Bauernregeln
Wetterberichte, auch Thermometer oder Barometer, waren früher unbekannt. Um so mehr machten die Bauern ihre Beobachtungen in der Natur und wussten durch Erfahrungen sehr genau über das Wetter und seine raschen Veränderungen Bescheid. Die Bauern schlossen aus Veränderungen am Firmament und an Fauna und Flora auf das sich anbahnende Wetter. Auch langfristige Voraussagen wurden so getroffen, danach wurde die Feldarbeit wie Aussaat, Heueinfuhr oder Ernte ausgerichtet. Die im Ökumenischen Heiligenlexikon wiedergegeben Bauernregeln stammen aus dem mitteleuropäischen Raum.
Aus der Beobachtung von Insekten und Tieren kann man auf zukünftige Wetterlagen zu schließen. So reagieren z. B. Ameisen und Spinnen schon 140 Stunden im Voraus auf Änderungen des Wetters. Sie verraten dies oft, indem sie Ortsveränderungen vornehmen. Wenn Spinnen im Sommer ihre Netze vernichten und sich in ihre Verstecke flüchten, weiß der Beobachter, dass ein Sturm herannaht. Ausschwärmende Bienen am Tage verheißen gutes Wetter, bleiben sie jedoch im Stock, drohen Gewitter. Auch im Verhalten von Bäumen und anderen Pflanzen kann man Wetterveränderungen erkennen. Wenn die Bäume ihre Blätter sehr lange behalten, kommt ein kalter und strenger Winter; verlieren die Bäume aber frühzeitig ihr Laub, wird der Winter mild oder zumindest nur von kurzer Dauer. Lindenblüten duften am Baum besonders intensiv vor einem Regen.
Viele Bauernregeln lassen sich mit dem zehn Tage später eintreffenden Datum besser anwenden als mit dem in der Regel genannten Tag. Das gilt als Indiz für hohes Alter dieser Regel, denn bei der gregorianischen Kalenderreform ließ man auf den 4. Oktober unmittelbar den 15. Oktober folgen. Der eigentliche Siebenschläfertag ist also z. B. der 17. Juli - für diesen Tag erreicht die Bauernregel eine höhere Trefferquote; sie ist also Älter als 1582.
Im christlichen Bauernkalender gibt es neben den fixen Richtzeiten wie Frühlings-, Sommer-, Herbst- und
Winteranfang die Lostage sowie die Schwendtage. Ursprünglich kannte man nur 12 Lostage, das waren die Rauhnächte.
Doch die Bauern beobachteten das Wetter über Jahrzehnte hinweg und konnten so gute
wie schlechte
Tage -
inzwischen über 100 Tage - dem Bauernkalender hinzufügen.
Die Rauhnächte - auch Zwölfnächte, Zwischennächte, Unternächte, Rauchnächte genannt - beginnen mit dem 25.
Dezember und dauern bis 6. Januar, umfassen also die letzten 6 Tage im alten und die ersten 6 Tage im neuen Jahr.
Allgemein verbreitet war einst der Gedanke, dass diese 12 Tage das Wetter der kommenden 12 Monate anzeigten, wobei jeder
Tag für 1 Monat steht.
Auch dem Sonnenschein wurde zeichenhafte Bedeutung zugedacht; Sonnenschein bedeutet am
1. Lostag (26. 12.): Es wird ein glückliches, neues Jahr werden.
2. Lostag (27. 12.): Preiserhöhungen stehen an.
3. Lostag (28. 12.): Streitigkeiten kommen auf.
4. Lostag (29. 12.): Fieberträume werden Familienmitglieder plagen.
5. Lostag (30. 12.): Es wird eine gute Obsternte.
6. Lostag (31. 12.): Auch alle anderen Früchte gedeihen prächtig.
7. Lostag ( 1. 1.): Die Viehweiden tragen saftige Kräuter.
8. Lostag ( 2. 1.): Fische und Vögel sind zahlreich.
9. Lostag ( 3. 1.): Gute Kaufmannsgeschäfte stehen ins Haus.
10. Lostag ( 4. 1.): Unwetter kommen hernieder.
11. Lostag ( 5. 1.): Nebeltage treten vermehrt auf.
12. Lostag ( 6. 1.): Zwist und Hader kommt auf.
Zum Ende der Rauhnächte gilt der 5. Januar in Österreich und Bayern als Perchtenabend
. Dieser Tag wird
in manchen Gegenden mit Maskenumzügen begangen, den Perchtenläufen
, die aus heidnischer Tradition stammen. Die
christliche Tradition ersetzte dies durch Beweihräucherung oder Weihwasserbesprengung, um die Erde zum Leben zu erwecken
und sie fruchtbar und ertragreich zu erleben. Den lärmenden Perchtenläufen setzte das Christentum im Mittelalter auch die
Dreikönigsaufzüge entgegen, in neuerer Zeit kam das Dreikönigssingen hinzu.
Im Sommer gibt es die Hundstage. Sie beginnen mit dem 22. Juli und dauern bis 22. August; es sind die heißesten Tage im Jahr; ihren Namen erhielten die Hundstage, weil am 23. Juli der Sirius, der Hundsstern, am Nachthimmel aufgeht.
Neben den Lostagen sind Schwendtage - schwindende Tage, also Unglückstage - bekannt. An solchen Tagen sollte man sich weder verloben, schon gar nicht Hochzeit halten. Auch Reisen, jegliche Art von Geschäften, neue Arbeiten oder andere wichtige Projekte sollten vermieden werden. Damit die Schwendtage dennoch nicht nutzlos verstrichen, erledigte man an diesen Tagen gegebenen Falles die Trennung von einem Menschen, man rodete das Land, pflügte den Acker - damit kein Unkraut nachwuchs -, säuberte Haus und Stall.
Mit der Frage nach der Zuverlässigkeit von Wetterregeln beschäftigt sich der Artikel Unzuverlässige Heilige im Oberbayerischen Volksblatt.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 21.10.2018
Quellen:
•
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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