Ökumenisches Heiligenlexikon

Willibald Strohmeyer

1 Gedenktag katholisch: 22. April

Name bedeutet: mit kühnem Willen (althochdt.)

Priester, Märtyrer
* 6. Juli 1877 in Mundelfingen bei Donaueschingen in Baden-Württemberg
22. April 1945 im Wald bei Hinterheubronn, Weiler in Neuenweg bei Lörrach in Baden-Württemberg


Willibald Strohmeyer
Willibald Strohmeyer

Willibald Strohmeyer wurde 1902 in der Klosterkirche in St. Peter bei Freiburg zum Priester geweiht. Ab 1910 war er Pfarrer in St. Trudpert im Münstertal im Schwarzwald. Nach vergeblichen Bemühungen zur Ansiedlung von Benediktinermönchen im seit der Säkularisation 1806 privat genutzten Kloster in seiner Gemeinde gelang ihm 1918 dessen Wiederbelebung durch die im Elsass schwer bedrohte Kongregation der Schwestern vom heiligen Josef zu St. Marc, als deren Generalsuperior er 1924 bis 1931 wirkte. Ab 1939 war er zugleich Dekan des Dekanats Neuenburg. Hervor trat er auch mit zahlreichen Veröffentlichungen zur Heimatgeschichte.

Wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Strohmeyer von einem SS-Kommando verschleppt und am selben Tag durch Genickschüsse umgebracht. Strohmeyer hatte sich nicht durch irgendwelche Widerstandshandlungen oder kritische Äußerungen hervorgetan, sondern sein hauptverantwortlicher Mörder raste in letzter Stunde nach einem Opfer, hieß es später in der Anklageschrift gegen den für den Mord verantwortlichen Führer einer Jagdgruppe des SS-Jagdverbandes Süd, er holte es sich in der katholischen Geistlichkeit, von der er annahm, sie wären für die Geschehnisse mitverantwortlich. Erst nach zwei Wochen fand man Strohmeyers Leichnam hoch oben im Wald nahe des Weilers Hinterheubronn.

Dekan-Strohmeyer-Kapelle an der Stelle der Auffindung seines Leichnams
Dekan-Strohmeyer-Kapelle an der Stelle der Auffindung seines Leichnams

Die zwei tödlichen Genickschüsse gab auf Befehl der SS ein unbekannter desertierter französischer Fremdenlegionär ab. 1948 endete ein Prozess gegen den Anführer des SS-Trupps mit dem Todesurteil, das 1949 in eine lebenslange Zuchthausstrafe umgewandelt und 1957 zur Bewährung ausgesetzt wurde. Ein zweiter Angeklagter wurde zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, später ebenfalls begnadigt und 1953 aus der Haft entlassen.

1947 wurde zu seinem Gedenken an der Stelle der Auffindung seines Leichnams die Dekan-Strohmeyer-Kapelle errichtet. Hier findet jedes Jahr am 1. Mai ein Gedenkgottesdienst statt.

Worte von Willibald Strohmeyer

In seinen öffentlichen Predigten vermied Willibald Strohmeyer die Konfrontation mit dem Nationalsozialismus. Doch seinem Tagebuch vertraute er seine Gedanken an:
1. Februar 1933: Adolf Hitler Reichskanzler. Was wird jetzt kommen? Hat Gott das deutsche Volk vergessen? Oder kommt doch etwas Besseres?
24. März 1933: Ermächtigungsgesetz - Heute ging im Reichstag das Ermächtigungsgesetz durch, eine furchtbare Waffe in der Hand Hitlers. Wehe, wenn es missbraucht würde. Hoffen wir es nicht.

Als sich die Kriegsfront dem Münstertal und seiner Gemeinde St. Trudpert näherte, sagte Strohmeyers Vikar Sieber: Ich fürchte, dass diese Gewaltmenschen, wenn sie in nächster Zeit von der Bildfläche verschwinden müssen, noch mehrere von uns Geistlichen mit in den Abgrund reißen. Pfarrer Strohmeyer erklärte dazu: Wenn es schon so kommen soll, dann mich und nicht Euch. Ihr seid ja noch zu jung.

In seiner letzten Predigt, drei Stunden vor seinem Tod, sprach Strohmeyer zu seiner Gemeinde über das trostreiche Wort des Herrn bei Joh 6, 16ff: Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen. Da sagten einige von seinen Jüngern zueinander: Was meint er damit, wenn er zu uns sagt: Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen. … Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln.

Quelle: Richard Zahlten: Dekan G. R. Willibald Strohmeyer. In: Helmut Moll (Hrsg.): Zeugen für Christus, Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 1., 3. Aufl. Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2001, S. 222 - 225

Zitat über Willibald Strohmeyer:

Am Mittwoch, dem 9. Mai 1945, beteten die priesterlichen Mitbrüder für Pfarrer Stromeyer die Sterbegebete. Beim anschließenden Requiem verlas Pfr. Josef Hitzfeld das Hirtenschreiben von Erzbischof Dr. Conrad Gröber an die Gläubigen des Münstertals:
Man hat sich nicht damit begnügt, ihn bloß gefangen zu nehmen, man hat aus Hass gegen die katholische Religion seinen Tod gewollt und ihn auf furchtbare Weise ausgeführt. … Ein Verbrechen an einem schuldlosen Mann, der ein ehrlicher, deutscher Mann war und in den Augen seiner Mörder nur einen einzigen Fehler hatte, dass er ein katholischer Priester gewesen ist. Damit ist Euer Pfarrer, ähnlich wie der Patron Eurer Kirche [Trudpert], zum Märtyrer geworden.

Quelle: Richard Zahlten: Dekan G. R. Willibald Strohmeyer. In: Helmut Moll (Hrsg.): Zeugen für Christus, Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 1., 3. Aufl. Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2001, S. 225

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 24.04.2021

Quellen:
• http://www.badische-zeitung.de/muenstertal/kurz-vor-kriegsende-ss-maenner-erschiessen-pfarrer--30665130.html
• http://www.muenstertal-pfarrgemeinde.de/site/geschichte.htm
• http://www.badische-zeitung.de/staufen/einzigartig-und-unbequem
• Faltblatt Willibald Strohmeyer, o. J. (2021)

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.