Ökumenisches Heiligenlexikon

Einführung Verzeichnis der Übersichten

8. Juni

1. † an einem 8. Juni im 1. Jahrhundert, entschlief in Aix-en-Provence, der heilige Maximinus, der erste Ortsbischof, dem die ersten Anfänge des christlichen Glaubens in dieser Stadt zugeschrieben werden. Nach der Legende kam er mit der heiligen Maria-Magdalena (22. Juli/1), Martha und Lazarus (29. Juli/1 - 2) und war der von Jesus in Jerusalem geheilte Blindgeborene (Joh 9).

2. † an einem 8. Juni nach 511, entschlief in Rouen, der heilige Bischof Gildard. Nach der bis zur Liturgiereform 1969 Überlieferung in der Diözese Rouen, war er Zwillingsbruder der heiligen Medard (siehe folgende Nr. 3), die am selben Tag die Bischofsweihe empfangen haben sollen und am selben Tag entschlafen sein sollen; der neue Diözesankalender von Rouen enthält diese Angaben nicht mehr.

3. † an einem 8. Juni, vor 561, entschlief in Soissons, der heilige Bischof Médard, ein Schüler des heiligen Remigius (13. Januar, um 530/4), Bischof von Vermand, bei Saint-Quentin, der nach der Zerstörung dieser Stadt durch die Barbaren, seinen Bischofssitz in die Stadt Noyon verlegt hat, von wo aus er sich alle Mühe gegeben hat, das Volk, von heidnischen Aberglauben weg und zur Lehre Christi hin, zu bekehren. 531 nahm er die heilige Radegundis (13. August 587/4) auf und legte ihr den Schleier der gottgeweihten Frauen auf.
Der heilige Medardus, Saint Médard, wurde anfangs des 6. Jahrhundert geboren in Salency bei Valenciennes. Sein Vater war Franke, seine Mutter Römerin. Er durchlief die zu seiner Zeit übliche KlerikerEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. ausbildung mustergültig durch alle Stufen, von der Aufnahme in den Klerikerstand über die vier niederen Weihen, Ostiarier, Exorzist, Akolyth und Lektor, zum Subdiakonat, dann die drei höheren Weihen, Diakonat, Priesterweihe und schließlich die Bischofsweihe. Jede Stufe unter genauer Berücksichtigung der erforderlichen Interstitien, der zeitlichen Abstände. Er wurde zum Bischof von Vermand, St. Quentin geweiht durch den heiligen Remigius. Seinen Bischofssitz verlegte er nach Noyon, wo er 15 Jahre sein Hirtenamt ausgeübt hat. Sein Mitschüler, der heilige Eleutherius (20. Februar 530/4) war Bischof von Tournay, Doornik. Er war befreundet mit der heiligen Königin Radegunde, der er 555 die Nonnenweihe erteilte. Der heilige Gregor von Tours (17. November 594/7) berichtet über ihn (Glor. Conf. 93 - 95 u.ö.). Er starb am 8. Juni um 560. Seine Gebeine wurden übertragen in die von Chlothar I. gegründete Abtei in Soissons, die dann nach ihm Saint Médard genannt wurde; Chlothar starb bereits ein Jahr später und wurde in seiner Stiftung neben dem heiligen Medardus beigesetzt. Medardus ist Patron von Noyon, seiner Bischofsstadt. In Soissons blieben Gervasius und Protasius Bistumspatrone. Gregor von Tours widmete Medardus (und einem zweiten Tagesheiligen Gildard) eine Antiphon zu seinem Gedenktag am 8. Juni:

Avete, magni toto orbe praesules
ortu gemelli, sanitate compares
sacrati simul, coronati pariter
juncti dicastis diem festum :
meritis sancte Medarde cum Gildardo inclyto
opem poscenti semper ferte populo.
Seid gegrüßt, dem ganzen Erdkreis große Vorgänger
von Geburt Zwillinge, im Heilsein Gefährten
Geheiligte mitsammen, Siegbekrönte ebenfalls
vereint ist euch der eine Festtag geweiht
heilig voller Verdienste Medardus und berühmt Gildardus
gewährt immer Kraft dem bittenden Volke

