Maria Bernarda Bütler
Taufname: Verena
Gedenktag katholisch: 19. Mai
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Basel und im Bistum Feldkirch
Name bedeutet: M: die Beleibte / die Schöne / die Bittere / die von Gott Geliebte (aramäisch)
B: der Bärenstarke (althochdt.)
V: die Behutsame (latein.)
Verena Bütler wurde als viertes von acht Kindern eines großen Bauern in
Auw, trat 1867 ins
Kapuzinerinnenkloster
Maria Hilf in Altstätten bei St. Gallen ein
und erhielt den Ordensnamen Maria Bernarda. Sie wurde dort bald schon Novizenmeisterin und 1880 Oberin. 1888 ging sie
zusammen mit sechs Gefährtinnen, darunter Charitas Brader, nach
Chone in Ecuador zur Arbeit als Missionarin
und gründete die Kongregation der Franziskaner-Missionsschwestern von Maria
Hilf
mit Aufgaben in der Erziehung von Kindern und in der Krankenpflege. Die Revolution trieb die Gemeinschaft 1895
nach Cartagena in Kolumbien.
Schwester Maria Rosa Holenstein, ihre engste Mitarbeiterin, gab 1933 zu Protokoll, Mutter Bernarda beklage sich oft,
dass der Glaubensgeist abnehme in der Welt, auch bei Klosterleuten und Priestern, welche sich dem Rationalismus
näherten. Dagegen stand Bernardas Glaubenspraxis: ihre Mitschwester hat sie wiederholt beim vierzigstündigen Gebet,
den ganzen Tag in der Kapelle auf dem Boden kniend
beobachtet; Blutspuren an der Wand
rührten wohl von ihren
Disciplinen
her.
O mein Jesus, ich liebe dich über alles, … ich sehne mich nach dir, ich schmachte nach dir, dich in mein Herz aufzunehmen. Komm, o Jesus, komm! … Tag für Tag, Stunde um Stunde sehne ich mich nach der Stunde, wo ich bei dir bin, o Jesus, für immer bei dir in der himmlischen Vereinigung. … O guter Jesus, dein Herz wird genannt ein Gefäss, das von Honig träufelt; so komme, eile zu uns, um mit diesem himmlischen Balsam die schrecklichen Seelenwunden zu heilen!
Die Missionsschwestern von Maria Hilf
haben sich im 20. Jahrhundert in Südamerika und im deutschsprachigen
Europa, hauptsächlich in Österreich - dort mit dem ersten
Kloster in Gaissau in Vorarlberg 1
-, ausgebreitet, sie sind vorwiegend in der Krankenpflege tätig. Der Orden zählt heute rund 840 Schwestern, in Europa
sind es noch etwa 70. In Auw betreibt der Orden
das Altersheim Maria Bernarda
. Anlässlich der Heiligsprechung wurde eine Reliquie in die
Pfarrkirche nach Auw gebracht; dort beginnt der
neu eingerichtete Besinnungsweg
, der auch an ihrem
Geburtshaus vorbeiführt.
Kanonisation:
Der Seligsprechungsprozess wurde 1948 eingeleitet, die Seligsprechung erfolgte am
29. Oktober 1995 durch Papst Johannes
Paul II.; am 12. Oktober 2008 wurde sie als erste Schweizerin
2 von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen.
Patronin
von Cartagena
1 ▲ An der Stelle dieses Klosters steht in Gaissau heute ein Altenheim.
2 ▲ Katholiken aus St. Gallen sehen die 1047 als erste Frau der Kirchengeschichte heiliggesprochene Wiborada als erste Schweizer Heilige an; aber sie stammte aus schwäbischem Adel und damals gehörte St. Gallen nicht zur Schweiz, weil es diese noch gar nicht gab.
Worte der Heiligen
Bernarda sieht in einer inneren Schau die Kirche als ein großes, weites und langes Feld:
Es standen Bäume darin, grün und fruchtbeladen. Sie waren an verschiedenen Orten gepflanzt; die einen waren groß,
sehr groß über die anderen hinragend, mit erstaunlich herrlichen Früchten. Andere Bäume waren weniger stark gewachsen,
doch alle trugen gute Früchte.
Zwei Dinge schienen mir wunderbar; das erste war dies: Ich sah, dass gar alle diese Bäume ein und dieselbe Wurzelart
hatten, ebenso dieselben Säfte; bei den herrlichen Bäumen flossen diese Säfte nicht tropfweise in Wurzel, Stamm, Äste und
Zweige, sondern gar reichlich wie durch eine Flussader, bei den geringeren mehr tropfweise. Obschon in Wurzel, Stamm und
Säften der Art nach alles von derselben Lebenskraft war, so waren doch die Fruchtarten erstaunlich verschieden.
Das zweite allen ganz Einheitliche war dies: Alle, vom kleinsten bis zum größten Baum, ragten mit ihren Gipfeln gerade
aufrecht zum Himmel empor. Auf dem Felde dieser Bäume wuchsen kräftige Weinreben und Saatgefilde mit herrlichen Ähren.
Allerorts wuchsen auch schöne Kräuter, doch mit etwas bitterem Geschmack, aber sehr kräftig; und wieder daneben standen
kleine Bäumchen … mit Früchten behangen süßer als Honig. Doch reichlicher in Menge als diese waren die Bitterkräuter.
