Valentin von Terni
Gedenktag katholisch: 14. Februar
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Fulda und Mainz
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Limburg: 15. Februar
Gedenktag orthodox: 30. Juli
Name bedeutet: der Kräftige (latein.)
Valentin wurde der Legende zufolge schon in jungen Jahren Bischof in Interamna an der der Via Flaminia - dem heutigen Terni, wo er demzufolge mit großem pastoralem Eifer und auch durch aufsehenerregende Wunder wirkte. Deshalb wurde er nach Rom gerufen, um Cheremon, den verkrüppelten Sohn des Rhetors Craton zu heilen. Weil er das tat und deshalb viele Leute zum Glauben kamen, wurde er in der Verfolgung unter Kaiser Aurelian auf Anordnung des Präfekten verhaftet, eingekerkert gegeißelt und schließlich am 63. Meilenstein der nach Rom führenden Via Flaminia enthauptet, nachdem er vor dem Kaiser das Götteropfer verweigert hatte; dies geschah des Nachts, um einen Aufruhr des Volkes in Terni zu vermeiden, das seinen Bischof schätzte und verehrte. Drei von ihm Bekehrte - Proculus und seine Gefährten - brachten seinen Leichnam bei Nacht nach Interamna zurück und wurden deshalb ebenfalls gemartert, dann in Valentins Nähe bestattet. Auch Abundius, der Sohn des heidnischen Präfekten, der ein Verehrer von Valentin war, wurde danach hingerichtet.
Im 4. Jahrhundert gab es am 63. Meilenstein der Via Flaminia nahe der heutigen Stadt Terni eine Kirche über einer Nekropole; diese Kirche - an der Stelle der heutigen Basilika San Valentino - mit dem Grab von Valentin wurde im 6. Jahrhundert von den Goten zerstört und dann von 625 bis 632 und weiter von 642 bis 648 wieder aufgebaut, Valentin geweiht und den Benediktinern übergeben. 742 war die Basilika der Ort, an dem Langobardenkönig Liutprand mit Papst Zacharias Frieden schloss und ihm dabei mehrere Städte übertrug; Liutprand wählte diese Kirche, weil Valentins Gebeinen Wunderkräfte nachgesagt wurden.
Valentin ist auch im Martyrologium des Hieronymus belegt und dem 14. Februar zugewiesen. Von diesem Valentin gibt es die im 5./6. Jahrhundert entstandene Märtyrerlegende. Schwierig zu entscheiden ist die Frage, ob Valentin eigentlich Valentin von Rom ist, dessen Verehrung der Via Flaminia entlang nach Terni gelangte - oder auch umgekehrt -, oder ob es tatsächlich zwei verschiedene Märtyrer Valentin gab, wobei die Identifizierung der Reliquien unklar bleibt.
Im 12. Jahrhundert wurde angeblich Valentins Kopfreliquie geraubt und ins damalige
Kloster nach Jumièges gebracht, wo dann
Valentin verehrt wurde. 1605 wurde unter dem alten Hochaltar in der
Basilika über Valentins Grab der Schrein aus
Marmorplatten und der darin enthaltene Schrein aus Blei geöffnet und die darin gefundenen Reliquien wurden in die alte
Stadtkirche von Terni, die Kirche San Cristoforo,
überführt. 1618 wurden sie in die neu gebaute Basilika zurückübertragen und in einen
Glas-Sarkophag gelegt, der seinen Platz fand unter dem Hochaltar; 1630 stiftete Erzherzog Leopold V. von Österreich-Tirol
aus Dankbarkeit für eine Gnade, die ihm auf die Fürsprache des hl. Valentin zuteil geworden war
einen neuen Hochaltar.
Im Glassarg in der Basilika San Valentino
ruht die Bischofsgestalt; Gesicht und Hände sind aus Silber nachgebildet, am rechten Arm enthält ein Beutel die wenigen
Stücke von Valentins Gebeinen,
die an der ursprünglichen Grabstätte noch vorhanden sind. Die Kopfreliquie kam 1651 zusammen mit Reliquien weiterer
Märtyrer nach Monselice bei Padua, wo sie bis heute in der
Kirche San Giorgio - der letzten Station auf
dem Pilgerweg delle Sette Chiese
- verehrt werden. Die Kopfreliquie wurde 2017 untersucht; dabei wurde festgestellt,
dass sie von einem 23 bis 27 Jahre (!) alten Mann stammen, der zwischen 119 und 338 n. Chr. lebte.
Reliquien wurden in viele Kirchen in Italien, Frankreich, Belgien, Deutschland und Österreich übertragen. In Kiedrich am Rhein wird seit dem 14. Jahrhundert ein Stück vom Schädel verehrt, andere Gebeine sind in der Liebfrauenkirche in Worms. Weitere lagen in der Kirche St. Christoph in Mainz, sie konnten nach deren Zerstörung im 2. Weltkrieg gerettet werden und liegen nun in der nahen Karmeliterkirche. Auch in der Kirche des Klosters auf dem Helenenberg in Welschbillig bei Bitburg - heute eine von den Salesianern Don Boscos betriebene Jugendhilfe-Einrichtung - und in Würzburg werden Gebeine verehrt. Aus Kiedrich kamen kleine Reliquien in die Filialkirche nach Heuchelheim - einem Ortsteil von Elbtal in Hessen - und in die 1725 errichtete Valentinus-Kapelle am Ufer der Bigge im Stadtteil Ronnewinkel in Olpe. Angebliche Gebeine liegen auch in der Michaelskirche in Krumbach in Schwaben; diese sind nach einer auf 1734 datierten Urkunde tatsächlich die eines Valentin, der in den Katakomben des Calepodius exhumiert wurde, also die eines klassischen KatakombenheiligenKatakombenheilige sind als heilig verehrt Gebeine vor allem in den deutschsprachigen Gebieten nördlich der Alpen, die aus Katakomben in Rom stammen, von denen man oft nicht den Namen des Verstorbenen kennt und keinesfalls seine Lebensgeschichte. Besonders nach der Reformation, in der katholische Kirchen oft ihrer Reliquien beraubt worden waren, wurden als Ersatz in Rom die Gebeine Tausender erhoben; ihnen wurde ein Name zugeordnet und oft auch eine Geschichte, (nicht nur) bei bekanntem Namen oft die Geschichte eines tatsächlichen Heiligen..