In der Abtei S. Médard erfolgte 752 durch Bonifatius (5. Juni 754/1) die Salbung Pippins III. des Jüngeren zum König. In der von Bischof Drausius um 660 gegründeten Benediktinerinnen-Abtei Notre-Dame lebte um 790 Rotrud, eine Tochter Karls des Großen (Äbtissin war damals wohl Gila). Ihr gehörte das kleine Gebetbuch mit der doppelten Litanei, die die laudes regiae umschließt. - In Trier verehrte ihn sehr der heilige Niketius (1. Oktober 561/5). Nahe der Abtei St.Mathias war ihm eine Kirche geweiht. In der Prümer Stiftungsurkunde von 762 wird bereits eine Medarduskirche in Altrip bei Speyer als Stiftungsgut genannt.

4. † an einem 8. Juni, vor 500, entschlief in Fano bei Ancona, der heilige Bischof Fortunatus, der unermüdlich im Loskauf von Gefangenen gewesen ist.

5. † am Donnerstag, dem 8. Juni 696, entschlief in Metz, im damaligen Austrasien, der heilige Bischof Chlodulf, Saint Cloud, 91 J., ein Sohn des heiligen Arnulf (18. Juli 640/6), ein Ratsherr des Königs. Er wurde 656 Bischof und blieb 40 Jahre treu in seinem Amt. Er weihte den heiligen Trudo vom Haspengau (23. November, um 690/11) zum Priester, der sein Vermögen dem Bistum Metz hingab und ein Kloster stiftete, aus dem das später nach diesem genannte Sint-Truiden hervorging. Er liegt begraben in der Kirche Saint Arnaud.

6. † am Dienstag, dem 8. Juni 1154, entschlief in York, der heilige Bischof William Fitzherbert, ein Neffe des Königs von England, ein liebenswürdiger und sanftmütiger Mann, der, von seinem Bischofsstuhl ungerechterweise abgesetzt, sich bei den Mönchen in Winchester aufnehmen ließ, und nachdem der Papst sich für seine Rehabilitierung eingesetzt hatte, nach sieben Jahren geduldigen Ausharrens die Wiedereinsetzung auf seinen Bischofsstuhl erlebte, der dann den Feinden vergeben hat und durch seine Versöhnung den Frieden unter den Bürgern bewirkt hat.

7. † am Freitag, dem 8. Juni 1537 wurde in London zugrundegerichtet, der selige Mönch, Diakon und Märtyrer John Davy, aus der Kartause dieser Stadt, der unter König Heinrich VIII., wegen seiner Treue, die er der Kirche und dem Römischen Papst gehalten hat, im Kerker hart gefoltert worden ist und dort, nach zehn Tagen, vom Hunger verzehrt, zugrundegegangen ist.
Siehe auch 19. Juni, 9/8

8. † am Montag, dem 8. Juni 1896, wurde in Ambiatibe auf Madagaskar zugrunde gerichtet, der selige Priester und Märtyrer Jaques Berthieu aus der Gesellschaft Jesu, der in Frieden und Krieg sich für das Evangelium unermesslich abgemüht hat und, dreimal aus den Missionsgebieten ausgewiesen und dreimal zurückgekehrt, schließlich aus Hass gegen den Glauben mit Stiefeln angegriffen und mehrmals zum Glaubensabfall erfolglos aufgefordert, zugrundegegangen ist.

9. † am Donnerstag, dem 8. Juni 1899, entschlief in Porto in Portugal, die selige Jungfrau Maria vom Göttlichen Herzen Jesu Droste zu Vischering, 36 J., gebürtig aus Münster in Westfalen, aus der Genossenschaft der Schwestern der Liebe vom Guten Hirten, die die Andacht zum Allerheiligsten Herzen Jesu bewundernswert gefördert hat. In Porto war sie Oberin der Schwestern; sie half besonders bußfertigen Prostituierten und mit Kirchenstrafen belegten Priestern.

