Maria Restituta Kafka
Taufname: Helene
Gedenktag katholisch: 30. März
nicht gebotener Gedenktag im im Erzbistum Wien: 29. Oktober
Name bedeutet: M: die Beleibte / die Schöne / die Bittere / die von Gott Geliebte (aramäisch)
R: die Wiederhergestellte (latein.)
H: die Leuchtende (griech.)
Helene Kafka wurde als Tochter eines Schusters und einer Blumenmacherin geboren. Als sie zwei Jahre alt war, zogen
ihre Eltern nach Wien. In ihrer Jugend war
sie geplagt von Stottern, was durch langes Schweigen geheilt werden konnte. Sie war dann als Köchin, schließlich als
Hilfspflegerin im von den Franziskanerinnen von der christlichen
Liebe
, den Hartmannschwestern
, betreuten
Krankenhaus Lainz - der heutigen Klinik Hietzing
- in Lainz tätig. Im Alter von 19 Jahren trat sie - trotz des Widerstandes ihrer Eltern - mit dem Ordensnamen Maria Restituta
in den Hartmannschwestern - der Kongregation
der Schwestern vom III. Orden
- ein, 1916 legte sie ihre Profess ab.
Nach einer Zeit in der chirurgischen Abteilung des
Krankenhauses in Neunkirchen in Niederösterreich
war sie als Operationsschwester im Krankenhaus in
Mödling bei Wien tätig. Als Schwester Resoluta
trat sie dort für Recht und Ordnung ein, was ihr manche
Eifersüchteleien und in den Reihen kirchenkritischer Ärzte auch Gegnerschaft eintrug, wo sie aber auch durch ihre
Freundlichkeit beliebt wurde. Sie gab die Liebe, die sie von Gott her gespürt hat, an die Menschen weiter; dabei war es ihr
egal, ob jemand Christ oder Jude war oder welche politische Auffassung er hatte.
Soldatenlied, wegen dem Maria Restituta denunziert wurde:
Erwacht, Soldat und seid bereit,
Gedenkt Eures ersten Eid(s),
Für das Land, in dem ihr gelebt und geboren,
Für Österreich habt ihr alles geschworen,
Das sieht ja schon heute jedes Kind,
Dass wir von den Preußen verraten sind.
Für die uralte heimische Tradition
Haben sie nichts als Spott und Hohn.
Den altösterreichischen General
Kommandiert ein Gefreiter von dazumal.
Und der österreichische Rekrut
Ist für sie nur als Kanonenfutter gut.
Zum Beschimpfen und Leute schinden
Mögen sie andere Opfer finden.
Mit ihrem großen preußischen Maul
Sind sie uns herabzusetzen nicht faul.
Dafür haben sie bis auf den letzten Rest
Die Ostmarktzitrone ausgepresst.
Nach dem Anschluss
Österreichs und der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1938 ließ Maria Restituta
sich weiterhin nicht den Mund verbieten und handelte, wie es ihr recht erschien: So führte sie heimlich ein Kind zur
Taufe und widersetzte sich den Anweisungen der Nazis zur Abnahme der Kruzifixe im Krankenhaus. Als sie eine Sekretärin
bat, das Soldatenlied
und ein Gedicht mit der Zeile Sie befreiten uns und eh' man's glaubt, hatten sie uns
ausgeraubt
abzuschreiben, wurde sie durch den SS-Arzt Lambert Stumfohl denunziert. Am
Aschermittwoch 1942 wurde sie wegen Vorbereitung
zum Hochverrat
in ihrem Krankenhaus abgeholt und in Haft genommen. Der Volksgerichtshof, der in einem Saal des
Landesgerichts in Wien tagte, verurteilte sie
am 29. Oktober 1942 zum Tod. In der Nacht vom 29. auf den 30. März wurde Maria Restituta im Landesgericht in Wien
enthauptet, nachdem das Gnadengesuch des Wiener
Erzbischofs und Kardinals Theodor Innitzer abgelehnt worden war.
Maria Restituta Kafka starb als die - neben Edith Stein - einzige Ordensfrau
im sogenannten Großdeutschen Reich; die zahlreichen anderen Ordensfrauen, die den Nazis - vor allem in Polen - zum Opfer fielen,
waren keine Bürgerinnen des Dritten Reiches
.
Maria Restituta Kafka wurde im Massengrab auf
dem Wiener Zentralfriedhof verscharrt; dort gibt es heute auch für die etwa 2700 ebenfalls dort Verscharrten die
Nationale Gedenkstätte der WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime
. An dem
Wohnhaus in Wien, in dem Helene Kafka aufwuchs,
erinnert ein Schild an sie, vor dem Eingang zum heutigen Landeskrankenhaus in Mödling ein
Stolperstein, in der Eingangshalle eine
Gedenkausstellung und dort ist auch die Straße nach Maria Restituta benannt.
Kanonisation: Am 21. Juni 1998 wurde Maria Restituta Kafka während des Österreich-Besuchs von Papst Johannes Paul II. auf dem Heldenplatz in Wien seliggesprochen.
