Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Alkuin (Alcuin)
B. Alcuinus (Alcwinus, Alchwinus, Alchuinus, Albinus), Levita et Abbas, (19. Mai). Angelsächsisch Al-win, d.i. der Allgewinnende, Allgeliebte; oder Alc-win = der ganz Geliebte etc. - Der sel. Alcuin war aus einer adelichen Familie Englands entsprossen, und wurde um das Jahr 735 zu York (Eboracum) geboren. Da sein Name wegen des Buchstabens W für Auswärtige nicht so leicht auszusprechen war, verwandelte er ihn in das sanftere Albin und setzte noch, als er in Frankreich war, den Vornamen Flaccus bei, so daß er sich in Briefen meistens Flaccus Albinus (nicht Albinus Flaccus, wie Einige sagen) nannte. Mabillon gibt sich alle Mühe, den Beweis zu führen, der sel. Alcuin sei in einem Benedictinerkloster zu York erzogen worden und später daselbst in den Orden getreten. Butler tritt ihm in soferne bei, als er sagt, der Selige trat in das Kloster zu York, während die Bollandisten sich darüber nicht direct aussprechen. Allein, wer das Leben des Seligen, wie es bei Mabillon steht, aufmerksam liest, der muß der Ansicht jener beistimmen, welche sagen, er sei ein Canoniker zu York gewesen. In seiner Vaterstadt York nun wurde er frühzeitig der Domschule übergeben, in der er unter der Leitung des Egbert und Elbert, die beide nach einander Erzbischöfe von York waren, seine wissenschaftliche Ausbildung erhielt. Er lernte hier nicht nur die lateinische, griechische und hebräische Sprache, sondern wurde auch in alle geistliche Wissenschaft eingeweiht. Als er im J. 780 nach Rom kam, um für seinen Erzbischof Eanbald, den Nachfolger Elberts, das Pallium zu holen, kam er auf seiner Rückkehr zu Parma mit Karl dem Großen zusammen, der sehnlichst ihn bei sich zu behalten wünschte. Allein Alcuin berief sich auf die kirchlichen Gesetze, die ihn verpflichteten, zu seiner Kirche zurückzukehren, und ließ sich nicht eher in Frankreich nieder, als bis es sein Erzbischof und der König von Northumberland auf inständiges Begehren Karls des Großen erlaubt hatten. In Frankreich eröffnete er eine Schule am Hofe des Königs, der seinen Vorträgen mit seinen Kindern und den Großen des Hofes beiwohnte. Auf seinen Rath errichtete der Fürst nicht nur am Hofe eine gelehrte Akademie, sondern versah auch mehrere andere Orte mit gelehrten Schulen. Außerdem wurde er auch in weltlichen Dingen berathen, und so war er es, der im Auftrage des Königs im Jahre 790 nach England ging, um einige Streitigkeiten Karls mit dem Könige Offa auszugleichen. Vorzüglich aber wurde seine Thätigkeit für geistliche Dinge verwendet. Nachdem er auf dem Concil zu Aachen im J. 799 den Irrlehrer Felix von Urgel gründlich widerlegt und zum Widerrufe gebracht hatte, wurde ihm zu gleicher Zeit die Leitung mehrerer Abteien anvertraut, um den klösterlichen Geist daselbst wieder zu beleben, wenn er im Erlöschen war, oder einzuführen, wenn er abhanden gekommen. So hielt er sich nach einander in den Klöstern von Ferrieres, vom hl. Martin zu Tours, zu Comery (Comaricum) u.s.w. auf, und wirkte daselbst mit Segen. Dabei kam er auf Verlangen seines Königs von Zeit zu Zeit an den Hof, erbat sich aber, als das Alter heranrückte, die Erlaubniß, daß er für immer fern von demselben bleiben und nach Ablegung aller seiner Aemter im Kloster zu St. Martin in Tours seine Lebenstage beschließen dürfe, einzig mit dem Heil seiner Seele beschäftigt. Er starb am 19. Mai 804. Zwar sucht Mabillon zu beweisen, daß der sel. Alcuin noch im J. 809 gelebt habe, und daß sein Todesjahr, wenn nicht in das Jahr 815, so doch gewiß in das Jahr 810 zu setzen sei. Allein er irrt sich nicht nur in seiner Berechnung, wie die Bollandisten schlagend dargethan haben, sondern er hat auch das Leben des Seligen und die bedeutendsten Martyrologien, wie das von Rhabanus Maurus, gegen sich. Einige haben behauptet, der Selige sei zu Comery, Andere, er sei zu Hersfeld in Deutschland begraben worden, allein mit großem Unrecht, da fast einstimmig berichtet wird, er habe im Kloster des hl. Martin zu Tours seine letzten Lebenstage verlebt und sei daselbst begraben worden. Von ihm sind viele Schriften auf uns gekommen, die i. J. 1617 von Duchesne (Chesnius) zu Paris in drei Foliobänden erschienen. Endlich muß noch bemerkt werden, daß unser Seliger nie eine öffentliche Verehrung genossen habe, nur in den Benedictinerklöstern, denen er vorstand, wird sein Andenken (jedoch an verschiedenen Tagen) gefeiert.