10. † am Dienstag, dem 8. Juni 1926, entschlief im Dorf Kuzhikkattussery in Kerala, im Herrschaftsgebiet Indiens, die selige Jungfrau Mariam Thresia Chiramel Mankidiyan, 50 J., geboren im Dorf Puthenchira, Kreis Trichur in Kerala, in einer adligen verarmten Familie. Sie war schon als Kind begabt mit tiefer Frömmigkeit und großer Hilfsbereitschaft den Ärmsten und Aussätzigen, sowie notleidenden Familien gegenüber. Sie fastete streng und hatte nicht selten teuflische Quälereien auszuhalten. Mit drei Freundinnen betete sie und half den Bedürftigen. 1903 bat sie ihren Bischof, Mar John Menachery, den Apostolischen Vikar von Trichur, für sich und ihre drei Freundinnen ein Haus für zurückgezogenes Beten gründen zu dürfen. Zehn Jahre erprobte der Bischof ihre Demut und ihren Gehorsam; er schickte sie zu den neu gegründeten franziskanischen Klarissen, aber dorthin fühlte sie sich nicht berufen; er schickte sie zu den Karmelitinnen in Ollur, auch dorthin fühlte sie sich nicht berufen. Schließlich gab er 1913 die Erlaubnis zum Bauen des Bethauses und schickte seinen Sekretär, es einzusegnen. In diesem Haus lebten sie in strenger Anspruchslosigkeit, gingen aber fast täglich hinaus um Notleidenden zu helfen. Am 14. Mai 1914 errichtete der Bischof kanonisch die neue klösterliche Gemeinschaft, unter dem Namen Congregation of the Holy Family, Kongregation der Heiligen Familie, und nahm die Ewige Profess von Miriam Thresia entgegen, nahm zugleich die drei anderen als Postulantinnen auf. Sie wurde vom Bischof als erste Oberin ernannt, der langjährige Seelenführer Mar Joseph Vithayathil wurde zum Spiritual ernannt; von ihren 55 erhaltenen Briefen sind 53 an diesen gerichtet, in denen sie Weisung erbittet. Der Bischof übernahm es, seiner neuen Ordensgemeinschaft die erforderlichen Konstitutionen zu besorgen, indem er von den französischen Schwestern der Heiligen Familie aus Bordeaux, Congregation des Sœurs de la Sainte Famille, die auf Ceylon, Sri Lanka ein Kloster hatten, die Richtlininien übernahm, anpasste und der Gründerin übergab. Sie gründete drei Häuser und verfügte über 55 Mitschwestern, die vor allem zur Mädchenbildung im Lande als Pioniere beigetragen haben. Ihr Spiritual erwies sich besonders als Mitgründer, indem er nach ihrem Tod bis zu seinem eigenen Tod 1964 die Gemeinschaft leitete, ein Vorbild im Vorleben der vorgeschlagenen Lebensregeln. Papst Johannes-Paul II. hat sie am 9. April 2000 auf dem Petersplatz in Rom seliggesprochen.

11. † am Sonntag, dem 8. Juni 1958 entschlief in Braniewo in Polen, dem Braunsberg im ehemaligen Ostpreußen, der selige Nikolaus von Gesturi, Jan Medda, ein Priester aus dem Minderbrüderorden der Kapuziner, der allzeit zur Armenhilfe bereit, viele zur Liebe der Armen, durch sein beständiges Vorbild an Tugend und Wohlwollen, angespornt hat.

Trier: Medard: 3
Münster: Maria Gräfin von Droste zu Vischering: 9


aus dem MARTYROLOGIUM ROMANUM 2004 übersetzt und in vielen Teilen ergänzt
von † Klaus Martin Reichenbach, Priester der Erzdiözese Köln




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Autor: Klaus Martin Reichenbach - zuletzt aktualisiert am 05.06.2015
korrekt zitieren:
Klaus Martin Reichenbach: Artikel
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