Einführung Verzeichnis der Übersichten
17. September
1. † am Freitag, dem 17. September 1621, entschlief in Rom der heilige Bischof, Kardinal und Kirchenlehrer Robertus Bellarminus, 79 J., ein Neffe des Papstes Marcellus II (9. April bis 1. Mai 1555, Reformpapst), gebürtig aus Montepulciano in der Toskana; er besuchte das Jesuitenkolleg in seiner Heimatstadt und trat 18-jährig in den Jesuitenorden ein; er studierte in Leuven und wurde von Cornelius Jansenius dem Älteren, einem Professor der Heiligen Schrift, der seit 1568 Bischof von Gent war (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Gründer des Jansenismus, dem Jüngeren, der in derselben Gegend 1585 - 1638 lebte), 1570 zum Priester geweiht. Als Professor und Kanzelprediger wirkte er in Leuven, bis Papst Gregor XIII. ihn 1576 nach Rom an das Collegium Romanum berief und zwar als Professor der Kontroverstheologie. Robert Bellarmin hat vieles veröffentlicht. Eines seiner Hauptwerke ist in drei Bänden in Ingolstadt 1586 - 1593 erschienen: Disputationes de Controversiis Christianae Fidei adversus hujus temporis Haereticos - Disputationen über die Lehr-Unterschiede zwischen dem christlichen Glauben gegenüber den Häretikern dieser Zeit, darin setzte er sich auseinander besonders mit den Lehren Luthers und Calvins. 1590 wurde er zum Kardinal ernannt.1591 war er Seelenführer des jungen Jesuiten, des heiligen Aloysius von Gonzaga (21. Juni 1591/1), betrieb auch dessen Seligsprechung. Papst Clemens VIII. ernannte ihn 1594 zum Päpstlichen Theologen, zum Consultor der Sacra Congregatio Sancti Officii, der heutigen Glaubenskongregation, und zum Rektor der Poenitenziarie von Sankt Peter. 1597 gab er seinen Kleinen Katechismus für Schüler und im Jahr darauf seinen Großen Katechismus für Katecheten heraus (Dottrina Christiana Brevis, die in 56 Sprachen 400 Auflagen erreichte, und Dichiarazione più copiosa della Dottrina Christiana). 1599 wurde er zum Kardinal ernannt. 1602 machte der Papst ihn zum Erzbischof von Capua, weil er in einigen Fragen anderer Meinung war als Bellarmin. 1605, gleich nach dem Tod Papst Clemens VIII. kam er nach Rom zurück. In beiden Konklaves war der sonst papabile Kardinal Bellarmin durch das Exclusive Privileg der spanischen Krone von der Wahl zum Papst ausgeschlossen, übrigens ebenfalls sein Freund, der Kardinal Cesare Baronio, der Kirchenhistoriker, der 1586 das Martyrologium Romanum neu bearbeitet herausgegeben hatte. 1610 gab er in Rom sein Werk De Potestate Summi Pontificis in Rebus Temporalibus - Über die Päpstliche Macht in Zeitlichen Dingen, heraus, die gegen den Suprematseid in England (Act and Oath of Supremacy, 1531 unter Henry VIII., weiter unter Elizabeth I. und zur Zeit Bellarmins unter James I., behauptete, dass der Papst grundsätzlich nur geistliche Macht habe, in England aber alle Macht, die weltliche wie die geistliche, dem König zustehe) und die vermeintlichen Vorrechte der Gallikanischen Kirche gerichtet waren. 1613 begann Galileo Galilei recht aggressiv die kopernikanische Ansicht zu vertreten, dass die Erde nicht Mittelpunkt sei, um die sich die Sonne drehe, sondern umgekehrt, die Erde um die Sonne als Mittelpunkt sich drehe, also die alte geo-zentrische Weltanschauung durch die neue helio-zentrische zu ersetzen sei; theologisch bedeutsam war in diesem Zusammenhang die Frage, ob es einen Widerspruch zwischen dem Buch der gottgeschaffenen Natur, in dem der Wissenschaftler liest und forscht, und dem Buch der göttlichen Offenbarung, also der Bibel, gebe, oder ob beide Bücher miteinander in Übereinstimmung sein müssten, oder ob etwa eines der beiden Bücher Vorrang vor dem anderen bei der Wahrheitsfindung beanspruchen könnte. Bellarmin hatte als Consultor der Glaubenskongregation die Aufgabe, zu einer richtigen Entscheidung beizutragen. Seiner Meinung nach, sollte eine Entscheidung geduldig solange aufgeschoben werden, bis die Frage eindeutig geklärt werden könne; leider wurde er überstimmt; schuld daran war aber auch die provozierende Haltung Galileis, der dem Buch der Natur den Vorrang zu geben forderte, auch gegen den Wortlaut der Bibel. So kam es 1616 zum kirchlichen Prozess gegen Galilei und zum kirchlichen Fehlurteil gegen ihn; peinlicherweise wurde vom Plenum ausgerechnet Robert Bellarmin damit beauftragt, Galilei persönlich die Nachricht seiner Verurteilung zu überbringen; dieser unterwarf sich als Christ, aber nicht als Wissenschaftler: Und sie bewegt sich doch (die Erde nämlich). Im Alter veröffentlichte Bellarmin noch einige Schriften, besonders 1620 sein De Arte Bene Moriendi - Von der Kunst des Guten Sterbens. Sein Seligsprechungsprozess, 1627 aufgenommen, zog sich, mit vielen Unterbrechungen, über 300 Jahre hin, bis Papst Pius XI. am 13. Mai 1923 die Seligsprechung und am 29. Juni 1930 die Heiligsprechung vornahm.
