, was unseren Lauf hemmen könnte, und uns befleißigen,
alles zu tun, was Gott will, ohne Rücksicht auf die Schwierigkeiten, äußere und innere, die uns begegnen mögen. Misstrauen
wir unseren eigenen Kräften und setzen wir unsere ganze Hoffnung auf das unendliche Erbarmen Gottes. …
Beten wir für jene, deren sich Gott in seinen gerechten Anordnungen bedient, um unsere Tugenden zu erproben. Leiden
wir durch andere, so ahmen wir Jesus nach. Lassen wir andere leiden, so ahmen wir die nach, die ihn leiden machten. Beten
wir für den Klerus. Priestermangel ist ein unermessliches Unheil! Flehen wir zu unserem Heiland, er möge in den Seelen
der Glaubenden, auch in unseren, die Lebendigkeit des Glaubens vermehren. Solange uns dieser lebendige Glaube mangelt,
werden uns auch die Früchte, die er hervorbringt, fehlen, und das Menschenherz wird immerzu hinschwinden und welken.
Quelle: Ilse Leitenberger: Ein Engel für Tobias. Pater Rafael Kalinowski, Patron der Vertriebenen und Emigranten. Wien / Freiburg / Basel 1983, S. 19, 92 - 94
Zitat von Raphael vom heiligen Josef Kalinowski:
O mein guter Jesus, öffne mir Dein heiligstes Herz.
Zeige mir Deine Schönheit, vereine mich mit Dir für immer.
Lass jeden Atemzug, jede Seite meines Herzens nicht aufhören, mit Dir und zu Dir zu sprechen.
Nimm das geringste Gute, das ich tun kann, an.
Gewähre mir die Gnade, das Schlechte wiedergutzumachen,
um Dich auf Erden und in Ewigkeit rühmen zu können.
Quelle: Ilse Leitenberger: Ein Engel für Tobias. Pater Rafael Kalinowski, Patron der Vertriebenen und Emigranten. Wien / Freiburg / Basel 1983, S. 99
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 11.10.2019
Quellen:
• Ferdinand Holböck: Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 3. Christiana, Stein am Rhein 1994
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• Johannes Madey. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. III, Herzberg 1992
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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