Ökumenisches Heiligenlexikon

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Maria von Oignies (von Nivelles)


B. Maria (23. Juni). Diese selige Maria führt von dem Orte ihres Aufenthaltes und Todes den Beinamen »von Oignies« (Oigniacensis). Sie war um das J. 1177 von angesehenen und reichen Eltern zu Nivelle in Brabant geboren. Von Kindheit an gab sie Proben außerordentlicher Frömmigkeit. Das Gebet, dem sie mit so vieler Liebe oblag, übte sie schon als zartes Mädchen mit besonderer Innigkeit. Alle ihre Reden und Handlungen gaben zu erkennen, wie tief das Verlangen, Gott zu gefallen, in ihr wurzelte. Sie wäre am liebsten Jungfrau geblieben, fügte sich aber dem Willen der Eltern, als diese ihre Verehelichung wünschten. Erst 15 Jahre alt, bewies sie, wie nicht das Alter, sondern die Gnade und die treue Mitwirkung mit derselben tüchtige Ehefrauen bildet. Sie war ihrem Manne zärtlich zugethan und wußte seine Zuneigung so zu benutzen, daß sie beide ihre Kräfte den Werken der Frömmigkeit und der Nächstenliebe, namentlich dem Dienste der Aussätzigen, zuwendeten. Sie gewann auf diese Weise auch in weitern Kreisen Einfluß; es gelang ihr, wo sie immer hinkam, den Geist der Lästerung und des Fluchens zu verbannen. Trostlose aller Art nahmen zu ihr Zuflucht und fanden Hilfe. Dabei übte sie Werke der Abtödtung, »die mehr zu bewundern als nachzuahmen sind«, besonders zu Willembroke, wo die beiden Eheleute ihren Aufenthalt genommen hatten 1. Ihr frommes Leben war eine so eindringliche Predigt, daß man sie nur sehen durfte, um von Abscheu gegen die Sünde und Liebe zum Guten durchdrungen zu werden. Mehrere hartnäckige Sünder, die zu ihr kamen, bekehrten sich. Sie arbeitete unablässig und theilte den Arbeitslohn mit den Armen. Es ist nicht erwiesen, daß sie mit ihrem Manne in jungfräulicher Ehe gelebt habe, aber es ist wahrscheinlich, da eine alte Collecte, die ehedem ihr zu Ehren gebetet wurde, sie Jungfrau nennt. Auch ist von Kindern, die aus ihrer Ehe hervorgegangen wären, nichts bekannt. Ihre Lebensgeschichte schweigt auch von dem Tode ihres Mannes. Da sie eine besondere Verehrung zur seligsten Gottesmutter trug, so brachte sie ihre letzten Lebenstage bei der Liebfrauenkirche von Oignies zu, wohin sie schon früher alljährlich gewallfahrtet war. Es scheint, daß sie in ihren letzten Tagen nur von der hl. Communion ihr Leben fristete. Die Lebensgeschichte sagt nämlich wörtlich: »Die 53 letzten Tage ihres Lebens hatte sie keinen Hunger als allein nach dem Leibe Christi, vor allem andern hatte sie einen unüberwindlichen Eckel.« Vor ihrem Hinscheiden hatte sie noch eine Erscheinung der seligsten Jungfrau, ihrer Zuflucht und einzigen Trösterin. Sie offenbarte der Seligen ihr nahes Ende, worauf sie sich in den Himmel versetzt glaubte und laut das Alleluia sang. Nach einem innigen Dankgebete für alle während ihres ganzen Lebens vom himmlischen Vater empfangenen Gaben, empfing sie die hl. Oelung, und verschied, 36 Jahre alt, am 23. Juni 1213. Ihr Biograph Jacob von Vitry, welcher als Regular-Kanoniker von Oignies sie persönlich kannte, hat als Legat des P. Honorius ihren Leichnam im J. 1226 erhoben. Dasselbe geschah im J. 1333 und nach eingeholter Erlaubniß des Papstes Paulus V. zuletzt noch im J. 1608. Sie wurde als besondere Fürbitterin der Gebärenden, denen man ihr wollenes Unterkleid zu bringen pflegte, angerufen. Ihre Reliquien befinden sich, in einen silbernen Schrein eingeschlossen, hinter dem Hochaltar unserer lieben Frau von Oignies. (IV. 630-684).

1 Von diesem Orte war zur Zeit, wo die Boll. sie beschrieben, nur mehr eine arme Bauernhütte zu sehen.




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zuletzt aktualisiert am 20.10.2018
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