Ökumenisches Heiligenlexikon

Deutscher Orden - Selbstdarstellung


Sehr geehrter Herr Schäfer,
mit großem Interesse haben wir Ihre begrüßenswerten Internet-Seiten studiert und gratulieren zu Ihrem Projekt. Leider ist die Seite über den Deutschen Orden sehr fehlerhaft!
Wir ersuche Sie daher dringend ausschließlich den von uns anbei beigefügten autorisierten Text zu verwenden unter Verweis auf unsere Homepage ( http://www.dtorden.or.at/dtorden/index.htm) oder die Seite aus Ihrem Verband ersatzlos zu streichen.

Mit der Bitte um rasche Erledigung,
verbleiben wir mit freundlichen Grüßen
für das Amt des Hochmeisters
Maximilian Mautner von Markhof Fam.OT.

Kurzgeschichte des Deutschen Ordens

Die Geschichte und Entwicklung des Deutschen Ordens spiegelt in ihrem Auf und Ab über eine Zeitspanne von über 800 Jahren nahezu alle Entwicklungen in Europa wider. Sie beginnt im Hochmittelalter zur Zeit des dritten Kreuzzuges, führt über einen eigenen Ordensstaat zur einflußreichen Position im Heiligen Römischen Reich, setzt sich nach einem teilweisen Zusammenbruch im Zuge der Napoleonischen Kriege in einer weitgehenden Neuordnung im 19. Jahrhundert fort und erlebt gerade in unseren Tagen einen abermaligen Aufschwung.

Gründung im Heiligen Land

Der Deutsche Orden wurde im Jahre 1190 - während des dritten Kreuzzuges - im Heiligen Land von Kreuzfahrern aus norddeutschen Hansestädten als Hospitalorden gegründet. Seine erste Tätigkeit galt der Betreuung von hilfesuchenden und verletzten Kreuzfahrern.

Bereits acht Jahre später wurde der Hospitalorden, nach Vorbild anderer Kreuzfahrerorden, in einen Ritterorden umgewandelt und von Papst Innozenz III. als solcher feierlich bestätigt. Auch wurde dem Orden die sogenannte Exemtion verliehen, wodurch er in der kirchlichen Hierarchie aus der jeweiligen Zuständigkeit des Ortsbischofs herausgelöst und direkt dem Papst unterstellt wurde. Diese Sonderstellung ist bis heute gültig und hat für das Wirken des Ordens große Bedeutung.

Der Orden wächst rasant

Nach der Umwandlung zum Ritterorden breitete sich der Orden rasch aus. Im 13. Jahrhundert entstanden jedes Jahr mehrere Kommenden und um 1300 zählte der Orden in Europa ca. 300 Kommenden. 1Unser Leser Georg Schoenpflug von Gambsenberg aus Ulm-Söflingen schreibt: Es tut mir wirklich leid, Ihnen zu schreiben, daß Ihre Darstellung lückenhaft ist. Es fehlt davon der erste Versuch einer Exemtia in Europa, nämlich in Terra Vltrasiluana (Siebenbürgen) recte Terra Borza (Burzenland) im Königreich Ungarn 1211 - 1225. Hier entstand zuerst das Castrum St. Mariae, also die erste Marienburg (ungarisch: Földvar, rumänisch: Feldioara), und noch fünf weitere Burgen.

Infolge der rasanten Vergrößerung des Ordens setze der Hochmeister in einigen Ordensprovinzen Statthalter ein, die sogenannten Landmeister. Der Landmeister für Deutschland erhielt später die auch heute noch bekannte Bezeichnung Deutschmeister. Die älteren Kommenden verdanken ihre Entstehung frommen Kreuzfahrern, die den Orden mit Geld, Grundstücken, mit großen Herrschaften, Kirchen, Klöstern und Spitälern beschenkten. Auch Päpste, Kaiser, Bischöfe, weltliche Fürsten, zahlreiche Adelige und Bürger zählten zu den Geschenkgebern.

Mit dem Jahre 1230 begann einer der bedeutendsten Abschnitte in der Geschichte des Deutschen Ordens. Der nordpolnische Herzog Konrad von Masowien, wandte sich an den Papst und an den Kaiser mit der Bitte um Unterstützung gegen die kriegerischen Pruzzen, welche über Jahrhunderte hinweg Kriege gegen Polen, Pommern und Masowien führten und dort viele Ortschaften, Kirchen und Klöster zerstörten. Dem Deutschen Orden wurden als Belohnung für einen Sieg die territorialen Rechte über das Kulmerland und Livland zugesprochen.