Auch Herzog Leopold V. habe eine Reliquie in seiner Residenz, der Hofburg, in Innsbruck verwahrt, diese ist verschollen. Im Dom in Fulda wird der durch Hrabanus Maurus erworbene Oberschenkelknochen gezeigt. In Kulm / Chełmno wird in der Pfarrkirche St. Marien ein Schädelfragment in einem achteckigen Silberreliquiar aus Silber verwahrt, das wohl der polnische Politiker Paweł Jan Działyński von Papst Gregor XV. für seinen Einsatz für die katholische Kirche in Polen erhalten hatte.
Weitere Reliquien werden Rouffach im Elsass und in Jumièges bei Rouen verehrt, das angebliche Skelett in Glasgow, das Herz in Dublin, ein Schulterknochen in Praha / Prag und in Wrocław verehrt.
In Österreich sind 27 Orte nach Valentin benannt. In
Ernen - dem 1779 von J. W. Goethe besuchten
unbestreitbar malerisch schönsten Dorf im ganzen Wallis
- in der Schweiz wird jeweils am Valentinstag eine Statue
gezeigt, die zum Teil aus den Gebeinen des Heiligen gefertigt ist.
1644 wurde Valentin von Papst Urban VIII. zum Patron von
Terni ernannt.
Bis ins 19. Jahrhundert war Valentin vor allem als Schutzpatron der Pestkranken und vor allem der Epileptiker bekannt,
was sich auch in zahlreichen Votivgaben an heiligen Stätten dokumentiert; dieses Patronat ist auf den deutschsprachigen
Raum begrenzt, begründet wohl durch den Gleichklang Valentin - fall net hin!
. Als Gegenmittel diente die
Valentinskraut
genannte Pflanze Beifuß. Auch Stoffmützen mit dem Abbild Sankt Valentins, die Fraisenhäubchen
,
sollten Säuglinge vor fiebrigen Krämpfen schützen; Fraisen
ist der im Alpenraum gebräuchliche Begriff für
epileptische Anfälle.
In Jumièges ist Valentin Patron gegen Mäuseplage. Zunehmend wurde dann Valentin als Patron der Liebenden in den Mittelpunkt gerückt; zu diesem Brauchtum => Valentin von Rom
Attribute:
verkrüppelter Knabe, Schwert
Patron
von Terni und
Schmallenberg im Hochsauerlandkreis; der Jugend,
Reisenden und Imker; für Bewahrung jungfräulicher Unschuld, gute Verlobung und Heirat; gegen Mäuseplage; gegen
Ohnmachtsanfälle und Epilepsie (die fallenden Krankheiten
), Wahnsinn
, Gicht, Pest und Gebärmutterkrankheiten
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die Basilika San Valentino in Terni ist täglich von 7.30 Uhr bis 12 Uhr und von 15.30 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2023)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 17.08.2024
Quellen:
• http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Bayern/sptnid,7_puid,1_regid,2_arid,890910.html
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• http://penelope.uchicago.edu/Thayer/I/Gazetteer/Places/Europe/Italy/Lazio/Roma/Rome/churches/_Texts/Armellini/ARMCHI*/3/3.html
- abgerufen am 26.02.2022
• http://www.rz-online.ch/artikelanzeigen.php?articleid=5-4-ag - abgerufen am 26.02.2022
• Dr. Alfred Mann: St. Valentinuskirche in Kiedrich 1493 - 1993, hg. vom Kath. Pfarramt St. Valentin, Kiedrich 1993
• http://www.wiesbadener-kurier.de/lokales/rheingau/kiedrich/kiedrich-feiert-seinen-kirchenpatron-st-valentinus-mit-einer-wallfahrt_16039795.htm
nicht mehr erreichbar
• https://www.unsertirol24.com/2018/02/14/archaeologen-so-sah-der-heilige-valentin-aus - abgerufen am 26.02.2022
• https://www.chelmno.info/tag/valentinstag - abgerufen am 26.02.2022 - mit Dank an Markus Wazlawek von der Gemeinde St. Georg in Berlin-Pankow
• https://www.fuldaerzeitung.de/regional/fulda/reliquie-im-dom-warum-der-valentinstag-in-fulda-eine-besondere-bedeutung-hat-ED8720996
- abgerufen am 26.02.2022
• https://de.wikipedia.org/wiki/St._Christoph_(Mainz) - abgerufen am 26.02.2022
• https://www.katholisch.de/artikel/28717-wie-der-heilige-valentin-zum-heiler-der-epileptiker-wurde - abgerufen am 26.02.2022
• Freundeskreis St. Alexander: St. Alexander Schmallenberg
• https://www.vanillamagazine.it/ricostruito-il-volto-di-san-valentino-con-le-reliquie-conservate-a-monselice - abgerufen am 26.02.2022
• https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2022/02/das-raetsel-um-die-knochen-des-heiligen-valentin - abgerufen am 26.02.2022
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.