Ökumenisches Heiligenlexikon

Theodor Tiro

auch: Thaosorus
auch: der Rekrut, der Orientale, von Euchaïta

0 Gedenktag katholisch: 17. Februar
Gedächtnis IV. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die IV. Klasse einem nichtgebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Trifft ein Fest IV. Klasse auf den selben Tag wie ein Fest III. Klasse, dann kann das Fest IV. Klasse nie gefeiert, sondern immer nur kommemoriert werden. Um ein solches „nichtfeierbares” Fest IV. Klasse zu kennzeichnen, bezeichnen wir es nicht als „Gedenktag”, sondern als „Gedächtnis” IV. Klasse.

Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar

1 Gedenktag orthodox: 17. Februar, 22. Februar, 1. Samstag der Fastenzeit, 9. November
Erinnerung an die wunderbare Erscheinung in Konstantinopel zur Zeit von Kaier Julian Apostata (Kolybenwunder): Samstag der ersten Fastenwoche
Weihe der Kirche in Sforakios: 5. November

1 Gedenktag armenisch: 17. Februar
liturgische Feier am 1. Samstag der Fastenzeit und am 4. Dienstag nach dem Assumptionssonntag

1 Gedenktag koptisch: 7. Januar
Weihe der Kirche

1 Gedenktag äthiopisch-orthodox: 16. November
Weihe der Kirche

1 Gedenktag syrisch-orthodox: 17. Februar, erster Samstag der Fastenzeit

Name bedeutet: Gottes Geschenk (griech.)

Märtyrer
* in Syrien oder Armenien
306 in Euchaïta bei Amasia in Pontus, heute Beyözü bei Amasya in der Türkei (?)


Mosaik aus Konstantinopel: Theodor von Euchaïta, frühes 14. Jahrhundert, im Museo Sacro der Apostolischen Bibliothek im Vatikan
Mosaik aus Konstantinopel: Theodor von Euchaïta, frühes 14. Jahrhundert, im Museo Sacro der Apostolischen Bibliothek im Vatikan

Theodor Tiro, der Rekrut, war einfacher Soldat im Heer von Kaiser Maximianus in Euchaïta. In der Christenverfolgung von 303 wurde er gefangen genommen und verhört. Er brannte dann zum Zeugnis seines Glaubens in Amasia - dem heutigen Amasya - den Magna-Mater-Tempel, den Tempel der großen Mutter ab und wurde deswegen selbst verbrannt.

Gregor von Nyssa bezeugte Theodors Martyrium, ebenso == Chrysippus von Jerusalem.

Später wurden die Legenden um Theodor weiter ausgeschmückt. Er war demnach ein Bruder von Georg und kämpfte selbst auch gegen Drachen. Im 9. Jahrhundert wurden die Legenden erweitert: Theodor wurde nun Stratelates, Heerführer einer römischen Garnison; vgl. deshalb => Theodor Stratelates.

Zentrum der Verehrung von Theodor war Euchaïta - das heutige Beyözü bei Amasya; über seinem Grab gab es schon um 400 eine Kirche.

Kirche San Teodoro in Rom, gesehen vom Palatin aus
Kirche San Teodoro in Rom, gesehen vom Palatin aus

Theodor war früher Schutzpatron von Venedig, ihm war die zentrale Kirche geweiht, die dann durch den Dom San Marco ersetzt wurde, aber in der Kirche San Teodoro - der Kirche der Kanoniker am Dom - erhalten blieb.

Nachdem venezianische Kaufleute im 9. Jahrhundert die Gebeine von Markus aus Alexandria entwendet hatten, ging das Patronat für Venedig auf diesen über.

Theodor auf einer der beiden im 12. Jahrhundert in Tyrus - dem heutigen Sur - im Libanon geraubten Säulen vor dem Dogenpalast in Venedig
Theodor auf einer der beiden im 12. Jahrhundert in Tyrus - dem heutigen Sur - im Libanon geraubten Säulen vor dem Dogenpalast in Venedig

Der 9. November, früher Theodors katholischer Gedenktag, war wohl der Weihetag der im 6. Jahrhundert ihm gewidmeten kleinen Kirche San Teodoro am Palatin in Rom. Theodor gilt Völkerkundlern als christlicher Erbe des phrygisch-pontischen Gottes Men-Pharmacus. Im slawischen Volksglauben wird er mit den Thrakischen Reitern identifiziert. Darstellungen von Theodor im Unterschied zu Theodor Stratelates ist nur an der Umschrift, oft auch gar nicht zu entscheiden.

Theodor geweihte Kirchen gab es in Amasia - dem heutigen Amasya, in Edessa - dem heutigen Sanlıurfa, in Nisibis - dem heutigen Nusaybin, in Neirab bei Damaskus und Jerusalem. Allein in Konstantinopel, wo auch Reliquien liegen, die viele Wunder wirkten, gab es 15 Kirchen seines Namens. Reliquien werden auch in der ihm geweihten Kirche San Teodoro - der Kirche der Kanoniker an San Marco in Venedig, in San Teodoro in Rom, im Dom in Brindisi und in Gaëta sowie in Wemding im Donau-Ries Kreis in Bayern verehrt.

Theodors Reliquien in der Basilika in Brindisi
Theodors Reliquien in der Basilika in Brindisi

Patron von Venedig (bis zum 9. Jahrhundert) und von Brindisi; der Soldaten und der Heere; in Kämpfen; bei Sturm
Attribute: als Soldat mit Panzer, Schild und Lanze; Krokodil

Legenda Aurea: Theodor

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 21.05.2023

Quellen:
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://ocafs.oca.org/FeastSaintsViewer.asp?FSID=100462
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
• https://www.venicecafe.it/la-chiesa-di-san-teodoro

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.