Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Johannes von Capestrano
S. Johannes Capistranus Conf. Ord. Min. (23. Oct.). Das Leben und Wirken dieses großen Volkspredigers ist von dem gegenwärtigen Vorstande der Bollandisten Joseph van Hecke im neuesten Bande am 23. Oct. (X. 269-552) sehr ausführlich behandelt, indem zuerst (269) der Commentar in 46 Paragraphen gegeben wird, dann drei von Gefährten des hl. Johannes verfaßte, im Kloster Aracöli in Rom im Manuscript aufbewahrte Vitae folgen, und zwar eine (439) von Fr. Nikolaus de Fara, eine andere (483) von Fr. Hieronymus von Udine, eine dritte (491) von Fr. Christophorus a Varisio (Varese), und endlich im Anhange (546) einige seiner Briefe abgedruckt sind. Wir wollen nun das Wesentlichste davon in gedrängter Kürze hier geben: Geburtsort des hl. Johannes ist das Städtchen Capistrano (Capistranum) in dem Gebiete von Aquila, Diöcese Sulmona im Süden des Königreiches Neapel. Hier wurde er geboren am 24. Juni 1386 1, also am Feste des hl. Johannes des Täufers, von welchem er dann in der heil. Taufe den Namen Johannes erhielt. Sein Vater, welcher nach einigen Biographen den Namen Her oder Hera hatte, war von Geburt wahrscheinlich ein Deutscher, der mit einem Kriegszuge nach Italien kam und dort eine Frau nahm, deren Name nicht bekannt ist, die aber in Capistrano selbst geboren war. Sie hatten außer unserm hl. Johannes noch mehrere Kinder, deren Nachkommen in Capistrano blieben und den Namen Del Tedesco, d.i. »des Deutschen« führten. Als Knabe von 6 Jahren verlor Johannes seinen Vater; die Mutter aber sorgte dafür, daß er eine gelehrte Bildung erhielt. Nachdem er zum Jüngling herangereift war und die nöthigen Vorkenntnisse sich erworben hatte, bezog er die damals berühmte Hochschule zu Perugia (Perusia) und widmete sich mit größtem Fleiße dem Studium der Rechtswissenschaft, in welcher er denn auch den Doctorgrad erlangte. Ungefähr 10 Jahre lang hielt er sich an der Universität auf und wurde schon als Student vielfach von Leuten aus allen Ständen um Rath gefragt. Im J. 1412 erhielt er seine erste Anstellung als Richter in Perugia von dem Könige Ladislaus von Neapel, dem damals die Stadt verpfändet war. In Verwaltung seines Richteramtes zeichnete er sich durch Klugheit, hohe Gerechtigkeitsliebe und Unbestechlichkeit ebenso sehr aus, wie durch seine Milde und Güte. Wie in so vielen Städten Italiens wütheten damals auch im Innern von Perugia die heftigsten Parteikämpfe. Auch unser Johannes wurde im J. 1416 in dieselben verwickelt und von der Gegenpartei gefangen genommen. Seine Haft in dem Thurme von Brusa war eine sehr harte und dauerte geraume Zeit. Ein Versuch, sich zu befreien, mißlang. In dieser Gefangenschaft hatte er nun eine wunderbare Erscheinung, welche er einmal einem Bürger von Aquila, Namens Jacobus de Franchis, selbst erzählte. Nach dieser Erzählung, welche der Bollandist S. 277 ff. gibt, und die wir auch im Folgenden benützen, schaute er nämlich in seinem tiefen Gefängnisse einen Minoriten, den er später als den hl. Vater Franciscus von Assisi erkannte. Nachdem dieser wieder verschwunden war, bemerkte Johannes, daß sein Haupt nach Art der Mönche geschoren war. Dadurch reiste sein Entschluß, in den Orden des hl. Franciscus zu treten. Die traurigen Erfahrungen, die er bereits in der Welt gemacht, hatten denselben zweifelsohne schon vorbereitet. Nachdem er endlich um die ungeheure Summe von 400 Ducaten (nach heutigem Gelde, wie der Bollandist bemerkt, beiläufig 160,000 Frcs) seine Freiheit wieder erlangt hatte, entließ er seine Braut, mit der er bereits verlobt 2 war, verkaufte Alles und theilte den Erlös unter die Armen aus. In