In mehreren Kriegen gelang es den Deutsch-Ordens-Rittern die Pruzzen zu unterwerfen. Sie eroberten ein zum Teil noch unbewohntes und unfruchtbares Land, welches in den folgenden Jahrhunderten kultiviert wurde, zahlreiche Städte und Burgen (z. B. Danzig, Thorn, Kulm, Königsberg u.v. a.m.) wurden ausgebaut bzw. errichtet. Das Territorium, welches heute Teile Nordpolens, Russlands, Litauens, Lettlands und Estlands umfaßt, wurde zum selbständigen Deutsch-Ordens-Staat, der bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts Bestand hatte.

Der Niedergang des Rittertums

Mehrere Ritterorden lösten sich im 14. und 15. Jahrhundert auf - zwei Orden wurden bereits im 13. Jahrhundert in den Deutschen Orden eingegliedert (Ritterorden der Dobriner und der Orden der Schwertbrüder). Der Deutsche Orden war zum selbständigen Staat geworden und hatte sich in nahezu allen europäischen Ländern gefestigt. Aber auch der Deutschordensstaat blieb nicht von Kriegen verschont. In der Schlacht bei Tannenberg (1410) verlor der Deutsche Orden einen Teil des Territoriums und wurde so geschwächt, daß es 1466 zur Teilung des Landes und zur Unterstellung des westlichen Teiles unter den polnischen König kam.

Der Orden verlegte seine Residenz in den nördlichen Teil des Landes, nach Königsberg. Der Hochmeister Albrecht von Brandenburg unterwarf sich nach einem weiteren Krieg dem König von Polen, der ihm zugestand, das Ordensland als weltliches Fürstentum zu regieren. Somit legte Albrecht von Brandenburg den Ordensmantel und die Hochmeisterwürde ab (1525) und wurde erster Herzog von Brandenburg, dem späteren Preussen. 2Unser Leser Paul Schmidt (E-Mail vom 16. Februar 2004) hat uns aufmerksam gemacht: Albrecht von Brandenburg war der 1. Herzog von Preussen und nie Herzog von Brandenburg. Brandenburg war nie ein Herzogtum, sondern eine Markgrafschaft und seit Kaiser Karl IV. Kurfüstentum. => Albrechts Biographie. Die nunmehr vakante Führung des Ordens übernahm der bisherige Deutschmeister Walter von Cronberg, verlegte die Ordensresidenz nach Mergentheim und nahm den Titel Hoch- und Deutschmeister an.

Das 16. Jahrhundert brachte für den Orden schwere Zäsuren. Nicht nur das preussische Ordensland ging verloren, auch aus anderen Provinzen mußte sich der Orden zurückziehen. Die Reformation brachte es mit sich, daß Ordensbesitzungen unter die Herrschaft evangelischer Fürsten kamen. Einige Ordensritter und Ordensbrüder wechselten zu den neuen Bekenntnissen über und bald gab es lutheranische und kalvinistische Mitglieder des Deutschen Ordens.

Auf Grund der ungebrochenen hohen Anerkennung, die der Orden genoß, wollten einige der zu den neuen Lehren übergetretenen Ritter Ordensmitglieder bleiben und sahen in ihrem neuen Bekenntnis keinen Hinderungsgrund. So kam es zur beispiellosen Situation, daß unter einem katholischen Oberen, dem Hochmeister, Ritter und Priester dreier Konfessionen weiterhin ihren Dienst versahen. Diese Phase der Ordensgeschichte wird als die Zeit der Trikonfessionalität bezeichnet.

Von den Türkenkriegen bis zu Napoleon

Dem Kampf an der Seite der kaiserlichen Truppen gegen die Türken galt ein großer Teil der Mittel und der Kraft des Deutschen Ordens im 17. und im 18. Jahrhundert. Zwischen 500 und 1000 Mann stellte der Deutsche Orden regelmäßig für die Truppenkontingente gegen die Türken.