2. † an einem 17. September um 377 wurde in Mailand beigesetzt, der heilige Satyrus, 43 J., geboren in Trier, der ältere Bruder des heiligen Ambrosius (4. April 397/3) und der heiligen Marcellina (17. Juli um 398/4); er verwaltete das große Familienerbe. Auf der Überfahrt nach Afrika erlitt er Schiffbruch; er war noch nicht getauft, betete aber mit den christlichen Mitfahrenden; gerettet empfing er die Taufe, starb aber auf der Rückfahrt. Ambrosius ließ ihn in Mailand neben dem heiligen Märtyrer Victor (8. Mai um 304 /1) beisetzen und schrieb über ihn einen rühmenden Nachruf.
3. † am Donnerstag, dem 17. September 705, entschlief in Lüttich, der heilige Bischof und Märtyrer Lambertus, etwa 57 J., gebürtig aus Maastricht, erzogen durch den heiligen Bischof von Maastricht Theodardus (10. September um 670/7), dem er 672 Nachfolger im Bischofsamt wurde. Er arbeitete zusammen mit dem heiligen Willibrord (7. November 739/9). Der Hofmaier Ebroin verbannte ihn für sieben Jahre in die Abtei Stablo, Stavelot bei Lüttich, nach dessen Sturz durfte er 682 wieder zurück. Er war Glaubensbote auch in Brabant. Er wurde von zwei Meuchelmördern in Lüttich umgebracht, wohl aus politischen Gründen, die aber nicht eindeutig geklärt sind. Sein Leichnam wurde nach Maastricht gebracht und dort feierlich beigesetzt. Sein Nachfolger wurde der heilige Hubertus (30. Mai 727/5; im deutschen Sprachgebiet am 3 November), der die Reliquien seines Vorgängers mit überführte nach Lüttich, als er den Sitz des Bistums Maastricht nach Lüttich verlegte; seit 1938 ruht ein Teil seine Reliquien wieder in Maastricht. Sein Haupt wird seit dem 12. Jahrhundert im Dom zu Freiburg im Breisgau verehrt, wo er auch Stadtpatron ist.
4. † an einem 17. September, etwa anfangs des 8. Jahrhundert, entschlief in seiner Einsiedelei im Argonnerwald an der Maas, der heilige Abt Roding von Tholey, Saint Rouin, zuerst Mönch in Tholey, dann Gründer und erster Abt des Klosters Beaulieu-en-Argonne, danach Einsiedler.
5. † am Sonntag, dem 17. September 853, wurde
in Cordoba enthauptet, die heilige Jungfrau und Märtyrin Columba, die,
als sie verheiratet werden sollte, von zu Hause entflohen, bei ihrer
Schwester, der Äbtissin Elisabeth des Frauenklosters Tabanos, ins
Kloster eingetreten ist. Als der Emir das Kloster schließen ließ,
entfloh sie nach Cordoba in die Kirche Sankt Cyprian, bekannte,
aufgegriffen, spontan vor dem Richter den Glauben und wurde sofort vor
den Palasttoren enthauptet; zwei Tage später folgte ihr die heilige
pomposa (19. September 853/9).
Siehe auch 3. Juni, 9/33
6. † an einem 17. September um 1104, entschlief nahe Mechelen, Malines, der heilige Eremit Reginald, Saint Régnaut, Renaud, der, Regularkleriker in Soissons, dann Schüler des seligen Robert von Abrissel (25. Februar 1117/6), dann Eremit im Wald von Craon, schließlich in der Zelle bei Mélinais, nahe La Flèche.
