Ökumenisches Heiligenlexikon

Einführung Verzeichnis der Übersichten

2. Juni

1. † am Freitag, dem 2. Juni 304, wurden in Rom zu Blutzeugen, der heilige Priester und Märtyrer Marcellinus und der heilige Exorzist und Märtyrer Petrus, die, wie der heilige Papst Damasus (11. Dezember 384/1) berichtet, während des Wütens der unter Kaiser Diokletian ausgebrochenen Verfolgung, zum Tode verurteilt, zur Hinrichtungsstätte mitten in ein Dornengestrüpp geführt worden sind und, damit ihre Körper allen verborgen bleiben sollten, den Befehl erhalten haben, sich mit ihren eigenen Händen ihr Grab zu graben; aber die fromme Dame Lucilla hat in Rom an der Via Labicana, auf dem Koimeterium, Κοιμητηριον, der Ruhestätte, ad duas Lauros, zu den beiden Lorbeerbäumen, ihre Leiber beigesetzt.
Schon Kaiser Konstantin der Große ließ eine Basilika über ihrem Grab an der Via Labicana errichten; diese und das ursprüngliche Grab wurden 1956 ausgegraben. Dazu gehörte auch das Mausoleum der Kaiserin Helena. Papst Damasus (11. Dezember 384/1) widmete ihnen eine Grabschrift:

Marcelline tuos pariter Petre nosse triumphos
percussor retulit Damaso mihi cum puer essem
haec sibi carnificem rabidum mandata dedisse
sentibus in mediis vestra ut tunc colla secaret
ne tumulum vestrum quisquam cognoscere posset
vos alacres vestris manibus mundasse sepulchra
candidule occulto postquam jacuisse sub antro
postea commonitam vestra pietate Lucillam
hic placuisse magis sanctissima condere membra.
Dass er deine, Marcellus, und ebenfalls deine, Petrus, Triumphe kenne,
hat mir, Damasus, als ich noch ein Kind war, euer Henker erzählt.
Der wütende Hinschlächter habe ihm folgenden Auftrag erteilt:
euren Nacken sollte er euch durchschneiden mitten im Gestrüpp,
damit niemand eure Grabstätte kennen könne;
ihr selber hättet mit Eifer und Genauigkeit eure Gräber eigenhändig gesäubert.
So habt ihr verborgen in der Grabhöhle gelegen.
Später hat es Lucilla, durch eure Huld aufmerksam gemacht,
vorgezogen die heiligen Leiber hier zu bestatten.

Die Titelkirche mit ihrem Namen zwischen dem Lateran und Santa Maria Maggiore trägt nur ihren Namen, wahrscheinlich wegen des entsprechenden Willens des Titel-Stifters. Die Reliquien wurden von Einhard 827 mit List und Bestechung aus Rom entführt und nach Obermülheim am Main übertragen, dem anlässlich dieser Reliquientranslation neu benannten Seligenstadt. Ihre Namen werden im Römischen Hochgebet genannt.

2. † am Sonntag, dem 2. Juni 177, wurden in Lyon für Christus umgebracht, die heiligen Märtyrer von Lyon, der Bischof Pothinos, Potheinos, Saint Pothin, die Sklavin Blandina, Sainte Blandine, mit 46 Gefährten, über deren tapfere und wiederholten Kämpfe, zur Zeit des Kaisers Marcus Aurelius, der Brief, den die Kirchen von Lyon und Vienne an die Kirchen von Asia und Phrygien geschrieben haben, berichtet. Darin heißt es, dass der Bischof Pothinos, über neunzigjährig, kurze Zeit nachdem er in den Kerker geworfen worden, dort seinen Geist aufgegeben hat; andere sind ebenfalls im Kerker umgekommen; andere jedoch sind, am Sonntag, dem 2. Juni 177, vor unzählbar tausenden zusammen gelaufenen Menschen, mitten in der Arena zur Schau gestellt worden: die als römische Bürger Anerkannten sind enthauptet, die übrigen den wilden Tieren vorgeworfen worden; zuletzt ist Blandina, der langwierigere und bitterere Kämpfe aufgegeben gewesen, mit dem Schwert umgebracht worden; so ist sie, die den anderen zur Siegespalme Ansporn gegeben hatte, ihnen allen schließlich nachgefolgt.
Die heiligen
• 1. Zacharias, ein Priester,
• 2. Vettius Epagatos,
• 3. Macarius,
• 4. Asclibiades,
• 5. Silvius,
• 6. Primus,
• 7. Ulpius,
• 8. Vitalis,
• 9. Comminus,
• 10. October,
• 11. Philomenos,
• 12. Geminus,
• 13. Julia,
• 14. Albina,
• 15. Grata,
• 16. Aemilia,
• 17. Potamia,
• 18. Pompeja,
• 19. Rodana,
• 20. Biblis,
• 21. Quartia,
• 22. Materna,
• 23. Helpis,
• 24. Sanctus, ein Diakon,
• 25. Maturus, ein Neugetaufter,
• 26. Attalos aus Pergamon,
• 27. Alexander aus Phrygien,
• 28. Ponticos, der Jüngste,
• 29. Istus,
• 30. Aristeus,
• 31. Cornelius,
• 32. Zosimos,
• 33. Titus,
• 34. Julius,
• 35. Zoticos,
• 36. Apollonios,
• 37. Geminianus,
• 38. eine zweite Julia,
• 39. Ausona,
• 40. eine zweite Aemilia,
• 41. Jamnica,
• 42. eine zweite Pompeja,
• 43. Domna,
• 44. Justa,
• 45. Trophima, und
• 46. Antonia

