Theodor Fliedner
Gedenktag evangelisch: 5. Oktober (EKD)
4. Oktober (ELCA)
Name bedeutet: Gottes Geschenk (griech.)
Der Pfarrerssohn Theodor Fliedner war nach dem Theologiestudium zunächst Hauslehrer, dann wurde er 1821 Pfarrer in der armen Gemeinde Kaiserswerth - dem heutigen Stadtteil von Düsseldorf. Als ihm die Gemeinde infolge der Wirtschaftskrise keine Gehalt mehr zahlen konnte, unternahm er Reisen zum Sammeln von Spenden, zunächst in Westfalen, dann auch in Holland und England. In Holland lernte er bei den Mennoniten das altkirchliche Diakonissenamt kennen, in England traf er mit Elizabeth Fry zusammen. Neben großen Kollekten für seine arme Gemeinde brachte er Erfahrungen mit, die er in Kaiserswerth umsetzte: Angeregt durch das Wirken von Elizabeth Fry begann Fliedner zunächst seine Arbeit an den Gefangenen: drei Jahre lang wanderte er jeden zweiten Sonntag nach Düsseldorf, um dort im Arresthaus - dem Stadtgefängnis im damaligen Hondheimsches Palais - die frohe Botschaft zu verkündigen und die Gefangenen seelsorgerlich zu betreuen. 1826 gründete er die Rheinisch-Westfälische Gefängnisgesellschaft. 1835 zur besseren Betreuung von Kindern eine Kleinkinderschule in Kaiserswerth, später auch ein Volksschullehrerinnen-Seminar.
In vielen Städten gab es damals keine Krankenhäuser. Nach dem Vorbild der Diakonissen in der ersten Christenheit wollte
Fliedner deshalb junge Mädchen finden, die sich der Armen und Kranken annehmen. Er machte sich daran, eine Anstalt zu
gründen, in der junge Mädchen für den Beruf der Krankenpflege und den Dienst in der Gemeinde ausgebildet wurden. 1836
konnte er den Rheinisch-Westfälischen Diakonissenverein
gründen und in Kaiserswerth bei Düsseldorf ein
erstes Haus eröffnen; am 20. Oktober trat die
48-jährige Gertrud Reichardt als die erste Diakonisse ein. Nachdem 1842 seine Frau starb, fand er in
Karolina Bertheau eine neue Lebensgefährtin und wichtige Mitarbeiterin,
die er 1843 heiratete.
1844 konnte die Diakonissenanstalt in Dortmund in der
Weingartenstr. 5 und 1847 die damalige
Diakonissenanstalt Bethanien - heute das
Kunstquartier Bethanien
als Wirkstätte verschiedenster Künstler - in Berlin-Friedrichshain eröffnet werden.
Ab 1849 wandte Fliedner sich ganz dem Diakonissenwerk zu, das vor allem im Ausland auf reges Interesse stieß. So entstanden Diakonissenanstalten in Paris, Straßburg und Utrecht ebenso wie in Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul -, in Smyrna - dem heutigen Ízmir -, in Alexandria und Beirut. Hervorzuheben aus seiner umfangreichen Arbeit ist auch der ehemalige Marthashof - heute mit modernen Wohnungen bebaut - in Berlin, eine Zufluchtsstätte für arbeitslose Mädchen, und die Gründung der Kaiserswerther Konferenz 1861, aus der sich der Kaiserswerther Verband der Diakonissenhäuser entwickelte. Als er nach jahrelangem Lungenleiden starb, gab es 30 Diakonissenhäuser mit 1600 Diakonissen - 425 davon aus dem Kaiserswerther Mutterhaus - die auf mehr als 100 Stationen in vier Erdteilen arbeiteten.
Anschaulich ist Fliedners Leben dargestellt auf der Homepage einer Sendung des SWR zum Thema Diakonie.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 23.09.2023
Quellen:
• dtv-Lexikon, Bd. 6. München 1980
• http://www.wissen.swr.de/sf/begleit/bg0033/bg_dk01a.htm nicht mehr erreichbar
• https://de.wikipedia.org/wiki/Hondheimsches_Palais - abgerufen am 20.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.