Worte der Seligen
In Schwester Restitutas letzten Briefen, die sie nach ihrer Verurteilung schrieb, kommt ihre
Gottergebenheit zum Ausdruck. Ihrer Ordensoberin schrieb sie am 1. November 1942:
Meine liebe gute Schwester Oberin! Nach meiner Verurteilung der erste, vielleicht auch letzte Brief. Meine gute
Schwester Oberin, wie der Urteilsspruch lautet, wisst Ihr ja alle, da Schwester Longina und Asella, sowie Wally und Anny
bei der Verhandlung zugegen waren und Euch sicher davon verständigt haben. Meine gute Schwester Oberin, wohl tut es mir von
Herzen leid, dass ich Ihnen sowie allen Schwestern solches Leid zugefügt, doch kränkt Euch nicht, denn was Gott tut, ist
wohlgetan. Ich selbst fühle mich keiner Schuld bewusst, und muss ich mein Leben lassen, bringe ich gern das Opfer, denn so
hoffe ich, dass ich gnädige Aufnahme bei meinem Heiland finde. Heute am Fest Allerheiligen [1942], an welchem mich mein
Heiland jene herrlichen Wunder betrachten lässt, bitte ich meinen Heiland, auch mich bald in diese Scharen einzureihen. O
liebe Schwester Oberin, bitte verzeihen Sie mir all die Sorgen und Leiden, die ich Ihnen bereitet habe, bitte auch alle
Schwestern um Verzeihung, vergesst mich nicht in Euren Gebeten. Betet viel für mich um eine gute Sterbestunde und dann für
meine Seelenruhe. Tausendmal Vergelt’s Gott Ihnen, liebe Schwester Oberin, für alle Liebe und alles Gute, das mir durch Sie
zuteil wurde, ebenso allen lieben Schwestern. Allen habe ich von Herzen verziehen, die zu meiner Verurteilung beigetragen,
auch Dr. Stumfohl [der SS-Arzt, der Sr. Restituta angezeigt hatte], möge mir der liebe Gott dafür Seelen schenken. Bitte
traget niemandem etwas nach, sondern verzeiht allen von Herzen, wie auch ich es tue.
Am 31. Januar 1943 schrieb sie der Stellvertreterin der Oberin:
Meine liebe gute ehrwürdige Schwester Vikarin! Ihre lieben Zeilen, die ich am 16. 1. erhielt, bereiteten mir große
Freude, innig Vergelt’s Gott dafür. Es ist ja wahr, wie Sie schreiben, dass man mit Gottes Gnade über alle Berge geht,
der Heiland und die Mutter verlassen uns nie, dies habe ich zur Genüge erfahren, darum auch mein felsenfestes Vertrauen ob
so oder so, um keine Sekunde werde ich dies Kreuz länger tragen, als mein Gott für mich bestimmt hat. Es ist ja nicht mein
Verdienst, dass ich so mutig diesen Weg gehe, vielmehr die vielen Gebete und Opfer, die für mich täglich zum Himmel steigen,
für die ich all meinen Lieben nicht genug danken kann.
Quelle: Sr. Agnes Bernharda Zepter (Hrsg.): Eine unbequeme Unbequeme. Sr. Restituta (Helene Kafka). 1894 - 1943, Bochum 2005, S. 47f.
Zitate von von Restituta Kafka:
In solchen Lebensschicksalen, da lernt man erst so richtig den Wert unseres heiligen Glaubens. Mag man
auch noch so entfernt von allem sein, mag man einem alles nehmen, den Glauben, den man im Herzen trägt, den vermag einem
niemand zu nehmen. So schlägt man sich in seinem Herzen einen Altar auf, und dies geht so gut, denn unser himmlischer Vater
versteht uns ja am besten und weiß auch, was uns am meisten drückt.
(24. Mai 1942)
Das Kreuz ist wohl der beste Lehrmeister.
(29. August 1942)
Was meine Person betrifft – nun, immer das gleiche, warte jeden Tag, ob mein Kreuzweg bald die Höhe Kalvarias
erreicht, oder ob der liebe Gott es anders beschlossen hat. Doch ob so, oder so, sein heiliger Wille geschehe. In diesen
seinem heiligen Willen liegt mein ganzer Trost, täglich sage ich aufs Neue
(28. Februar 1943)
Ja Vater
, und es geht alles gut.
Als sie zur Hinrichtung geführt wurde, verabschiedete sich mit den Worten: Ich gehe zum Fest! Ich gehe in den
Himmel.
Ihr letztes Wort vor dem Tod durch das Fallbeil: Für Christus habe ich gelebt. Für Christus will ich sterben.
(30. März 1943)
Quelle: Sr. Agnes Bernharda Zepter (Hrsg.): Eine unbequeme Unbequeme. Sr. Restituta (Helene Kafka). 1894 - 1943, Bochum 2005, S. 51, 42f, 53, 36
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Martyrologium Romanum Flori-Legium
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
stellt Leben und Martyrium Maria Restituta (Helene) Kafka dar.
Der Stephansdom in Wien ist werktags von 9 Uhr bis 11.30 Uhr und von 13 Uhr bis 16.30 Uhr, sonntags nur nachmittags zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 3,50 €. (2021); die Katakomben können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden, diese findet in den Öffnungszeiten zu jeder vollen Stunde statt und kostet 6 €.
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- zuletzt aktualisiert am 23.05.2024
Quellen:
•
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. XIV, Herzberg 1998
• https://www.franziskanerinnen.org/wp-content/uploads/2018/06/2018_02.pdf - abgerufen am 21.04.2023
• https://maria-restituta-kafka.zurerinnerung.at - abgerufen am 21.04.2023
• http://www.viennatouristguide.at/Friedhoefe/Zentralfriedhof/Z_Startseite/z_start.htm - abgerufen am 21.04.2023
• Dr. Fred Duswald aus Neumarkt am Hausruck, E-Mail vom 15. April 2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.