Aus dem Saft der Trauben von den Reben, aus den Körnern der Ähren und von den Bitterkräutern und den süßen Früchtlein zogen
die Bäume alle ihre Lebenskraft - die einen in Fülle, andere etwas weniger, doch alle, ohne Ausnahme, so viel, dass sie
Früchte brachten und ausreiften.
Sie gibt selbst eine Erklärung, was dieses Bild bedeutet:
Dieses Feld ist das Feld der heiligen Mutter Kirche. … Die Bäume sind die Katholiken jeglichen Alters und
Standes. … Alle bringen in Mitwirkung mit der Gnade Früchte hervor, Früchte des ewigen Lebens. … Diese kraft-,
lebensvolle und lebenserzeugende Wurzel ist der heilige Glaube, … die reichlich fließende Ader bei den großen Bäumen
[ver]sinnbildet die Kraft, den Mut und die Treue, womit eifrige Seelen mit den Gnaden so kräftig mitwirken, sodass sie zu
wahrer, voller Heiligkeit gelangen. Doch auch die noch weniger starken Seelen, die etwas kleineren, schwächeren Bäume,
gelangen doch nach und nach auch zu einem kräftigeren Tugendstreben, weil auch sie auf dem Glauben ihr Tugendgebäude
ansetzen.
Dass alle Gipfel der kleineren wie der großen Bäume gleicherweise gerade, aufwärts gegen den Himmel gerichtet sind,
[ver]sinnbildet, dass alle, groß und klein - von der Gnade erleuchtet und immer gedrängt -, ihr geistiges Auge, Sinnen
und Streben, zum einzigen und höchsten Endziele, zu Gott, ihrem Schöpfer, emporgerichtet sind. Traubensaft und Ährenkörner
als allerkräftigster Trank und voll sättigende Nahrung liegen in der heiligen Kommunion, in der gläubige Seelen wahrhaft
himmlische Kräfte gewinnen, um von Tugend zu Tugend emporzusteigen und herrliche Siege über Welt, Satan und sich selbst
zu erringen.
Die Bitterkräuter sind die vielfältigen Leiden, Versuchungen, Widerwärtigkeiten. … Die mehr honigsüßen Beeren
sind die geistigen Tröstungen. …
Die Frucht dieses Bildes: … dass wir immer stärker werden im Glauben. … Auch sollen wir eine große, alle
umfassende Liebe daraus ziehen für uns untereinander. Auf ein und demselben Boden der heiligen Mutter Kirche sind wir
gepflanzt, dieselben himmlischen Säfte durchdringen unsere Seelen; muss nicht ein und dasselbe Ziel uns emporführen zur
himmlischen Heimat? Muss nicht eine zarte und wohlwollende Liebe in Gott uns eng, einheitlich verbinden? In diesem
Himmelsgarten der heiligen Mutter Kirche darf kein Baum so allein für sich dastehen, alle müssen wir Früchte bringen,
wenn auch verschiedener Art, und alle Früchte muss dieselbe Sonne zeitigen, die wärmende und leuchtende Sonne der
gegenseitigen Liebe.
Quelle: Agnes Juen: Von Gottes Nähe ergriffen - Maria Bernardas spirituelle Erfahrungen in Bildern. Tyrolia-Verlag Innsbruck / Wien 1996, S. 108 - 112
Zitate von Maria Bernarda Bütler:
Du ließest mich, o Heiliger Geist, ohne Betrachten, ohne mein Zutun, einen hellen, scharfen Blick in
das Meer Deiner unerschöpflichen Barmherzigkeit werfen. Du sagtest zu mir: Seele, schau in die Höhe, Tiefe, Breite und
Länge und suche Meine Barmherzigkeit zu ermessen! Ich schaute in die Höhe und sah, dass über der Höhe der Barmherzigkeit
kein Gipfel und keine Abgrenzung zu erspähen war. Ich blickte in die Tiefe und fand darin keinen Grund. Ich schaute nach
der Länge und erkannte eine Bahn, die, von der Ewigkeit ausgegangen, fortläuft bis ans Ende der Welt.
Blumen geben uns eine Ahnung davon, was es heißt, von Gott geliebt zu sein.
Wir dürfen nicht glauben, dass Er [Jesus in Lukasevangelium 18, 1:
Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis,
dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten
] damit meinte, wir müssen den ganzen Tag in der Kapelle
oder sonst an einem einsamen Ort zubringen. Es wird uns damit empfohlen, ohne Unterlass bemüht zu sein, den inneren
Gebetsgeist zu pflegen, über uns zu wachen, damit wir sinnen und denken, arbeiten und leiden, ruhen und essen und das
ganze Seelenleben auf Gutes, besonders auf die Verherrlichung Gottes ausrichten.Geist und Herz immer wieder einen Augenblick zu Gott erheben.
Quelle: Agnes Juen: Von Gottes Nähe ergriffen - Maria Bernardas spirituelle Erfahrungen in Bildern. Tyrolia-Verlag Innsbruck / Wien 1996, S. 64, 77, 89
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Die Franziskaner Missionsschwestern von Maria Hilf informieren auf ihrer Homepage über Maria Bernardas Wirken.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 16.07.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• http://www.nzz.ch/nachrichten/medien/himmlischer_balsam_schreckliche_seelenwunden_1.1037123.html nicht mehr erreichbar
• https://bazonline.ch/schweiz/Die-erste-Heilige-der-Schweiz/story/14924820 - abgerufen am 16.07.2023
• Faltblatt Schwester Maria Bernarda Bütler
, o. O. o. J. (2015)
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.