7. † am Montag, dem 17. September 1179, entschlief auf dem Rupertsberg bei Bingen am Rhein, die heilige Jungfrau Hildegard, 81 J., gebürtig aus Bermersheim bei Alzey, als Kind im Kloster Disibodenberg von der seligen Rekluse Jutta von Sponheim erzogen, übernahm nach deren Tod (22. Dezember 1136/-) die Leitung der Gemeinschaft gottgeweihter Jungfrauen; sie gründete um 1148 das Benediktinerinnen-Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen, in dem die selige Margaretha von Sponheim (29. Oktober 1190) Priorin war, und 1165 das Tochterkloster Eibingen bei Rüdesheim. Außer ihren berühmten mystischen Schriften über ihre Visionen, vor allem über die Heiligste Dreifaltigkeit, verfasste sie solche über Naturkunde, Medizin, Musik und hinterließ über 300 Briefe, u. a. an Kaiser Barbarossa, mehrere Päpste und viele Bischöfe. Sie hatte viele Feinde, gegen die sie der selige Papst Eugen III. (8. Juli 1153/11) und der heilige Bernhard (20. August 1153/1) öffentlich in Schutz nahmen.
8. † am Freitag, dem 17. September 1479, entschlief in Avigliana, bei Turin, der selige Cherubino Testa, Priester aus dem Orden der Augustiner-Eremiten, der eine besondere Vorliebe hatte für die Betrachtung des Leidens Unseres Herrn.
9. † am Samstag, dem 17. September 1485, wurde in Saragossa, Zaragoza, ermordet, der heilige Priester und Märtyrer Pedro de Arbues, Regularkanoniker vom heiligen Augustinus. Als Mitarbeiter des Großinquisitors Tomas de Torquemada, besuchte er die Gefangenen und versuchte vom Glauben Abgefallene in die Kirche zurückzuführen. Er wurde in der Kathedrale vor dem Altar von Glaubensfeinden erschlagen.
10. † am Montag, dem 17. September 1798,
wurde in Hué in Annam umgebracht, der heilige Märtyrer Emmanuel Nguyen
Van Trieu, etwa 44 J., Priester des Apostolischen Vikariats
Kotschichina, unter der Gewaltherrschaft des Canh Thinh.
Siehe auch 24. November, 1/5
11. † am Montag, dem 17. September 1866, entschlief in Genua, der selige Bruder Francesco Maria de Camporosso, nahe Bordighera, 62 J., aus dem Orden der Minderbrüder-Kapuziner, der als Junge ein Hirt bei Vintimille bei Monaco war, 25-jährig bei den Kapuzinern eintrat und in den Armenvierteln von Genua die Fröhlichkeit des heiligen Franziskus verbreitete, dort als il Padre Santo bekannt war und, bei der Pflege von Kranken während einer Cholera-Epidemie, sich ansteckte und, zusammen mit den vielen Seuchenopfern, gestorben ist. Papst Pius XI. hat ihn am 30. Juni 1929 selig- und Papst Johannes XXIII. (3. Juni 1963/19) ihn am 9. Dezember 1962 heiliggesprochen.
12. † am Dienstag, dem 17. September 1895,
entschlief in Krakau, der selige Erzbischof Zygmunt Szczesny Felinski,
72 J., geboren in Wojutyn, bei Luck, damals Polen, heute Ukraine, als
7. von 11 Kindern der Eheleute Gerhard und Ewa Wendorff. Er studierte
Mathematik in Mokau und Paris. 29-jährig begann er, sich auf die
Priesterweihe vorzubereiten, im Seminar in Zytomierz und in Sankt
Petersburg. 1855 wurde er zum Priester geweiht. 1862 wurde er von Papst
Pius IX. (7. Februar 1878/16) zum Erzbischof von Warschau ernannt.
Als er im Februar des folgenden Jahres sein Amt antrat, fand er eine
politisch und kirchlich spannungsreiche Situation vor. Tatkräftig ging
er die Probleme an, besonders die Bildung des Klerus und die
Volksfrömmigkeit. Ihm halfen dabei die von ihm 1857 in Sankt Petersburg
gegründeten Schwestern, der Marientöchter. Nach dem
missglückten polnischen Aufstand vom Januar 1863 wurde er ins
zaristische Russland deportiert und am 14. Juni 1863 zum Exil in
Jaroslavl an der Wolga verurteilt. Es gelang ihm dort der Aufbau einer
Seelsorge und sogar der Bau einer katholischen Kirche. Nach 20 Jahren
wurde er, durch Vermittlung des Papstes, zwar freigelassen, aber seine
Rückkehr nach Warschau nicht gestattet. Er verzichtete auf sein
Erzbistum und lebte die letzten 12 Jahre seines Lebens als
Titularbischof von Tarsus, der Geburtsstadt des heiligen Apostels
Paulus, in Galizien, in Dzwiniaczka in der Diözese Lviv, Lemberg, in
mildem Exil, unter Aufsicht des Kaisers von Österreich. Dort gründete
er die erste Volksschule, eine Schule für Mütter, errichtete eine
Kirche und baute ein Kloster für seine Marienschwestern. Nach der
Wiedererrichtung Polens wurde er im April 1921 in die Kathedrale von
Warschau überführt.
