Viktrizius Weiß
Taufname: Anton Nikolaus
Gedenktag katholisch: 8. Oktober
Name bedeutet: der Siegende (latein.)
Anton Nikolaus Weiß, eines von 14 Kindern seiner Eltern, der Vater war Chirurg und Geburtshelfer, besuchte ab 1853 die
Lateinschule - das heutige Hans-Carossa-Gymnasium
- in Landshut, ab 1861 das Georgianum
an
der Universität in München und ab 1862 das Priesterseminar - in der ehemaligen
Fürstbischöflichen Residenz - in Freising, wo er
1866 zum Priester geweiht wurde ab 1868 als Präfekt und Dozent im Seminar wirkte. 1871 promovierte er an der Universität in
München mit Auszeichnung. 1875 trat er im damaligen
Kloster der
Kapuziner in Burghausen dem Orden bei mit dem Ordensnamen Viktrizius an. Ab 1876 wirkte er
als Aushilfspfarrer in verschiedenen Gemeinden des Bistums Fresing, ab 1878 im Kloster in Burghausen, wo seine Aufgabe die
Erziehung der Ordensjugend war, was er ab 1881 mit der Betreuung der Ordensstudenten im
Kloster in Eichstätt fortsetzte. 1884 wurde er
Ordensprovinzial und bewirkte ein Aufblühen des Ordens und die Gründung neuer Klöster in Bayern. 1899 ging er für kurze Zeit
zur Missionsarbeit nach Chile.
Nach seiner Rückkehr förderte Viktrizius Weiß die kirchliche Presse und arbeitete wieder als Exerzitienmeister, in allem immer ein Vorbild im Ordensleben. Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit lehnte er 1908 eine erneute Wahl zum Ordensprovinzial der Kapuziner ab; trotz seiner Krankheiten - er wurde zunehmend blind und gehörlos, hatte geschwollene Beine und Schmerzen im Magen und an den Bronchien - wirkte er nun bis zu seinem Tod als Seelsorger an der damals von den Kapuzinern betreuten Wallfahrtskirche Maria Hilf in Vilsbiburg.
1927 wurden die Gebeine von Viktrizius Weiß erhoben und in eine Gruft in der Wallfahrtskirche Maria Hilf in Vilsbiburg umgebettet.
Kanonisation: Der Seligsprechungsprozess ist schon weit fortgeschritten.
Worte von Viktrizius Weiß
Weiß führte ein geistliches Tagebuch. Darin schrieb er unter dem 12. Oktober 1872:
Du musst alle Menschen lieben wegen Gott, auch deine Eltern und Geschwister, insofern sie dir von Gott
empfohlen sind. Das muss der Grund, das Maß der Liebe sein. Wenn jemand eine hohe Stelle hat oder sonst Vorzüge besitzt,
natürliche Liebenswürdigkeit usw., so musst du dich dadurch nicht zur Liebe bestimmen lassen, denn das wäre eine sinnliche
oder eigennützige Liebe des Nächsten. Darum musst du ebenso freundlich, ja noch freundlicher diejenigen behandeln, welche
diese Vorzüge nicht besitzen, und dich ja überwinden, wenn etwa natürlicher Ekel oder Abneigung dich anfällt oder Ungeduld.
… Bedenke, dass auf diese Leute ein freundliches Wort denselben günstigen Einfluss macht und sie zum Guten ermuntert wie
auf dich.
