Ursula Haider
auch: von Leutkirch, von Villingen
Gedenktag katholisch: 20. Januar
Name bedeutet: kleine Bärin (latein.) oder: kleines Schlachtross (german.)
Ursula war Vollwaise, zunächst erzogen von ihrer Großmutter mit Unterstützung von Frauen aus der Gemeinschaft der Tertiarinnen in Leutkirch. 1422 kam sie in das durch Elisabeth bekannt gewordene Kloster in Reute bei Bad Waldsee. 1431 wurde Ursula Nonne bei den Klarissen im Kloster Valduna - heute ein Landeskrankenhaus in Rankweil in Vorarlberg. Ab 1449 wurde sie dort zur Äbtissin gewählt. 1479 beschloss der Rat der Stadt Villingen, das Kloster St. Klara zu reformieren, aus der bis dahin relativ ungebundenen Frauenkommunität des 3. franziskanischen Ordens ein strenges Klarissenkloster zu machen und Ursula mit dieser Aufgabe zu betrauen. 1480 kam sie zusammen mit sieben ihrer Schwestern aus Valduna in dieses Kloster - das heutige Kloster Bicken, das nun ein Kloster der Ursulinen und ein Schulzentrum mit Gymnasium und Realschule beherbergt. Von den sieben Tertiarinnen blieb nur eine. Ursula reformierte das Kloster mit ihrer mystischen Begabung im Sinne von Heinrich Seuse; besonderen Wert legte sie dabei auf Gottesdienst und Chorgebet.
Im Mittelpunkt von Ursulas Mystik, die aus erhaltenen geistlichen Unterweisungen und Neujahrsansprachen hervorgeht,
stand der Gedanke der Nachfolge Christi, besonders im seinem Leiden.
Ihren Mitschwestern empfahl sie eine vertiefte Betrachtung der Passion und wandelte dazu verschiedene Einrichtungen des
Klosters zum Gedenken an die heiligen Stätten in Israel um; viele religiöse Kunstwerke, die das Kloster heute noch besitzt,
gehen in ihrer Entstehung auf diess Wirken von Ursula Haider zurück. Als Papst Innozenz VIII. für kurze Zeit Ablässe
gewährte, die sonst nur auf Pilgerreisen ins Heilige Land oder nach
Rom gewonnen werden konnten, bemühte sich
Ursula Haider diese Heilthümer
auch für ihr Kloster zu erlangen, was sie 1491 erreichte; als erster Konvent erhielt
der ihre diesen Kreuzwegablass
. Von ursprünglich 210 im ganzen Haus verteilten steinernen Ablasstafeln, die nach
Entwurf von Ursula Haider gefertigt worden waren, sind heute noch etwa 70 erhalten. Gerühmt wird auch, Ursula habe in
ihrer Zeit in Villingen zweimal Sturm und
Ungewitter abgewehrt.
1491 war die Zahl der Schwestern auf 31 angewachsen. Als Ursula starb, hinterließ sie in Villingen ein wohl geordnetes Kloster, dessen Konvent einen hervorragenden Ruf ob seines religiösen Lebens und auch in handwerklicher Hinsicht hatte. Die Schwestern verstanden sich auf Schreibkunst, Leinenweberei und alle Arten von Nadelarbeit, auf die Herstellung von Kräuterheilmitteln und das Backen von Lebkuchen.
Ursulas Leichnam ruht in der Kirche des Klosters Bicken in Villingen.
Worte von Ursula Haider
Als ein gewaltiger Orkan über Villingen hereinbrach und dieser immer schlimmer wurde, da stellte sich
Ursula in den Hof des Klosters
Bicken und bot sich Gott als Opfer der Versöhnung dar. Sie betete mit erhobenen Händen für ihre Stadt:
Herr schone ihrer und tilge mich aus dem Buch der Lebendigen! Herr, hat jemand gesündigt und Deine Zorn verschuldet,
siehe, ich gebe mich für ihn zu bezahlen und zu stillen Deinen gerechten Zorn. Strafe an mir und an meinem sündigen Leibe
die Übertretungen dieser Stadt. Ich übergebe mich gänzlich Dir und Deinem göttlichen Wohlgefallen.
Da erschien mitten in der dunklen Wolke ein heller Kreis, in ihm die Gottesmutter mit dem Kind, und sagte zu Ursula:
Meine geliebte Dienerin, Dein inbrünstiges Gebet ist von meinem liebsten Sohn erhört worden. Darum merke auf: Du sollst
dafür sorgen, dass mir alljährlich, zu welcher Zeit es sei, die 150 Psalmen einmal gesprochen werden. Und das zu Ehren
der unaussprechlichen Hoheit, mit welcher mein allerliebster Sohn mich gewürdigt hat, in ewiger Freude ihm zur Seite zu
sitzen, in der Wonne seiner allerheiligsten Gottheit. … Mein Segen soll über euch kommen und ihr sollt bewahrt werden
vor allem Unheil und aller Betrübnis an Leib und Seele. Du und die ganze Stadt sollt allezeit von mir beschützt und
beschirmt werden.
Quelle: M. Hildegard Rech: Äbtissin Ursula Haider. Ein Beitrag zur Heimat-Geschichte von Villingen. Kommissionsverlag F. K. Wiebelt, Villingen im Schwarzwald 1937, S. 27 - 32
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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- zuletzt aktualisiert am 20.12.2022
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.st-ursula-villingen.de/Ursula_Haider/ursula_haider.html
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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