Seine Seligsprechung erfolgte am 18. August 2002 in
Krakau. Zusammen mit ihm wurden drei weitere Polen seliggesprochen:
• der selige Priester Jan Balicki, 79 J., geboren in Staromiescie,
Rzeszow, Priester in der Diözese Przemysl, der in Rom Magister in der
Theologie geworden, Dogmatikprofessor am Priesterseminar und dann auch
jahrelang Rektor, Regens, war. Er starb in Przemysl am 15. März 1948/8.
• der selige Priester Jan Beyzym, 62 J., geboren in Beyzymy Wielke,
Wolyn, der bei den Jesuiten in Stara Wies bei Brzozow eintrat, in
Krakau die Priesterweihe empfing und in der Jesuiten-Ausbildung in
Tarnopol und Chyrow tätig war. 48-jährig ging er nach Madagaskar als
Aussätzigen-Pfleger. Er gründete dort ein Aussätzigen-Spital, das unter
den Schutz Unserer Lieben Frau von Tchenstochau gestellt ist. Er
entschlief dort erschöpft am 2. Oktober 1912/-.
Siehe 2. Oktober/11
• die selige Jungfrau, Schwester Sancja Szymkowiak, 32 J., geboren in
Mozdanów, Ostrów Wielkopolski, die in Posen studierte und dort in der
Marianischen Bewegung und in karitativen Vereinigungen sehr aktiv war.
24-jährig pilgerte sie nach Lourdes und wurde sich dort ihrer Berufung
bewusst. 1936 trat sie in Posen bei den Seraphischen Schwestern,
Ordensgemeinschaft der Allerseligsten Jungfrau Maria, der Schmerzreichen Mutter,
ein. Während der deutschen Besatzung erhielt sie die Erlaubnis und den
Rat, zu ihrer Familie zurückzukehren und der immer unerträglicher
werdenden Situation in ihrem Kloster zu entfliehen. Sie blieb. Den
deutschen Machthabern befolgte sie die Befehle zu peinlichsten
Diensten. Den französischen und englischen Kriegsgefangenen konnte sie
durch ihre Sprachkenntnisse sehr helfen. Die Entbehrungen führten dazu,
dass sie sich an Tuberkulose ansteckte. Am 6. Juli 1942 konnte sie noch
ihre Profess-Gelübde ablegen, am 29. August 1942/17, in ihrem Kloster in
Posen, legte sie bereits ihre Seele in die Hände des Vaters im Himmel.
13. † am Donnerstag, dem 17. September 1936,
wurde im Dorf Castillo de Villamalefa, bei Castellón de la Plata, zum
Märtyrer, der selige Priester Juan Ventura Solsona, 61 J., der 1901 in
Valencia die Priesterweihe empfangen hat, in Rom Vize-Rektor des
Spanischen Kollegs gewesen ist und schließlich Pfarrer und Erzpriester
an der Kirche Unserer Lieben Frau von den heiligen Engeln in seiner
Heimatstadt gewesen ist.
Siehe auch 29. Dezember, 11/115
14. † am selben Tag, wurde in Madrid
erschossen, der selige Priester und Märtyrer Timoteo Valero Pérez, 35
J., Drittordens-Kapuziner.
Siehe auch 29. Dezember, 11/116
15. † am Dienstag, dem 17. September 1940,
starb im Gefängnis im Wald von Pamiry, bei Warschau, der selige
Priester und Märtyrer Zygmunt Sajna, 43 J., Priester des Erzbistums
Warczawa; er starb an seinen Schussverletzungen.
Siehe auch 28. Mai, 14/16
Lüttich, 's-Hertogenbosch, Roermond: Lambertus: 3
aus dem
MARTYROLOGIUM ROMANUM 2004 übersetzt und in vielen Teilen ergänzt
von † Klaus Martin Reichenbach, Priester der Erzdiözese Köln