Einen Tag später schrieb er:
Ein Hindernis der Liebe Gottes bilden die Menschen, insofern ich ihre Liebe suche und wünsche. Nur eine Liebe,
die übernatürlich um Gottes willen ist, darf ich verlangen. Das ist aber keine sinnliche und sentimentale, sondern der
Wille, mein wahrhaft Bestes zu fördern oder nicht zu hindern. Diese Liebe wirst du stets in deiner Umgebung finden. Eine
Unaufmerksamkeit, ja selbst eine Zurücksetzung würde nicht den Mangel jener Liebe konstatieren, eher das Gegenteil, da
ja auch Gott diejenigen züchtigt, die er liebt. Sei daher nicht so empfindlich! Bei den Untergebenen kannst du wohl Liebe
anstreben, insofern du auf diese Weise eher gehört wirst und deine Wirksamkeit erleichtert wird. Es muss das aber nur ein
Mittel sein für den Dienst Gottes, nicht etwa eine Befriedigung deiner Eigenliebe und Sentimentalität. Bedenke, dass du
besonders dazu geneigt bist, weil du selbst nichts hast, worauf deine Eigenliebe sich stützen kann, so dass sie wohl in
diesem Wohlwollen gegen dich ruhen möchte. Du musst deshalb erstens nicht traurig werden, wenn dein Bemühen oder
freundliches Entgegenkommen nicht gewürdigt wird, sondern auf Kälte stößt. Zweitens nie etwas Unerlaubtes tun, um die
Liebe nicht zu verlieren, also keine Unwahrheit und Ummäntelung der Wahrheit, wenn auch Schonung. Bedenke immer, dass es
viel besser für dich ist, wenn dich Gott liebt, als wenn du bei den Menschen in Gunst stehst und bei Gott nur geringe
oder gar keine Verdienste hast.
Und wieder einen Tag später hielt er fest:
Das Lob ist eigentlich das feinste Gut, das uns die Welt zu bieten vermag. Darum lassen sich auch von ihm viele
berücken, die dem Geld oder der Sinnlichkeit tapfer widerstanden haben. … Wie schnell geht das Lob vorbei. Beim Tod ist
aller Genuss davon für dich verloren. Christus, der Herr, hat kein Lob der Welt und keine Hochachtung derselben genossen.
Das Haschen nach Lob bringt oft unvermerkt zum Verleugnen der Gesinnung. Denke an
Petrus, denke an dich selbst! Es verdirbt alles Gute. Daraus folgt: Rede nie
etwas, um Lob zu erhalten! Wenn du solches erhalten, bleibe gleichgültig! Gestehe, wenn tunlich, deine Schwäche ein!
Bedenke auch, welch einfältige Figur du spielst, wenn irgendein Lob dich zu selbstbefriedigendem Lächeln treibt!
Quelle: P. Edilbert Lindner: P. Viktrizius Weiß. Doktor der Theologie und langjähriger Provinzial der bayerischen Kapuziner. Altötting 1974, S. 54 - 57
Zitate von Viktrizius Weiß:
Quod vixi, tege! Quod vivam, rege! – Was ich gelebt habe, decke zu! Was ich noch leben soll, das lenke
du!
Du musst nach Heiligkeit trachten. Mittelmäßigkeit ist nicht dein Beruf.
Ist die Sache von Gott, dann wird sie bestehen, ist sie aber nicht von Gott, dann wird sie nicht bestehen.
O Herr, gib mir etwas von deiner Barmherzigkeit! Wahrlich, ein Tropfen dieses liebevollen Erbarmens ist mehr wert
als ein Topf voller Gelehrsamkeit.
Ist die Sache von Gott, dann wird sie bestehen, ist sie aber nicht von Gott, dann wird sie nicht bestehen.
O Herr, gib mir etwas von deiner Barmherzigkeit! Wahrlich, ein Tropfen dieses liebevollen Erbarmens ist mehr wert
als ein Topf voller Gelehrsamkeit.
Von Pater Viktrizius im Alter oft gebetet:
O Gott, der du uns zum Sterben verurteilt hast, aber die Stunde und den Augenblick des Todes uns verborgen hast;
verleihe, dass ich in Gerechtigkeit und Heiligkeit alle Tage meines Lebens zubringe und dadurch verdienen möge, in deiner
heiligen Liebe aus dieser Welt zu scheiden. Durch die Verdienste unseres Herrn Jesus Christus, der mit dir lebt und regiert
in Einigkeit des Heiligen Geistes. Amen.
Quelle: P. Edilbert Lindner: P. Viktrizius Weiß. Doktor der Theologie und langjähriger Provinzial der bayerischen Kapuziner. Altötting 1974, S. 57f, 67, 187, 196
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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- zuletzt aktualisiert am 11.09.2020
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Pater Karl Kleiner: Pater Viktrizius Weiß. Die Lebensgeschichte eines Kapuziners. Drittordensverlag Altötting 1980
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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