dem außerhalb Perugia gelegenen Franciscanerkloster erhielt er auf sein Bitten Aufnahme, nachdem er eine große Probe seiner Demuth und seines lautern Eifers gegeben hatte. Er übernahm es nämlich, in dem armseligsten Anzuge, verkehrt auf einem Esel sitzend, durch die Straßen der Stadt zu reiten, wo ihn Jedermann kannte. Auf seinem Kopfe trug er eine Mütze, auf der alle seine begangenen Sünden zu lesen waren. Die Jugend der Stadt lief ihm nach und warf ihn mit Koth, während fast Jedermann ihn als Narren behandelte. Nachdem er auf solche Weise seinen entschiedenen Bruch mit der Welt kund gegeben, erhielt er am Feste des hl. Franciscus (4. Oct. 1416) das heil. Kleid, und nach glücklich vollendetem Noviziate machte er in der Octav von St. Franciscus im J. 1417 seine Profession. Während seines Aufenthaltes im Kloster hatte er als Lehrer den hl. Bernardinus von Siena (1418). Nach vollendetem Studium der Theologie erhielt der hl. Johannes die Priesterweihe und begann nun ungefähr im J. 1420 selbst seine apostolische Wirksamkeit, die nach und nach auf den größten Theil von Europa, auf Gläubige und Ungläubige, sich erstreckte und fast 40 Jahre lang dauerte. Zuerst trat er in Italien mit dem größten Erfolge als Bußprediger auf, und von Tag zu Tag mehrte sich sein Ansehen beim Volke, das er in rechter Weise zu fassen vermochte. Es werden wenige Städte Italiens seyn, in denen er nicht seine Stimme erschallen ließ. Noch im J. 1420 treffen wir ihn als Prediger in Siena, in Udine (Utina) und in Lanciano (Ansanum seu Lancianum), später (1427) in Verona, dann in Trient und dessen Umgegend (1438), wohin ihn der Bischof Alexander eingeladen hatte. Im folgenden Jahre war er wieder in Trient und hielt bei Gelegenheit der dortselbst versammelten Diöcesansynode eine Rede, die noch vorhanden ist. Im J. 1447 ließ er seine Bußpredigt in seiner eigenen Vaterstadt erschallen und zwar mit solchem Erfolge, daß seine Mitbürger ein Kloster von dem Orden der Observanten in ihren Mauern haben wollten. Im J. 1451 erscheint er als Prediger in der Umgegend von Brescia (Brixia), ferner in Vicenza, Verona, Padua und Mantua. Der Zulauf von allen Seiten war staunenerregend. Uebrigens dürften die Zahlen (100,000), die von den Geschichtschreibern damaliger Zeit angegeben werden, jedenfalls zu hoch gegriffen seyn. Schon bald nach seinem öffentlichen Auftreten war sein Ruf so groß, daß er von der Königin Johanna II. von Neapel als Inquisitor gegen die Juden aufgestellt wurde. Auch hatte er zum Concil von Ferrara im J. 1438 eine Einladung erhalten. Durch seine gewaltigen Predigten hatte unser Johannes bereits die Aufmerksamkeit des Apostolischen Stuhles auf sich gelenkt, und wir treffen ihn mehrmals mit Sendungen von dieser Seite betraut. So wurde er von Papst Eugen IV. zugleich mit dem hl. Laurentius Iustinianus nach Venedig gesandt, um das Verhalten des Ordens der Armen Christi (Jesuaten) zu prüfen. Nach strenger Probe ihrer Grundsätze und ihrer öffentlichen Wirksamkeit wurden sie von den gegen sie angebrachten Klagen freigesprochen und für unschuldig erklärt (1437). Derselbe Papst sendete unsern Heiligen auch zu dem Herzoge Philipp Maria von Mailand und ebenso zu Herzog Philipp dem Guten von Burgund. Der Zweck dieser Sendungen war, die genannten Fürsten in gutem Einvernehmen mit dem päpstlichen Stuhle zu erhalten gegenüber den antikirchlichen Bestrebungen der Väter des Baseler Conciliums. Capistrano erreichte den Zweck seiner Sendungen vollständig. Wahrscheinlich in derselben Angelegenheit wurde ihm auch eine Sendung nach Sicilien anvertraut, woselbst wir ihn im Jahre 1444 finden. Einen neuen Beweis seines Vertrauens gab der Apostolische