Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Antoninus von Florenz
S. Antoninus (Antonius), Aëp. (2. al. 10. Mai). Der hl. Antoninus - eigentlich Antonius, aber wegen seiner kleinen Gestalt Antoninus d.i. der kleine Anton genannt - Erzbischof von Florenz, wurde in dieser Stadt im Jahre 1389 von angesehenen Eltern geboren. Der einzige Sohn des Nikolaus Pierrozzi, der ein öffentlicher Notar (Notarius publicus) war, und dessen Gemahlin Thomassina, beide aus sehr geschätzten Familien, war er von Jugend auf dem Gebete und der Einsamkeit ergeben und zeichnete sich vor seinen Mitschülern durch seine Geistesgaben und wissenschaftliche Fortschritte aus. Als er einst den frommen und gelehrten Dominicaner P.Dominici, der nachher Cardinal-Erzbischof von Ragusa und Legat des hl. Stuhles in Ungarn wurde und zu Fiesole, zwei Meilen von Florenz, ein Kloster seines Ordens erbauen ließ, predigen hörte, empfand er eine besondere Freude an dessen salbungsvollen Reden, und flehte ihn um das Glück an, in seinen Orden aufgenommen zu werden. Der Pater aber, welcher seine Jugend sah und zugleich befürchtete, der Orden könnte ihm zu strenge seyn, gab ihm den Rath, noch einige Jahre zu warten und sich auf die Erlernung des canonischen Rechtes zu verlegen, beifügend, man werde ihn dann annehmen, wenn er das Decretum Gratiani werde auswendig gelernt haben. Antoninus ließ sich durch eine so schwierige Aufgabe nicht abschrecken, verlegte sich auf das Studium des gratianischen Decrets, und wurde, als er nach Verlauf eines Jahres seine Bitte bei dem Vorsteher von Fiesole wieder erneuerte und auf die an ihn gestellten Fragen über jenes Decretum trefflich antwortete, in seinem 16. Jahre in den Orden aufgenommen, in welchem er in Bälde alle seine Mitbrüder in der christlichen Vollkommenheit übertraf. Noch nicht gar weit in den Jahren vorgerückt, vertraute man ihm schon die Leitung des großen Klosters der Minerva zu Rom an und bekleidete er in der Folge nach einander zu Neapel, zu Gaëta, Cortona, Siena, Fiesole und Florenz das Amt eines Priors. Ueberall brachte er es dahin, daß die Regeln des Klosters genau beobachtet wurden, indem er mit der Kraft des Wortes die des Beispieles verband. Während seines Aufenthaltes auf dem Concil zu Florenz, wo er in der Eigenschaft eines Theologen allen Sitzungen und allen Unterredungen zwischen den Griechen und Lateinern beiwohnte, wurde er zum Prior des Klosters des hl. Marcus daselbst erwählt und nach dem Tode des Erzbischofes Bartholomäus Zarabella von Papst Eugen IV. auf den dadurch erledigten erzbischöfl. Stuhl daselbst erhoben. Nur nach vielem Zureden und selbst Androhungen des Papstes konnte er sich zur Annahme dieser Würde verstehen, und so wurde er dann im März des J. 1446 consecrirt. »Es ist nicht zu beschreiben,« heißt es im röm. Brevier (ad 10. Mai. lect. VI.), »mit welcher Klugheit, Frömmigkeit, hinopfernder Liebe, Milde und Güte, und dabei mit hl. priesterlichem Eifer er das bischöfliche Amt versah.« Trotz seiner vielfachen Geschäfte betete er nebst den kirchlichen Tagzeiten jeden Tag noch die Tagzeiten der Mutter Gottes und die sieben Bußpsalmen, und jede Woche zwei Mal die Tagzeiten der Verstorbenen und den ganzen Psalter an den Festen. Bekannt ist der Ausspruch unseres Heiligen, von dem sein Geheim- und Lebensbeschreiber Franc. Castillo sagt, er verdiene mit goldenen Buchstaben geschrieben zu werden, der Ausspruch nämlich: »Kein Geschäft wird uns den innern Frieden rauben, wenn wir uns in unserem Herzen ein einsames Plätzchen halten, wo wir bei uns selbst seyn können, und wo das Gewirre der Welt keinen Eingang hat.« Als Papst Eugen IV. erkrankte, ließ er den Heiligen nach Rom kommen, empfing aus seinen Händen die hl. Sterbsacramente und starb in den Armen desselben am 23. Februar 1447. Auch bei Eugens Nachfolger, Nikolaus V., stand der hl. Antoninus in hoher Achtung, die so groß war, daß er den Ausspruch gethan haben soll, er nehme keinen Anstand, den hl. Antoninus noch bei Lebzeiten ebenso zu den Heiligen zu rechnen, wie er dieß beim hl. Bernardinus nach dessen Tode gethan habe (Non minus, ait, ego Archiepiscopum Florentinum Sanctorum catalogo adhuc vivum adscribendum putarem, quam Bernardinum mortuum, quem ego … decoravi). Endlich nach vielen Mühen, nach Abfassung vieler vortrefflicher Schriften starb er, nach Empfang der hl. Sacramente, unter Küssen des Crucifixbildes am 2. Mai 1459 im 70. Jahre seines Alters, im 13. seines bischöflichen Amtes, und wurde, wie er es gewünscht, in der Dominicanerkirche des hl. Marcus feierlichst begraben. In seinen letzten Augenblicken wiederholte er die Worte, die er so oft, als er noch gesund war, zu sprechen pflegte: »Gott dienen ist herrschen« (Deo servire regnare est). Papst Pius II., der sich damals zu Florenz befand, wohnte seinem Leichenbegängnisse bei und Hadrian IV. (Clemens VII. gab die Bulle heraus) setzte ihn 1523 unter die Zahl der Heiligen. Im J. 1589 wurde sein Leib, der noch ganz unversehrt war, feierlich in eine Kapelle derselben Kirche zum hl. Marcus übertragen, welche Kapelle man zu seinem Empfange bereitet hatte, und die von zwei Brüdern von Salviati prachtvoll ausgeschmückt worden war. Sein Fest findet sich im röm. Mart. und Brevier am 10. Mai, weil es vom 2. Mai, auf welchen Tag es von Papst Hadrian VI. gesetzt worden, wegen des Festes des hl. Athanasius, das später bei der Reformation des Breviers auf diesen Tag gekommen war, auf den 10. Mai transferirt werden mußte. Uebrigens wird im Mart. Rom. des hl. Antoninus auch am 2. Mai, als seinem Todestage, gedacht; dagegen steht sein Name in demselben Mart. für den Dominicanerorden blos am 10. Mai. - Auf Gemälden wird er als Dominicaner mit der bischöflichen Insul dargestellt. Im Jahre 1845 den 12. Sept. wurde von Papst Gregor XVI. angeordnet, daß sein Fest in der ganzen Kirche sub ritu dupl. min. gefeiert werde. (Corresp. de Rome I. p. 42). - Er hat mehrere Schriften hinterlassen, wovon die Summa theologica (kurzer Inbegriff der Theologie) das bedeutendste ist. Endlich wird in den Legenden von Silbert (I. 75) erzählt, er habe einem Bauer, der ihm einen Korb Aepfel gebracht, »Vergelts Gott« gesagt, und, da der Bauer meinte, er habe etwas Besseres verdient, diese Worte auf ein Papier geschrieben und auf die Wage gebracht, worauf das Papier schwerer gewogen habe als der Apfelkorb.