Severus von Avranches

Severus war der legendarischen Überlieferung zufolge Sohn einer Bauernfamilie, der in seiner Jugend als Schafhirte für den lokalen Herrscher Corbercero arbeiten musste. Eine Reihe von Wundern, die der Hirtenjunge vollbrachte - so schenkte er einem Armen ein Pferd samt dessen Füllen aus der Herde seines Herrn, aber diese wurden wundersamer Weise wieder ersetzt - beeindruckten Corbercero so, dass er sich zum Christentum bekehrte, den Jungen frei ließ und ihm ein Stück Land schenkte, auf dem Severus als Einsiedler lebte und eine kleine Kapelle erbaute. Nachdem sich ihm Gefährten angeschlossen hatten, wuchs daraus das später nach ihm benannte Kloster Saint-Sever-Calvados an der Stelle der heutigen Kirche Notre Dame in Noues de Sienne bei Vire, das er dann als Abt leitete. Severus' Ruf der Rechtschaffenheit und des heiligmäßigen Lebenswandels verbreiteten sich und er wurde um 523 der dritte Bischof von Avranches - die Kathedrale stand damals an der Stelle der heutigen Kirche Saint-Gervais-et-Saint-Protais. In seinen späteren Jahren legte er sein Amt nieder und zog sich wieder in sein Kloster zurück, wo er hoch betagt starb.

Severus' Lebensgeschichte wurde vor dem 10. Jahrhundert verfasst und im 12. Jahrhundert erneuert und erweitert. In der ersten Invasionen der Normannen nach 841 wurde Severus' Kloster zerstört, aber später fand man seine Gebeine, die gegen Ende des 10. Jahrhunderts nach Rouen übertragen wurden. Der Tag dieser Übertragung ist der Gedenktag. 1639 kamen Reliquien von dort auch nach Paris.