Ökumenisches Heiligenlexikon

Sintram

auch: Syntromus, Synotramnus, Sintrammi

1 Gedenktag katholisch: 6. Dezember

Name bedeutet: der folgsame Rabe (althochdt.)

Mönch, Priester, Märtyrer
* nahe Goddelau bei Darmstadt in Hessen
850im 9. Jahrhundert (?) in Nieder-Weisel bei Butzbach in Hessen


Sintram war der Sohn eines vornehmen Vater namens Helwicus / Helwich. Er wurde dann im Knabenalter einem Fürsten übergeben, um in die Künste eines Ritters eingeführt zu werden. Als ihm die Sitten und die Beutezüge seiner Mitkämpfer verhasst geworden waren, bat er im Kloster Corvey um Aufnahme in den Benediktinerorden, um das Leben eines Mönches zu führen. Nach der Priesterweihe und nachdem er 25 Jahre lang in der klösterlichen Abgeschiedenheit gelebt hatte, bat er den Abt um Erlaubnis, nach Jerusalem gehen zu dürfen, was ihm aber verweigert wurde; dennoch hat sich der Mönch auf den Weg gemacht. Während der zwei Jahre, in denen er die heiligen Stätten besuchte, lernte er einen späten Nachfolger von Brendan kennen, pflegte vertrauten Umgang mit ihm, erhielt von diesem auch den goldenen Stab jenes Heiligen und kehrte so nach Corvey zurück.

Nach fünf Jahren bat er den Abt wiederum vergeblich um Erlaubnis, erneut ins Heilige Land zu reisen. Erneut war er ungehorsam und ist dennoch aufgebrochen. Aber schon am zweiten Tag seiner Reise, als er im Dorf Wezelum - dem heutigen Nieder-Weisel bei Butzbach - eingekehrt war, wurde er in der Nacht vom Wirt Hermann, der sich des Stabs bemächtigen wollte, getötet und in einem Stall für Zugtiere vergraben.

Ritzzeichnung: Sintram, entstanden wohl nach 1520, nachdem in der Reformation die Bilder der Szenen aus dem Leben von Sintram geschändet wurden, in der Kirche in Nieder-Weisel
Ritzzeichnung: Sintram, entstanden wohl nach 1520, nachdem in der Reformation die Bilder der Szenen aus dem Leben von Sintram geschändet wurden, in der Kirche in Nieder-Weisel

Erst nach von fünf Jahren wurde Sintrams Leichnam durch göttliche Eingebung freigelegt; er wurde in Nieder-Weisel in höchsten Ehren gehalten, die Kirche der Johanniterkomtur war Wallfahrtskirche zu Ehren Sintrams, in ihr wurde ein Teil des Hauptes von Sintram aufbewahrt, Decke und die Wände der Kirche waren reich bemalt mit 15 Szenen aus seiner Lebensgeschichte. Wallfahrer kamen zu Bittgängen und Betfahrten, übernachteten dort auch in selbst gebauten Hütten.

Das Kloster Corvey wurde 1792 durch Papst Pius VI. auf eigenen Antrag hin aufgehoben, 1803 endgültig säkularisiert; die adeligen Besitzer bauten die Gebäude des Klosters zum Schloss aus, die Kirche schenkten sie 1977 dem Bistum Paderborn, das sie an die örtliche Kirchengemeinde weitergab. 2014 wurde die gesamte Klosteranlage zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Ausführliche Informationen über Sintram bietet Die ehemalige Wallfahrtskirche in Nieder-Weisel von Brun von Berlepsch.

Ausführliche Einzelheiten über den derzeitigen Stand der Forschung hat Dr. Dieter Wolf aus Butzbach 2008 publiziert im Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung: Der heilige Sintram von Nieder-Weisel. Neues zu Legende und Kult eines (fast) vergessenen Märtyrers.

Das Kloster Corvey mit der Kirche und Ausstellungen in manchen Räumen des Schlosses ist von der Woche vor Ostern bis Oktober täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt für die Kirche 5 €, für Kirche und Schloss 14 €. (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 16.10.2024

Quellen:
• http://st-sintram.de nicht mehr erreichbar

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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