Rudolf Mandrella
Gedenktag katholisch: 3. September
Name bedeutet: ruhmreicher Wolf (german. - althochdt.)
Rudolf Mandrella wuchs nach dem frühen Tod seines Vaters in bescheidenen Verhältnissen auf, konnte aber 1920 das Abitur machen. Nach drei Jahren beim Zoll begann er 1923 mit dem Jura-Studium in Breslau - dem heutigen Wrocław -, das er ab 1924 an der Humboldt-Universität in Berlin fortsetzte. 1933 legte er die zweite juristische Staatsprüfung ab; 1936 heiratete er seine Frau Maria, aus der Ehe gingen drei Söhne hervor.
1937 wurde Mandrella zum Amtsgerichtsrat ernannt und arbeitete ab 1938 am Amtsgericht in Berlin-Köpenick. Er war tief religiös und stand dem Nationalsozialismus sehr ablehnend gegenüber. 1941 meldete er sich freiwillig zur Kriegsmarine und bekam in Stettin - dem heutigen Szczecin - Kontakt mit dem Standortpfarrer Herbert Simoneit, der zur Gruppe um den katholischen Priester Carl Lampert gehörte.
Anfang 1943 wurde Mandrella wegen regimekritischer Äußerungen, die er in diesem Kreis gemacht hatte, denunziert und im
Februar verhaftet, im März ins damalige Gefängnis
Lehrter Straße - heute Geschichtspark
- nach Berlin überstellt. Das damalige
Reichskriegsgericht in Berlin-Charlottenburg
verurteilt ihn am 12. Mai 1943 wegen Zersetzung der Wehrkraft
zum Tode, im September wurde er im
Zuchthaus in Brandenburg-Görden durch das Fallbeil
hingerichtet.
In Berlin-Köpenick wurde der Platz vor dem Amtsgericht nach Rudolf Mandrella benannt.
Worte von Rudolf Mandrella
Am 17. Mai 1943, dem 102. Tag seiner Haft, begann Rudolf Mandrella, kurz den Verlauf meiner Tage [zu]
verzeichnen, der letzten, wie ich glaube.
Den Tod vor Augen bekannte er: Mein ganzes Leben war in religiöser und auch in anderer Beziehung eine Halbheit.
Er bat um das Neue Testament und notierte: Der große Gewinn dieser Tage - warum, o Gott, ist der Preis so schwer - ist
die Lektüre der Heiligen Schrift, die ich nie gelesen habe. … Mein kleines Bändchen vom Neuen Testament ist mir lieb
geworden. Ich nehme es manchmal abends, wenn ich ins Bett gestiegen bin, vom Tisch in die Hand. Es ist mir, als ob ich die
Hand eines Freundes ergreife.
Mehr und mehr wurde sein Leben zum Gebet. Im Gebet fühlte er sich seiner Frau und den Kindern nahe. Ihnen galt seine
ganze Liebe. Am 21. Juli schrieb er: Morgen oder übermorgen erwarte ich Maria. Es ist das Schönste in meinem Leben. Ich
habe auf dem Tisch, vor dem Bild der Kinder, eine kleine Photographie von ihr, die ich liebe. Sie lächelt. Alle Liebe liegt
in ihrem Gesicht.
Über seinen inzwischen fünfjährigen Ältesten schrieb er: Das Band zu Michael ist voll der schönsten Erinnerungen
meines Lebens. Wie gern ging ich mit ihm im Winter durch die Dunkelheit. Ich fasste seine kleine Hand und sagte, ich habe
mich verlaufen, und er versuchte, mich dann richtig zu führen … Ich kann mich an nichts Schöneres im Leben erinnern.
Warum kann ich ihm und den anderen nicht Freund und Führer sein in das Leben, in das sie schreiten werden? Ich werde den
Herrn und ihren Schutzengel bitten, vor allem St. Michel, dass er mich in
besonderer Weise ersetzen soll.
Quelle: Ursula Pruß: Rudolf Mandrella. In: Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 1, 3. Aufl. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001, S. 132 - 134
Zitate von Rudolf Mandrella:
Am 25. August 1943 enden die Tagebuchaufzeichnungen Mandrellas, am 28. August durfte ihn seine Frau zum
letzten Mal besuchen. Sechs Tage später wurde er zur Exekution nach
Brandenburg-Görden gebracht. Dort schrieb er am
Todestag den Abschiedsbrief an seine Frau:
Liebe Maria! Meine Hoffnung, Dich noch zu sehen, hat sich nicht mehr erfüllt. Ich wurde heute hierher gebracht. Noch
einmal sah ich die Potsdamer Gegend, erblickte
die Wälder, die ich so liebe. Mit Dankbarkeit denke ich an alle Stunden, die ich draußen mit Dir verlebte. Wenn ich Dich
nun auch nicht mehr hier sehe, so weiß ich doch, dass wir uns droben wiedersehen werden. Der Gedanke daran macht mich
ruhig, fast heiter, so dass ich mich fast wundere, dass die Menschen vor dem Tode solch eine Angst haben. Jedenfalls wissen
wir Christen, dass wir durch den Tod in ein neues, schöneres Dasein eingehen. Die ganze Zeit seit der Verurteilung ist der
Gedanke an die Auferstehung mir eine Quelle des Trostes und der Freude gewesen. Du schreibst mir in einem Deiner Briefe ins
Gefängnis, es war der schönste Brief, den ich von Dir bekommen habe, dass Du erwartest, dass ich männlich sterbe. Niemals
hat mich etwa stolzer gemacht als diese Deine Hoffnung. Sei überzeugt, ich enttäusche sie nicht. …
Zu dem Schicksal, das der Herr mir auferlegt hat, sage ich starkes Ja! Traurig macht mich nur der Gedanke an Dich und
die Kinder, an den Schmerz, den ich Dir und Deinen Angehörigen gemacht habe. … Ich bete, dass Gott die Kinder segne.
Mögen sie meiner manchmal, wenn sie groß geworden sind, in Liebe gedenken. Erziehe sie zu aufrechten, wackeren, freudigen
Männern und Christen. Ich habe eben den Leib des Herrn empfangen … Ich bekenne, dass das Leben groß und schön ist, ein
Abglanz ewiger Herrlichkeit … Wenn die Kinder groß sind, sage ihnen, ich habe sie sehr geliebt. Sie waren nach Dir mir
das Liebste auf der Welt. …
Es küsst Dich in aller Liebe, in menschlicher und göttlicher, Dein Rudi!
Quelle: Ursula Pruß: Rudolf Mandrella. In: Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 1, 3. Aufl. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2001, S. 135f
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Die im ehemaligen Kommandantenhaus des Zuchthauses eingerichtete Gedenstätte in Brandenburg-Görden ist donnerstags und freitags von 13 Uhr bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. (2023)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 08.10.2023
Quellen:
• http://www.gdw-berlin.de/bio/ausgabe_mit.php?id=380
• Helmut Moll (Hg.): Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Bd. 1, Ferdinand Schöningh,
Paderborn 1999
• http://www.erzbistumberlin.de/erzbistum/das-erzbistum-im-ueberblick/geschichte/opfer-der-gewaltherrschaft/
• Rudolf Mandrella Totenblatt
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.