Ökumenisches Heiligenlexikon

Tammarus von Benevent

italienischer Name: Tammaro, Tàmaro, Tambaro

1 Gedenktag katholisch: 15. Oktober
in Grumo Nevano und Villa Literno: 16. Januar
in Benevent: 21. Oktober

Name bedeutet: der Lebende (hebr. - latein.)

Bekenner, Bischof von Benevent
* um 410 in Karthago, heute Vorort von Tunis (?) in Tunesien
15. Oktober 490 in Benevent in Italien


Azulejo an der Tammarus geweihten Pfarrkirche in San Tammaro
Azulejo an der Tammarus geweihten Pfarrkirche in San Tammaro

Tammarus war der Überlieferung zufolge Bischof von Karthago; Metropolitankirche war damals die um 360 erbaute Basilika des Faustus - heute die Ruinen der Basilika Damous el Karita. 1 Tammarus wurde demnach Opfer der Verfolgung unter dem arianischen Vandalenkönig Geiserich, nachdem dieser 439 die Stadt erobert hatte. Die Legende erzählt, dass zwölf Bischöfe um Priscus von Capua in ein Boot gesetzt wurden, dessen Steuerruder man zerstört hatte, damit sie versinken und so keine Erinnerung hinterlassen sollten; Tammarus wurde am Bug plaziert. Unter Führung eines Engels kam das Boot aber am 10. Mai 440 sicher in Italien an und landete in Patria - dem heutigen Castel Volturno bei Neapel - oder auch in Cumae - den heutigen Ruinen Cuma bei Pozzuoli -, von wo aus die Bischöfe als Glaubensboten an verschiedene Orte reisten. Tammarus wurde Einsiedler im Tal zwischen Morcone und Campolattaro. 465 wurde er demnach Bischof von Benevent 2 als Nachfolger von Dorus II.

Basilika San Tammaro Vescovo in Grumo Nevano
Basilika San Tammaro Vescovo in Grumo Nevano

Andere Überlieferung lässt den Geflüchteten Bischof werden von Atella - dem heute nach ihm benannten San Tammaro bei Caserta - oder von Grumo Nevano bei Neapel, das heute in der Diözese Aversa aufgegangen ist.

Eine rein legendarische Geschichte aus dem 13. Jahrhundert erzählt vom römischen Jüngling Tammarus, der nach Puteoli - dem heutigen Pozzuoli - kam und dann drei Jahre lang mit den sonst unbekannten Marcellinus, Erasmus und Peter am Lucrino-See als Einsiedler lebte 3. Ungläubige entführten Tammarus nach Sorrent, schließlich kam er nach Vico Pantano - dem heutigen Villa Literno - bei Neapel.

Die Überlieferung von der Flucht der Bischöfe stammt aus der Lebensgeschichte des Bischofs Castrus von Capua, in der auch von seinen Gefährten Rosius, dem ältesten der Vertriebenen, dem edlen Secundus, sowie Tammarus, Heraclius, Benignus, Priscus, Elpidius, Marcus, Augustus, Canion und Vindonius erzählt wird. Die Verehrung ist erst im 12. Jahrhundert nachgewiesen.

Tammarus geweihte Pfarrkirche in San Tammaro
Tammarus geweihte Pfarrkirche in San Tammaro

In San Tammaro ist Tammarus die Pfarrkirche geweiht. Das Bistum Attela war Ende des 3. Jahrhunderts errichtet worden und wurde 1053 aufgehoben. Das Fest des Ortspatrons findet alljährlich um Ostern statt. In Grumo Nevano findet sein Fest auch am ersten Sonntag im September statt.

Nahe Benevent wurde eine Kirche an der Stelle seiner Einsiedelei errichtet, die eine Pilgerstätte wurde, aber heute spurlos verschwunden ist. Später wurden Tammarus' Gebeine unter dem Altar der Kathedrale von Benevent verwahrt, von dort während der Weltkriege im 20. Jahrhundert auf den Monte Vergine bei Avellino in Sicherheit gebracht.

Patron von Grumo Nevano, Villa Literno und San Tammaro

1 In der Liste der Patriarchen von Karthago ist Tammarus nicht enthalten, aber diese ist für die fragliche Zeit lückenhaft.

2 Auch in der Liste der Bischöfe von Benevent fehlt Tammarus, aber auch hier gibt es für die fragliche Zeit Lücken.

3 Allenfalls könnte man darüber spekulieren, ob Erasmus nicht Erasmus von Antiochia sein könnte, der immerhin der berühmteste Heilige dieses Namens ist, dessen Martyrium in Formia noch annähernd in der Nachbarschaft des etwa 70 km entfernten Cumae verortet wird und der in dem nahe dem Lucrino-See gelegenen Castel Sant'Elmo in Neapel besondere Verehrung genoss. Die Kombination der beiden Namen Marcellinus und Petrus läßt natürlich an Marcellinus und Petrus denken, die gemeinsam mit Erasmus die Tagesheiligen des 2. Juni sind und auch in einer Messe mit diesem gefeiert und zusammen im selben Tagesgebet genannt wurden.

Die verschiedenen Ausgrabungsstellen in Karthago sind täglich von 8 Uhr bis 19 Uhr, im Winter nur von 9 Uhr bis 17 Uhr, zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt für alle zusammen 4 €. (2020)
Das Archäologische Nationalmuseum von Karthago ist täglich von 8 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, zum Eintritt berechtigt das og. Sammelticket. (2020)
Das Gelände und das frühchristliche Museum in Karthago sind verschlossen ohne weitere Information, auch die Webseite meldet nur fermé. (2020)
Die Ruinen der Basilika des Faustus - heute Basilika Damous el Karita - in Karthago sind frei zugänglich. (2020
Die Ruinen von Cumae sind täglich außer dienstags von 9 Uhr bis 16 Uhr - im Sommer etwas länger - zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 5 €. (2022)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 04.02.2024

Quellen:
• Vollständiges Heiligen-Lexikon …, 5. Band: Q-Z. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, Fortgesetzt von J. N. Ginal, B. Schmid'sche Verlagsbuchhandlung (A. Manz), Augsburg, 1882
• https://it.wikipedia.org/wiki/San_Tammaro - abgerufen am 13.11.2022

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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