Die hl. Blandina, Glänzende, gehört zu den unter Mark Aurel 177 ermordeten 48 Märtyrern von Lyon. Unter Anführung ihres neunzigjährigen Bischofs Pothinus erduldeten sie viele Folterungen. Mit Märtyrerakten zu vergleichen ist der Brief der Diener Christi die in Vienne und Lyon leben, an die Brüder in Asia und Phrygien, die Eusebius in seine Kirchengeschichte aufgenommen hat (Hist. Eccl.V,1; PG XX. V,1 409). Der heilige Gregor von Tours (17. November 594/7) erwähnt (Hist Franc 27) die Märtyrer von Lyon mit ihrem Bischof Pothinus, aber (45 der) 48 Namen (die eine Hälfte griechische, die andere Hälfte lateinische) erst in De gloria Martyrum c. 49, hier auch wenige Einzelheiten über die Art des Martyriums, z. B. dass Bischof Pothinus nach Folterungen im Kerker starb, andere den wilden Tieren im Amphiteather vorgeworfen, andere verbrannt wurden. Im Brief von Lyon nach Asia werden einige der Märtyrer mit Namen besonders hervorgehoben. Im Jahr 177, unter Mark Aurel, vor dem alljährlichen Hochfest der römischen Kolonie am 1. August zur Göttin Roma und dem göttlichen Augustus, entstand plötzlich im Mai in Lyon eine Raserei gegen die Christen, denen das Essen von Kinderfleisch, Inzest und andere Verbrechen vorgeworfen wurden. Unter der Folter blieben viele tapfer - sie wurden als Christen verurteilt; einige fielen vom Glauben ab - sie wurden trotzdem verurteilt, eben wegen der unter der Folter gestandenen Verbrechen, die den Christen allgemein vorgeworfen wurden; so bekehrten sich einige Abgefallene wieder und starben so doch als Martyrer. Von Blandina wird berichtet, dass sie noch jung und körperlich sehr zart gewesen ist. Beim Verhör hat sie nur immer wiederholt: Ich bin Christin, und bei uns gibt es nichts Böses. Interessant ist die Antwort der Biblis, die abgefallen war, sich dann aber unter der Folter wieder zu Christus bekannte: Wie könnten diese Leute Kinder essen, die nicht einmal das Blut von Tieren zu sich nehmen dürfen? Man hielt sich also damals in der Kirche noch an das Verbot des Apostelkonzils (Apg 15, 29). Blandina wurde ins Amphitheater geführt, und vor der rasenden Menge an einen Pfahl gebunden, danach die wilden Tiere auf sie losgelassen. Die Mitchristen wurden durch diesen Anblick dieser Nachbildung des Kreuzes sehr ermutigt. Die wilden Tiere verletzten sie diesmal nicht. Sie wurde losgebunden und wieder ins Gefängnis gebracht. Am letzten Tag der grausamen Spiele wurde Blandina wieder ins Amphitheater geführt, zusammen mit einem fünfzehnjährigen Jungen namens Ponticus. Den ganzen Tag über wurden sie auf verschiedenste Weisen gefoltert, schließlich starb der Junge und Blandina blieb als letzte übrig. Schließlich wurde sie mehrmals von einem Stier auf die Hörner genommen und hoch in die Luft geschleudert. So starb sie. Die Behörden erließen ein strenges Verbot, die Leichen bestatten zu lassen; allesamt wurden sie sechs Tage lang von unbestechlichen Soldaten Tag und Nacht bewacht, dann auf großen Scheiterhaufen verbrannt, schließlich die Asche in die Rhône gestreut. Weil keine Grabstätte da war, gab es damals keinen Ort ihr Gedächtnis zu erhalten. Interessant ist die späte Lösung des Gregor von Tours, der von einer nächtlichen Erscheinung berichtet, die einen Ort gezeigt habe, wo trotz allem Asche der Märtyrer verborgen übriggeblieben sei (Gl. Mart. 49). Im 9. Jahrhundert greift Adon dies auf und berichtet, dass in Lyon in der Apostelkirche Asche der 48 Märtyrer verehrt werde; diese Kirche war bis ins 5.Jahrhundertdie Kathedrale; sie wurde umbenannt in Saint-Nicier, nach dem heiligen Lyoner Bischof Nicetius (2. April 573/6), einem Großonkel des Gregor von Tours, später aber in St. Etienne, Stephan umbenannt. Verwunderlich bleibt, dass die offizielle Verehrung in Messe und Offizium, dieser so zuverlässig bezeugten Märtyrer der so bedeutenden Metropole Lyon, nie über das Erzbistum und seine Tochterbistümer hinaus verbreitet war.