Nach den Türkenkriegen erhielten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die rein weltlichen Aufgaben der Ritterorden immer größere Bedeutung. Auch beim Deutschen Orden beschäftigte man sich mit der Verwaltung der Ordensbesitzungen und nach außen hin zeigte sich der barocke Glanz des Ritterordens mit reger Bautätigkeit von Schlössern und dem Ausbau der Komtureien zu herrschaftlichen Gutsbesitzungen. Die Priesterbrüder kümmerten sich um Seelsorge und um die Verwaltung der Kirchen und Pfarreien.

Das Zeitalter Napoleons brachte schwere Zeiten für den Orden. Er wurde verboten, seine Besitzungen in den napoleonischen Gebieten aufgehoben und der jeweiligen Landesherrschaft unterstellt. Nur im österreichischen Kaiserreich blieb der Deutsche Orden erhalten. Mit dieser politisch erzwungenen Entwicklung hatte auch die Trikonfessionalität ihr Ende gefunden, der Orden war wieder ein rein katholischer Orden. Kaiser Franz und der Staatskanzler Metternich gaben dem Orden ab 1839 eine neue Rechtsgrundlage, der Orden gab sich neue Statuten und hieß nun für acht Jahrzehnte Deutscher Ritterorden, die Hochmeister waren Habsburger, Erzherzöge von Österreich.

Unter dem Hochmeister Erzherzog Maximilian und durch den Priester und Theologieprofessor Peter Rigler wurde der Orden mit grundlegenden Reformen neu gestaltet und auch das Schwesterninstitut wurde neu belebt. Innerhalb weniger Jahre nahm die für damalige Zeiten besonders moderne und dynamische Schwesternkongregation einen raschen Aufschwung. Um 1900 gab es auf dem Gebiet der Österreich-Ungarischen Monarchie über 1000 Deutschordensschwestern an über 60 Wirkungsstätten wie in Spitäler, in Schulen und Kindergärten und in den Pfarreien des Ordens. Weiters gab es an die 1.000 Deutschordensritter, Familiaren und Priester.

Nach dem Untergang der Österreichisch-Ungarischen Monarchie wurde auf Grund der politischen Wirrnisse, und der Aufsplitterung der Ordensbesitzungen in nunmehr sechs Staaten, der Ritterorden vom Hochmeister Erzherzog Eugen in einen geistlichen Orden umgewandelt, dem nun seit 1923 ein Priester als Hochmeister vorsteht. Der Orden besteht heute aus drei Zweigen, den Priestern, Schwestern und Laien - den sogenannten Familiaren.

Verfolgungen durch Nationalsozialisten

1938 wurde von den nationalsozialistischen Machthabern der Orden in Österreich verboten und die Ordensbesitzungen unter die Verwaltung des Deutschen Reiches gestellt. (1947 wurden die österreichischen Besitzungen dem Orden von der Republik Österreich zurückerstattet). Sowohl der Deutsche Orden selbst, als auch zahlreiche Ordensmitglieder hatten unter schwerer Verfolgung zu leiden. Einige mußten ihre Treue zum Orden mit dem Leben bezahlen. Die Gründe für dieses Vorgehen gegen den Orden sind mit kurzen Sätzen schwer zu erläutern. Fest steht jedoch, daß die Ordensprinzipien, wie beispielsweise den christlichen Glauben gegen alle Feinde des Christentums und der Kirche zu schützen, sowie die unbedingte Treue zum Papst Gründe für das Verbot des Ordens waren.

Ein weiterer Grund war, daß die nationalsozialistische Propaganda sich einiger Elemente der Ordensgeschichte bediente, um sie - selbstverständlich gegen den Willen des Ordens - für ihre verbrämte und umgeschriebene Geschichtsdarstellung und historische Propaganda zu mißbrauchen. Gegen diese widerrechtlichen Verwendungen konnte der verbotene und verfolgte Orden nichts unternehmen und muß auch heute noch manchmal gegen falsch gedeutete Ordenssymbole (z. B. das 800 Jahre alte Deutschordens-Kreuz) und eine teilweise verfälschte Geschichtsschreibung ankämpfen.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden mit der Machtübernahme der Kommunisten in der Tschechoslowakei und im damaligen Jugoslawien die nationalsozialistischen Enteignungen im wesentlichen gutgeheißen und die meisten Ordensbesitzungen gleich wieder in staatliche Verwaltung übergeführt, Klöster und Schulen aufgelassen oder der Kommunistischen Partei übergeben. Zahlreiche Priester, Schwestern und Familiaren wurden in die kommunistischen Gefängnisse und Lager verschleppt. In den späten vierziger Jahren flüchteten die meisten der in der CSSR lebenden Ordensangehörigen in die Bundesrepublik Deutschland und gründeten in verlassenen Kirchengütern neue Ordensniederlassungen des Deutschen Ordens.

