Walterich von Murrhardt
auch: Walderich
Gedenktag katholisch: 29. November
Name bedeutet: Der reiche Gebieter (althochdt.)
Walterich stammte aus fränkischem Hochadel, manche Forscher sehen ihn als illegitimen Sohn von Kaiser
Karl dem Großen
und somit als Halbbruder des späteren Kaisers Ludwig
dem Frommen. Er wurde Benediktiner und lebte zunächst als Einsiedler. 794 bis
796 war er Abt im 768/769 durch Meingold von Würzburg gegründeten
Kloster im heutigen Neustadt am Main. Er sollte
wohl Bischof von Verden an der Aller werden,
wurde dann aber noch unter Kaiser Karl dem Großen um 796 - oder um 816 unter Kaiser Ludwig dem Frommen - der erste Abt des
dann Januarius von Neapel geweihten
Klosters in Murrhardt, das schon seit um 753
als Mönchsgemeinschaft existierte. Walterich spielte unter der Herrschaft Kaiser Ludwigs eine wichtige Rolle als Teilnehmer
an kaiserlichen Gesandtschaften und Reichsversammlungen, sei auch Ludwigs Beichtvater gewesen. Gerühmt werden Walterichs
wundersame Kräfte und viele Krankenheilungen.
Walterich wurde in der Maria geweihten Leutkirche - der heute nach ihm benannten
Walterichskirche in Murrhardt bestattet; sie
steht auf einem Hügel, auf dem schon die Römer ein Mithras geweihtes Heiligtum errichtet hatten. Um 1100 wurde die seitherige
Leutkirche zur Wallfahrtskirche ausgebaut. Um 1225 ließ Kaiser Friedrich II. an die
Klosterkirche eine neue, Walderich geweihte
Kapelle anbauen, nachdem dessen Gebeine in der Marienkirche wiedergefunden worden
waren. Im Rahmen der Reformation wurde 1534 die Kirche auf dem Hügel - da St. Maria zu katholisch
klang, in
Walterichskirche umbenannt und als Friedhofskirche weiter genutzt.
1612 zerschlug man die als wundertätig geltende Grabplatte in der
Walterichskirche und verwendete die Teile zu
einem Opferstock, der neben dem Haupteingang in die Wand eingemauert ist; der alte Wunderglaube sprang auf den neuen
Opferstock über. 1801 ließ der damalige evangelische Prälat die
Bruchstücke der Grabplatte entfernen und das Grab verdecken, um die katholische
Wallfahrt zu beenden; 1963 wurde das
Grab archäologisch erschlossen. Nach der Reformation wurde die beliebte wallfahrt zum Grab ersetzt durch eind evangelische
Karfreitagswallfahrt, sie bestand bis in die 1950er-Jahre:
um den Leidensweg Christi nachzuempfinden, erklommen die Menschen auf
Knien rutschend den Kirchenhügel über die Büßertreppe
; sie wurde um 1950 entfernt und 2018 neu errichtet.
Das Kloster in Murrhardt wurde nach der Reformation 1556 aufgehoben.
Kanonisation:
Klostervogt Graf Berthold von Wolfsölden betrieb Walterichs Seligsprechung, die 1226
erfolgte; der Überlieferung nach fand die Heiligsprechung - die es tatsächlich nicht gab - am
Karfreitag 1228 statt.
Patron
der Gelähmten, Gebrechlichen und Geisteskranken
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 21.11.2020
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Christian Schweizer vom Carl-Schweizer-Museum Murrhardt, E-Mail vom 9. November 2004
• Klaus Weyer aus Neustadt am Main, E-Mail vom 12. Dezember 2004
• flickr.com/photos/kweinland/3967486875
• Günter Henschel: Rundgang durch das historische Murrhardt. Murrhardt o.J. (1985)
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon, Bd. XIII, Herzberg 1998
• https://www.murrhardter-zeitung.de/node/1100616
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.