Stuhl unserm Heiligen dadurch, daß im J. 1447 Papst Nikolaus V. ihn zum Inquisitor gegen die Juden ernannte, wie dieß schon früher die Königin von Neapel gethan hatte. Als solcher verfuhr er mit großer Gerechtigkeit und zugleich Milde und hatte die Freude, im J. 1450 einen berühmten Rabbi Gamaliel mit 40 seiner Glaubensgenossen zum Christenthume zu bekehren. - Eine sehr große Thätigkeit entfaltete er besonders in seinen eigenen Ordens-Angelegenheiten. Wie der hl. Bernardinus, sein Lehrer, gehörte auch unser hl. Johannes von Capistrano jenem Theile der Franciscus-Schüler an, die wegen strengerer Beobachtung der heil. Ordensregeln den Namen »Observanten« erhielten, die aber von den »Conventualen,« welche einer milderen Praxis huldigten, vielfach verfolgt wurden. Hier übernahm nun der hl. Johannes mit Eifer und Glück die Vertheidigung. Um den Observanten recht zu schaden, wurden sie oftmals als Fraticelli erklärt, was in so ferne wohl geschehen konnte, als diese ein ähnliches Leben nach Außen führten, wie die Observanten, übrigens aber oft arge Mißbräuche trieben. Als Papst Martin V. sämmtliche in Italien lebende Observanten nach Rom kommen und sie zur Aburtheilung in ein Kloster sperren ließ, vertheidigte Johannes seine Mitbrüder mit dem glücklichsten Erfolge vor der päpstlichen Commission. Auf dem im J. 1430 nach Rom berufenen, aber in Assisi abgehaltenen Generalcapitel des ganzen Ordens entfaltete Capistrano eine hervorragende Thätigkeit und stimmte für die Beibehaltung der Einheit des Ordens. Er entwarf die Ordensconstitutionen, die am 22. Juni bestätigt und beschworen wurden. Aber schon nach einem Monate war es den Gegnern der strengern Lebensweise gelungen, eine Milderung derselben bei dem Papste Martin V. zu erwirken. Dessen Nachfolger Eugen IV., ein Freund Capistrano's, hob diese Milderung wieder auf (1431). Aber schon im folgenden Jahre 1432 sah er sich, veranlaßt, die von Martin zugelassene Milderung ebenfalls zu genehmigen. Zugleich aber gestattete er auch den Observanten, unter eigenen Vicaren leben zu dürfen. Letztere Vergünstigung dankten sie hauptsächlich den Bemühungen und dem Einflusse Capistrano's Schon im J. 1441 wurde des Coadjutor des hl. Bernardinus von Siena, den er schon früher siegreich vor Martin V. (1427) gegen die falschen Anklagen seiner Feinde vertheidigt hatte. Derselbe hatte nämlich, wie der Bollandist S. 318 ff. bemerkt, als Quardian von Fiesole, vorzüglich um den Sünden gegen das zweite Gebot Gottes entgegen zu arbeiten, besonders auf die damals etwas in den Hintergrund gedrängte Verehrung des heiligsten Namens Jesus hingewirkt und zu diesem Zwecke z. B. Täfelchen machen lassen, auf welche der Name Jesus mit den Anfangsbuchstaben IHC oder auch IHS 3 schön gemalt war, was ihm aber von Andern übel ausgelegt wurde. Doch der hl. Johannes vertheidigte ihn kräftigst, indem er die uralte Gewohnheit der Verehrung dieses heiligsten Namens in der Kirche nachwies und dieselbe auch mit allem Eifer überall zu verbreiten sich bemühte. Nach dem Tode Bernardins arbeitete Capistrano von 1444 bis 1450 unermüdet für die Canonisation seines heil. Meisters und erlangte auch hier glücklichen Erfolg, indem der hl. Bernardinus am 24. Mai 1450 canonisirt wurde. Im J. 1443 wurde Capistrano Generalvicar der Observanten jenseits der Alpen, in welchem Jahre dieselben auch die berühmte Kirche S. Maria in Ara coeli auf dem römischen Kapitole in Besitz erhielten. Als solcher beförderte er die gelehrten Studien bei seinen Ordensgenossen und vertheidigte mit Muth die fast unabhängige Stellung, welche sie den Conventualen gegenüber einnahmen. Bis an sein Lebensende beschäftigte ihn diese