3. † am Mittwoch, dem 2. Juni 303, gab in Formia in der Campagna sein Leben für Christus, der heilige Bischof Erasmus, der aus Antiochien, Antakiya, stammte, in der diokletianischen Verfolgung in die Berge des Libanon flüchtete, trotzdem verhaftet und gefoltert wurde, aber wunderbarerweise befreit, in Ochrid in Mazedonien lebte und dort viele Bekehrungen errreichte, aber unter Maximianus wieder verhaftet und gefoltert, vom heiligen Erzengel Michael (29. September/1) befreit und nach Formio geleitet wurde, wo er Bischof und schließlich doch auch Märtyrer wurde. Der heilige Bischof Richard (9. Juni, vor 1200/7) hat seine Reliquien erhoben.

4. † am Freitag, dem 2. Juni 657, entschlief in Rom an Sankt Peter, der heilige Papst Eugen I., der nur etwa drei Jahre des heiligen Papstes und Märtyrers Martin I. (13. April 656/1) Nachfolger gewesen ist. Seine Papstwahl war vom Kaiser angeordnet worden, der gehofft hatte, dass dieser friedliebende Mann seine Politik des Caesaro-Papismus, nach der der Kaiser über dem Papst steht, gegen den Patriarchen von Konstantinopel unterstützen würde. Er aber verteidigte den Patriarchen von Konstantinopel, Maximos Confessor (13. August 662/5) kraftvoll gegen den Kaiser.
Siehe auch 29. Juni, 1/58

5. † erst am Donnerstag, dem 2. Juni 847, wurde in Konstantinopel in der Apostelkirche, im Bosporus am Marmara-Meer, feierlich beigesetzt, der Leichnam des heiligen Patriarchen Nikephoros I., Patriarch von Konstantinopel, der am Ostersonntag, dem 5. April 828 im Exil entschlafen war. Er war am Hof kaiserlicher Sekretär unter dem Protosekretär Tarasios (18. Februar 806/3) nahm, als dieser Patriarch geworden war, als dessen Sekretär 787 am Konzil von Nikaia teil, lebte dann einige Jahre außerhalb der Hauptstadt, wahrscheinlich, weil er in Ungnade gefallen war, wurde aber gleich nach dem Tod des heiligen Tarasios zu dessen Nachfolger gewählt, obwohl er ein Laie war, übernahm daher am 5. April 806 die Mönchskutte, wurde am 9. April zum Priester geweiht und am Ostersonntag, dem 12. April 806 feierlich zum Bischof geweiht und in sein Amt eingeführt. Er war ein außerordentlich scharfer Verfechter der Überlieferungen der Väter zugunsten der Verehrung der heiligen Ikonen, der in ständigem Gegensatz zum Kaiser Leon V. dem Armenier, dem Bilderstürmer, gestanden hat; dieser hat ihn 815 abgesetzt, von seinem Bischofstuhl vertrieben und lange ins Kloster eingesperrt; zuerst lebte er noch in der Nähe, im Kloster Agathon außerhalb der Hauptstadt, dann aber den Rest seines Lebens im Theodoroskloster in Bithynien; ausgeglichenen Gemütes hat er seine Pilgerreise zum Herrn vollendet, am Ostersonntag, dem 5. April 828.

6. † am Mittwoch, dem 2. Juni 1070, entschlief in Acqui in Piemont, der heilige Bischof Guido.

7. † am Freitag, dem 2. Juni 1094, entschlief in Trani in Apulien, der heilige Nikolaos, der aus Griechenland stammend, als Pilger die Gegenden Süd-Italiens durchwanderte, mit als Wanderstab einem Kreuz in der Hand, ununterbrochen betend Kyrie eleison Κυριε ελεησον, Herr erbarme dich.

8. † am Montag, dem 2. Juni 1259, wurden in Sandomierz an der Weichsel in Polen zu Blutzeugen, die seligen Märtyrer Sadoch, ein Priester, und seine 48 Gefährten aus dem Predigerorden, die, wie berichtet wird, von den Tartaren ermordet worden sind, während sie in der Klosterkirche die Antiphon Salve Regina sangen und so noch in ihrer allerletzten Stunde die Mutter des Lebens gegrüßt haben.

9. † am Montag, dem 2. Juni 1862, wurde in der Stadt Äu Thi in Tonkin enthauptet, der heilige Märtyrer Dominicus Ninh, ein junger Bauer, der, da er sich geweigert hatte das Kreuz des Erlösers mit Füßen zu treten, unter Kaiser Tu Duc, der deswegen erlitten hat, dass ihm der Kopf abgerissen worden ist.
Siehe auch 24. November, 1/105


aus dem MARTYROLOGIUM ROMANUM 2004 übersetzt und in vielen Teilen ergänzt
von † Klaus Martin Reichenbach, Priester der Erzdiözese Köln




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Autor: Klaus Martin Reichenbach - zuletzt aktualisiert am 04.06.2015
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Klaus Martin Reichenbach: Artikel
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