Neue Herausforderungen für den Deutschen Orden

Erst nach der sogenannten samtenen Revolution vom Spätherbst 1989 in der damaligen Tschechoslowakei und der neuen staatlichen Selbständigkeit von Slowenien konnte der Deutsche Orden wieder engen Kontakt zu den noch lebenden Ordensangehörigen dieser Länder aufnehmen. Bereits in den wenigen Monaten der Wiederentstehung neuen Ordenslebens in Slowenien, in der Slowakei und in Tschechien erfuhr der Orden starken Zulauf. Um nicht in den Ruf des lediglich Zurück-Verlangens zu kommen, beschloß die Ordensleitung ein großes Wagnis - den Neubau eines Klosters in der slowakischen Kleinstadt Topolcany. Dieses wurde in zweijähriger Rekordzeit fertiggestellt und im August 1993 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht. Inzwischen gehört dieses Kloster zum selbstverständlichen Leben in Topolcany. Es finden dort Kindergarten- und Religionsstunden, Sprach- und Computerkurse, und viele andere Bildungs- und Seelsorgeaktivitäten statt.

Die seelsorgliche Arbeit in einigen der zwölf Ordenspfarreien in Slowenien, den Pfarreien in der Tschechischen Republik und vor allem die Tätigkeiten der Deutsch-Ordens-Schwestern in Troppau konnten in den frühen neunziger Jahren ebenso wieder aufgenommen werden.

Am 11. Februar 1991 ermunterte Papst Johannes Paul II. bei der Privataudienz aus Anlaß der Feier des 800-jährigen Ordens-Bestehens die Mitglieder des Deutschen Ordens zum weiteren intensiven Einsatz für Gott und die Hilfsbedürftigen.

Der Sitz des Hochmeisters, das Museum (die Schatzkammer) des Deutschen Ordens, das Zentralarchiv und das Hochmeisteramt befinden sich heute im Deutsch-Ordens-Haus in Wien. Es stellt das Zentrum eines kleinen, aber intensiv wirkenden Ordens dar, der heute in vielen Gebieten Mitteleuropas seine Tätigkeit entfaltet.

Der Deutsche Orden besteht nunmehr seit über 800 Jahren in ununterbrochener Kontinuität und Identität.

Marienburg im Burzenland in Siebenbürgen, 1211 erbaut unter Ordensmeister Hermann von Salza und Landesmeister Frater Theodoricus
Marienburg im Burzenland in Siebenbürgen, 1211 erbaut unter Ordensmeister Hermann von Salza und Landesmeister Frater Theodoricus

1 Unser Leser Georg Schoenpflug von Gambsenberg aus Ulm-Söflingen schreibt: Es tut mir wirklich leid, Ihnen zu schreiben, daß Ihre Darstellung lückenhaft ist. Es fehlt davon der erste Versuch einer Exemtia in Europa, nämlich in Terra Vltrasiluana (Siebenbürgen) recte Terra Borza (Burzenland) im Königreich Ungarn 1211 - 1225. Hier entstand zuerst das Castrum St. Mariae, also die erste Marienburg (ungarisch: Földvar, rumänisch: Feldioara), und noch fünf weitere Burgen.

2 Unser Leser Paul Schmidt (E-Mail vom 16. Februar 2004) hat uns aufmerksam gemacht: Albrecht von Brandenburg war der 1. Herzog von Preussen und nie Herzog von Brandenburg. Brandenburg war nie ein Herzogtum, sondern eine Markgrafschaft und seit Kaiser Karl IV. Kurfüstentum. => Albrechts Biographie.





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Autor: Maximilian Mautner von Markhof Fam.OT. - zuletzt aktualisiert am 21.10.2018

Quellen:

korrekt zitieren: Maximilian Mautner von Markhof Fam.OT.: Artikel Deutscher Orden - Selbstdarstellung, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon - https://www.heiligenlexikon.de/Orden/Deutscher_Orden-Selbstdarstellung.html, abgerufen am 23. 12. 2024
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.