Vertheidigung seines Ordenszweiges und er bot Alles auf, was in seinen Kräften stand, um glücklichen Erfolg zu erzielen. Als aber Papst Calixtus III. die Frage auf eine für die Observanten nicht günstige Art löste, gehorchte zwar Capistrano dem päpstlichen Decrete, aber noch sterbend sprach er seine Zuversicht aus, daß dereinstens noch bessere Zeiten für seine Ordensbrüder kommen werden. Viele Klöster verdanken ihre Gründung oder Reform dem Heiligen. So wurde von ihm im J. 1447 ein Kloster zu Capistrano begründet; im selben Jahre auch zu Aquila; im J. 1449 zu Troja in der Capitanata, auf Creta etc., und das Frauenkloster zu Perugia schreibt ihm seine Reform zu. Auch in Deutschland gründete er solche Klöster zu Wien (1451); zu Klosterneuburg und Brünn; im J. 1453 zu Krakau und Warschau (Varsovia); Olmütz, Breslau und Troppau; ferner im J. 1456 zu St. Pölten, Langenlois, Egenburg, Enzersdorf am Gebirge etc. Auch begünstigte er auf jede mögliche Weise den sogenannten dritten Orden und sorgte für dessen Weiterverbreitung. Auch gegen die schon oben erwähnte, sehr gefährliche Sekte der Fraticelli, die damaligen Communisten und Socialisten, sehen wir ihn thätig, wie der Bollandist §. XV. S. 323 ff. ausführlich nachweist. - Doch blieb seine Wirksamkeit nicht auf Italien beschränkt, sondern erstreckte sich namentlich in den letzten 6 Jahren seines Lebens auch über Deutschland, Polen und Ungarn. Schon im J. 1442 war Capistrano auf Einladen des Bischofs Anton von Rotehan nach Bamberg gekommen und hielt daselbst Mission. Im J. 1451 verließ er mit 12 Genossen Italien und wollte nach Böhmen, um die Hussiten zu bekehren. Da ihm aber der Zugang in das Innere Böhmens verschlossen blieb, so predigte er ringsumher in deutschen Landen. Wir treffen ihn zu Wienerisch-Neustadt (Civitas Nova). Wien, von wo sein Gefährte und Biograph Nikolaus de Fara am 24. Juli 1451 einen ziemlich ausführlichen Brief nach Hause schrieb, dann zu Erfurt, Jena, Halle, Magdeburg, Zerbst, Wittenberg, Leipzig, Meissen, Camenz, Bautzen, Görlitz, Liegnitz, Halberstadt etc., sowie auch in Amberg, Neumarkt, Eichstätt, Nürnberg, Regensburg, Eger, Klattau und an vielen andern Orten. In Breslau verlebte er mehrere Monate (1453) und predigte dann mit besonderem Segen noch in Mähren und Schlesien. Im Monate September 1454, an einem Samstage, kam er auch nach Augsburg, wo er mit seinen 12 Gefährten bei seinen Ordensbrüdern, den Barfüßern, wohnte. Er war, wie ein Augenzeuge 4 erzählt, mit großen Ehren empfangen und zuerst nach St. Ulrich geführt worden, wo er in der Kirche betete. Er blieb 6 Tage und kam alle Tage um 6 Uhr früh auf den Frohnhof, wo er auf einem eigens errichteten Altare die heil. Messe las und hierauf in lateinischer Sprache eine Predigt hielt, welche 1½ bis 2 Stunden dauerte und dann von einem seiner Gefährten, Namens Fridericus, ins Deutsche übertragen wurde, obwohl sein Vortrag selbst schon großen Eindruck machte. Es waren dabei wohl 20,000 Menschen anwesend. Nachmittags zwischen 3-4 Uhr kam er wieder, und es wurden durch sein Gebet, sowie durch die Fürbitte des hl. Bernardinus viele Kranke geheilt, wie ein anderer Zeitgenosse, Namens Hektor Mielich als Augenzeuge angibt etc. Kurz zuvor war er in Polen gewesen, wohin ihn König Kasimir geladen hatte. Auch in diesem Lande hatte er mit Erfolg gegen die Hussiten gewirkt. - In Folge des Falles von Constantinopel (1453) suchten die Türken immer weiter gegen Westen vorzudringen. Die Päpste, die große Gefahr, die dem Abendlande drohte, wohl erkennend, gaben sich alle Mühe, dieses Unternehmen zu vereiteln. Auf dem Reichstage zu Frankfurt suchte Capistrano vergebens die Fürsten zu gemeinschaftlichem Kampfe gegen den Erbfeind der Christenheit zu bewegen. Bei herannahender Gefahr begab er sich aber dann im J. 1455 im Auftrage des Papstes Calixtus III. und seines Legaten Aeneas Sylvius (nachmaligen Papstes Pius II.) nach Ungarn, wo er auf Veranlassung des Bischofs von Csanad zuerst in Temeswar, dann auch an andern Orten das Kreuz predigte und durch sein Gebet und seine Feuerreden, sowie durch seinen Muth und seine Klugheit das Meiste zu dem Siege beitrug, den der tapfere ungarische Feldherr Johannes Corvinus (Hunyades) bei Belgrad (Alba Graeca, auch Nanderalba oder Alba allein) im Jahre 1456 über die Türken erfocht und zwar am Feste der hl. Maria Magdalena (22. Juli), wie aus dem Briefe hervorgeht, den der hl. Johannes unmittelbar nach der Schlacht und noch ganz müde von derselben, wie er selbst sagt, an Papst Calixtus III. schrieb (S. 382 nr. 351), und in welchem er ausdrücklich bemerkt, daß weder er, noch der Muth seiner Kreuzfahrer, sondern nur Gottes Kraft diesen Sieg errungen habe. Zur Erinnerung an diesen Sieg wurde vom Papste das Fest der Verklärung Christi am 6. August, an welchem er von diesem Siege Kenntniß erhielt, für die ganze Kirche vorgeschrieben. Aber leider schon am 11. August starb der Feldherr, dem unser hl. Johannes im Todeskampfe beistand. Doch auch diesem schlug bald die Todesstunde. Es ergriff ihn nämlich in Folge der übergroßen Anstrengung und der verpesteten Luft eine gefährliche Krankheit, die das Schlimmste befürchten ließ. Er ging daher auf den Rath Anderer zuerst nach Szalankemen (zwischen Peterwardein und Belgrad) und ließ sich dann nach Illok (Villacum) 5 bringen, einer kleinen Stadt am rechten Donau-Ufer in der Gespanschaft Syrmien, wo ihn König Ladislaus von Ungarn besuchte, und wo er nach Empfang der heil. Sacramente an einem Samstage den 23. Oct. 1456 in einem Alter von 71 Jahren selig verschied. Am Freitag darauf fand sein Leichenbegängniß statt. Schon während seiner Lebenszeit hatte ihn Gott durch die Wunderkraft verherrlicht. Noch mehr geschah dieses nach seinem Tode. Der Sieg, welcher im J. 1683 von dem polnischen Könige Sobieski bei Wien über die Türken erfochten worden ist, wurde besonders der Fürbitte des hl. Johannes Capistranus zugeschrieben. Sogleich nach seinem Tode stellten Fürsten und Städte (auch Augsburg durch seinen großen Bischof Peter von Schaumburg) an den Apostolischen Stuhl die Bitte um Canonisation des Dieners Gottes. Papst Leo X. gestattete sofort seine Verehrung zu Capistrano, und Gregor XV. im ganzen Orden. Alexander VIII. canonisirte ihn im J. 1690; aber erst Benedict XIII. erließ am 4. Juni 1724 die Canonisations-Bulle, welche bei den Bollandisten §. XLIII. S. 420 enthalten ist. Einige wollten für ihn den Titel eines Apostels haben und stellten daher an den päpstlichen Stuhl ihre deßfallsigen Bitten, die aber bis zur Stunde ruhen. Sein heil. Leib kam später nach Nagy-Szöllös (Zolasium), ging aber dann durch die Feindseligkeit der Irrlehrer verloren; doch soll er jetzt zu Bißtriz (Bistricium) am linken Donau-Ufer in der kleinen Wallachei ruhen. Sein Birret ist in Rom, und dort befinden sich auch seine Schriften verschiedenen Inhalts, von welchen der Bollandist S. 437 nicht weniger als 46 aufzählt, die später Antonius Sessa in 5 Bänden herausgab. - S. 534 findet sich bei den Bollandisten ein Bild, auf welchem der hl. Johannes Capistranus dargestellt ist im Franciscaner-Habit mit einem aufgenähten Kreuze, in der linken Hand ein Buch, in der Rechten eine Fahne mit dem Namen Jesus (ihc). - Unser hl. Johannes steht auch im Mart. Rom. am 23. October, aber ins römische Brevier ist er noch nicht aufgenommen. (X. 269-552.)
1 ▲ Einige geben das Jahr 1365, Andere das J. 1385. Andere (z. B. But. XV. 432) das J. 1385 als sein Geburtsjahr; allein der Bollandist van Hecke citirt S. 274. nr. 18 einen Brief des hl. Johannes aus Judenburg vom 1. Mai 1455, in welchem er selbst sagt, daß er am kommenden Feste des hl. Johannes des Täufers sein 70. Lebensjahr antrete; also kann wohl kein Zweifel seyn, daß er am 24. Juni 1386 geboren ist.
2 ▲ Daß er bereits verheiratet war, seine Frau aber später gestorben sei etc., wie es bei Butler, und nach diesem im Allg. Mart., bei Vogel etc. heißt, haben wir bei den Bollandisten nicht finden können; im Gegentheil spricht der hl. Johannes selbst in der oben bezeichneten Erzählung nur von einer verlobten Braut (sponsa jurata), die dann später zwei Andere geheiratet habe etc.
3 ▲ Daß und wie diese Buchstaben den Namen Jesus bezeichnen, wurde schon oben S. 19 und 167 dargethan. Die bei den Bollandisten im Anhange (S. 546) gegebenen Briefe des hl. Johann's Capistranus beginnen alle mit dem Zeichen IHC. Uebrigens kommen nach dem Bollandisten (S. 319 nr. 162) schon in den ersten Zeiten des Christenthums solche Abkürzungen (sigla) des Namens Jesus vor. So wird in dem kath. Briefe, der dem hl. Apostel Barnabas zugeschrieben wird, also dem ersten Jahrhunderte angehört, die Wirksamkeit der Beschneidung aus dem Glauben an den kommenden Messias abgeleitet und dieses unter Anderm durch die griech. Buchstaben IH, welche den Namen Jesus bezeichnen, und durch das griech. T, welches das Kreuz andeutet, nachgewiesen, indem auf die 318 Knechte hingewiesen wird, die Abraham beschnitten hat, während das griech. T = 800, I = 10 und H = 8 ist, somit alle drei Buchstaben die Zahl 318 geben.
4 ▲ Johannes Frank, Benedictiner von St. Ulrich, in seinen Annalen, die in Steichele's »Archiv für die Geschichte des Bisthums Augsburg« (Bd. II. S. 78 ff.) sich finden. Das hier Erwähnte steht S. 88-60, wo auch vorkommt, daß auf Veranlassung des hl. Johannes Capistranus ein ganzer Wagen voll Kartenspiele, dann 15,006 Brettspiele und viele Würfel auf den Frohnhof gebracht und verbrannt worden sind.
5 ▲ Diese Stadt, die bei Donin auch Elloc heißt, ist nicht zu verwechseln mit Villach (Villacum) in Ober-Kärnthen, wo der hl. Johannes auch gepredigt hatte. Ein von Illok verschiedenes »Willak bei Sirmich« konnten wir aber nicht finden.